Dribbelkünstler muss erst laufen

10.07.2008 | Stand 03.12.2020, 5:46 Uhr

"Ich will, dass mich die Leute auf der Straße erkennen." Der portugiesische Stürmer Jaime Braganca hat sich beim FC Ingolstadt viel vorgenommen. - Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Trainer Thorsten Fink will mit dem FC Ingolstadt in der zweiten Liga nicht nur erfolgreich, sondern auch attraktiv spielen. Jaime Braganca ist dabei auserkoren, für die Schmankerl zu sorgen. "Er ist ein Dribbelkünstler und soll Tore vorbereiten", kündigte Fink bei dessen Verpflichtung an.

Soweit der Plan. Die Wirklichkeit sieht momentan für den 25-jährigen Portugiesen etwas anders aus. Im rechten Oberschenkel zwickt es, der 83 kg schwere Angreifer soll einige Pfunde abspecken und ein straffes Fitnessprogramm durchziehen. "Jaime muss an seinem Körper arbeiten und laufen, laufen, laufen. Aber wir werden ihn behutsam aufbauen. Von seinen Fähigkeiten hat er Erstliganiveau", sagte Fink gestern.

Braganca zeigt sich einsichtig. "Ich bin ein so hartes Training nicht gewohnt. Ein Kilo habe ich schon abgenommen, aber es sollen wohl noch zwei bis drei weniger werden", meint der 1,83 Meter große Linksfuß. Wird er deswegen Extra-Schichten einlegen? "Nein, nein", wehrt Braganca mit einem halb erschrockenen, halb verlegenen Lächeln ab. "Was wir jetzt machen, ist schon hart genug. Aber es geht, weil oft der Ball mit im Spiel ist."

Der dunkelhäutige Stürmer aus Lissabon will sich durchbeißen. "Ich bin jetzt 25 und es wird Zeit, dass ich mein ganzes Potenzial zeige. Ich bin ehrgeizig und will, dass mich die Leute auf der Straße erkennen. Darum bin ich hier. Und ich bin sicher, Deutschland ist das richtige Land, damit ich besser und aggressiver werde", sagt Braganca.

Mit seiner bisherigen Karriere ist der Spross einer afrikanischen Familie – die Eltern Aldina und Anibal wanderten von der Äquatorial-Atlantik-Insel Sao Tome und Principe nach Portugal aus – nicht zufrieden. Als Jugendspieler einst Mannschaftskamerad von Cristiano Ronaldo, kam er mit 19 bei Maritimo Funchal in die erste portugiesische Liga. "Aber der Trainer hat nicht auf mich gebaut", erklärt Braganca, der danach in der zweiten Liga sein Glück versuchte. "Da wird aber nicht sehr viel gezahlt, also ging ich nach Arabien. Bei Al Riffa hatte ich zwar einen guten Vertrag, aber der Fußball ist nicht professionell, darum bin ich jetzt in Deutschland", sagt der portugiesisch und englisch sprechende Stürmer. Und er will versuchen, sich schnell zu integrieren. "Ich bin sehr freundlich aufgenommen worden, die Leute sind sehr nett, die Stadt ist ruhig und Daniel spricht meine Sprache, das hilft mir sehr. Ab nächster Woche haben wir auch Deutschunterricht, und dann kann ich mich hoffentlich bald leichter unterhalten." Behilflich soll ihm auch seine Familie sein. So ist ein Besuch der Eltern und seiner älteren Schwestern Josina und Nahir fest eingeplant. "Ich habe sehr engen Kontakt zu meiner Familie. Sie wird mir beim Einrichten der Wohnung helfen. Ich will mich dann ganz auf den Fußball konzentrieren."

Das wird auch nötig sein. Denn bis zum Saisonstart sind es nur noch vier Wochen. Da wagt selbst Daueroptimist Thorsten Fink keine feste Prognose. "Ob er es bis dahin schafft, weiß ich nicht. Für 90 Minuten wird es wohl nicht reichen", meint der Trainer, ergänzt aber: "Wir werden ihn individuell fördern. Wie gesagt, er muss hart arbeiten, aber ich bin sicher, dass wir dann viel Freude an ihm haben werden."