Die vermeintlich dunkle Seite von "FJS"

18.09.2009 | Stand 03.12.2020, 4:39 Uhr

Wilherlm Schlötterer signiert nach der Autorenlesung noch Exemplare seines Werks "Macht und Missbrauch". In dem Buch erhebt er Korruptionsvorwürfe gegen die CSU-Spitze. - Foto: kck

Bergen (kck) Misstrauisch blickt Franz Josef Strauß vom Einband, so als wüsste er, dass in diesem Druckwerk nichts Gutes auf ihn wartet. "Macht und Missbrauch" lautet der Titel des Buchs. Zwei Schlagworte, die gerne verwendet werden, um die Laufbahn der Polit-Legende und ihrer Vasallen zu charakterisieren.

Dabei soll bei diesem Buch weniger die bloße Polemik als vielmehr das pure Faktum im Vordergrund stehen. Es ist aus der Feder von jemandem, der es wissen muss: Wilhelm Schlötterer war viele Jahre lang einer der leitenden Finanzbeamten im Freistaat.

Strauß‘ Erbe

Am Donnerstag präsentierte der Autor nun einzelne Episoden seiner Aufzeichnungen im Hotel Zum Klosterbräu in Bergen. Etwa 50 Personen waren gekommen, um seinen Ausführungen über die vermeintlichen Machenschaften von Strauß zu folgen. Schon der erste Punkt in seinem Vortrag war ein Thema mit einiger Brisanz: Das Vermögen, das "FJ" Strauß nach seinem Ableben hinterlassen hat. Manchen Gerüchten zufolge 200 bis 400 Millionen Mark, Strauß‘ Tochter Monika Hohlmeier habe einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag bestätigt. Mit dem Gehalt eines Ministerpräsidenten seien aber solche Summen schwer erreichbar, führte Schlötterer aus.

Vielmehr ließe sich hier eine direkte Brücke schlagen zu einigen Personen, die bei Strauß ein- und ausgegangen seien: Dieter Holzer, Karlheinz Schreiber, Al Kasar; allesamt im Gewerbe der Rüstungslobbyisten und Waffenhändler zu Hause, wo horrende Provisionszahlungen gang und gäbe seien.

Prominente Namen

Weitere prominente Namen, die in der eineinhalbstündigen Lesung fielen, waren Erich Riedel, Alfred Sauter und nicht zuletzt Erwin Huber und Edmund Stoiber – entweder weil sie die Macht ihres Amtes für eigene Zwecke kanalisiert haben sollen (Huber, Stoiber) oder weil sie Opfer einer Mischung aus Filz und persönlicher Missgunst geworden seien (Riedel, Sauter).

Im Anschluss folgte eine Diskussion mit dem Autor, die sich von den Details des Buches abwandte und ganz allgemein das Thema Korruption in Bayern ins Visier nahm. Die Wahlergebnisse der CSU würden sicher einiges begünstigen, meinte der Autor.

Schlötterer, selbst 30 Jahre lang CSU-Mitglied, trat jedoch entschieden gegen eine Pauschalierung des Korruptionsvorwurfs ein: Nicht jeder, der bei der CSU ist, sei automatisch bestechlich. Im Grunde sei es eben eine Charakterfrage, wie sehr man sich von bestimmten Dingen verführen lasse.