"Drachenfliegen zählt zu den sichersten Sportarten, die es gibt"

09.08.2006 | Stand 03.12.2020, 7:38 Uhr

Oberemmendorf (duh) Wer hat noch nicht ihre bunten Gleitschirme am Himmel über dem Altmühltal entdeckt und ihren Flug eine Weile verfolgt? Die Rede ist von den Mitgliedern des Drachenfliegerclubs Ingolstadt, die seit 1978 ihre Flüge von der Abflugrampe in Oberemmendorf starten. Der DONAUKURIER wollte von den Gleitschirm- und Drachenfliegern wissen, wie sie zu diesem ungewöhnlichen Sport gekommen sind, was für besondere Erlebnisse sie in der Luft hatten und wie gefährlich ihr Hobby wirklich ist.

Schon seit 18 Jahren ist Fritz Damrath (40), Elektriker bei Audi in Ingolstadt, regelmäßig mit seinem Gleitschirm in den Lüften unterwegs. "Ein Fernsehbericht hat damals mein Interesse für den Flugsport geweckt." In all den Jahren musste er einige Turbulenzen überstehen. "Bei unruhigem, ständig wechselndem Wind kann es schon mal brenzlig werden. Etwas Schlimmes ist mir aber nie passiert." Schade findet er, dass es im Flugsport derzeit wenig Nachwuchs gibt. "Der Altersdurchschnitt liegt bei uns zwischen 40 und 50 Jahren. Das liegt wohl daran, dass die Ausbildung relativ teuer ist."

Eine Flugpause legt Birgit Wernicke (38) aus Schwandorf derzeit ein. "Als Mutter dreier Kinder bleibe ich lieber auf dem Boden." Sie ist durch ihren Mann zum Gleitschirmfliegen gekommen. "Zunächst benutzten wir die Gleitschirme als Abstiegshilfe nach Bergwanderungen. Damals konnte man einen Gleitschirm noch einfach in den Rucksack packen. Helm, Rückenprotektor und Rettungsfallschirm gab es nicht!" Als sie mit dem Flugsport begann, war das Fliegen mit Gleitschirmen noch etwas Neues. "Von den etablierten Drachenfliegern wurden wir schon etwas belächelt."

Auf äußerst ungewöhnlichem Wege kam Karl Lang (41), Steinmetz aus Winterzhofen bei Berching, zum Flugsport. "Ein Freund konnte seine Schulden bei mir nicht bezahlen und gab mir statt des Geldes seinen Flugdrachen. Eine Flugschule wollte den Drachen zu Dekorationszwecken haben und bot mir dafür an, den A-Flugschein im Gleitschirmfliegen kostenlos machen zu können." Auf die Frage nach seinem gefährlichsten Erlebnis lacht er und erzählt: "Am dem Tag, an dem mir mein Flugschein ausgestellt wurde, hing ich mit fünf gebrochenen Rippen in einer Eiche." Das blieb aber sein schlimmster Unfall und ans Aufhören habe er "auch damals keinen Gedanken verschwendet".

Seit mittlerweile 16 Jahren ist Willi Port , Geschäftsführer aus Neumarkt, Mitglied im Drachenfliegerclub. Vorher waren Modellflugzeuge sein Hobby, doch eines Tages kam der Wunsch in ihm auf, selbst zu fliegen. "Zuerst wollte ich nur fünf Meter hoch, und dann immer und immer höher." Viele Jahre hatte er eine Erlaubnis für Tandem-Gleitschirmflüge. Port hob deshalb auch nur zu gerne gemeinsam mit seinen Kindern ab. Der Abenteurer überquerte sogar schon Gebiete Südamerikas mit einem Motor-Paraglider und war außerdem noch in Neuseeland, Nordafrika und Spanien unterwegs.

Eine enorme Strecke hat Michael Schmidt (50), selbstständig, aus Reichertshofen, mit seinem Drachen zurückgelegt. 1992 flog er von Böhming bei Eichstätt bis ins 269 Kilometer entfernte Lemberg im Elsass. "Ich wollte an diesem Tag einfach sehen, wie weit ich komme. Nach sieben Stunden Flug muss te ich abends zu Hause anrufen und darum bitten, dass mich jemand aus Frankreich abholt!" Er ist seit fast 30 Jahren Drachenflieger und ihm ist noch nie etwas zugestoßen. "Der Flugsport hat seinen schlechten Ruf aus der Anfangszeit, als die Geräte noch nicht ausgereift waren. Heute zählt das Drachen- und Gleitschirmfliegen zu den sichersten Sportarten, die es gibt."