Kleinhohenried
Die verborgene Schönheit der Donaumoos-Landschaft

Sieben Künstler aus der Region Donau-Paar zeigen im Haus im Moos knapp 40 Arbeiten

04.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr |

Diese Mooreichenskulptur von Bernd Thomas Zimmermann wurde von vielen Besuchern bei der Ausstellungseröffnung bewundert. - Fotos: Hammerl

Kleinhohenried (SZ) Das Donaumoos ist eine besondere Landschaft - in seiner Farbgebung, der hügellosen Ebene, den Gräben und seiner Pflanzenwelt. Sieben Künstler aus der Region Donau-Paar haben sich davon inspirieren lassen und stellen nun im Haus im Moos aus.

"Das Donaumoos - die verborgene Schönheit" lautet der Titel der Ausstellung mit knapp 40 Arbeiten, mit Malerei, Holzschnitten, Skulpturen. Sieben Künstler bedeuten "sieben künstlerische Sichtweisen", wie der Untertitel bereits verrät. Hinzukommen sollen noch zahlreiche weitere, denn die Ausstellungsbesucher sind noch mehr als sonst aufgerufen, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Und zwar nicht nur zu den Kunstwerken selbst, sondern vor allem zu der Landschaft, die sich darin spiegelt - mal mehr, mal weniger.

Sig Fabigs Ölgemälde "Nebel im Moos" und "Schilf" sehen verdächtig nach dem Schrobenhausener Goachat aus, könnten aber natürlich auch im Moos entstanden oder ihm nachempfunden sein. Ganz anders im Stil die kleinformatigen Werke in Papier auf Papier mit Kleber und UV-Schutz, die einen ganz neuen Sig Fabig zeigen: Gerade Schnitte, geometrische Flächen, nur die Farbgebung mit reichlich Hellblau, Lindgrün und weiteren Pastellfarben erscheint bekannt, wenn auch deutlich farbintensiver als gewohnt. Fabig betont die Ebene des Mooses, seine geraden Linien. Nur die Silhouetten im Hintergrund verfügen über geschwungene Formen, ganz so, wie der Blick übers Moos an klaren Tagen die umgebenden Hügel zeigt. Ganz ähnlich das Ölbild "Weites Land" mit dem moostypischen Birkenstamm im Vordergrund und großen, geometrisch, teils schräg geschnittenen Feldern, wie sie das Donaumoos entlang der Gräben aufweist.

Die wohl - im übertragenen Sinne natürlich - greifbarsten Exponate sind die zwölf tiefschwarzen Skulpturen von Bernd Thomas Zimmermanns Moor-Eichen-Zyklus, vom schlanken "großer Spross" bis zum "Schalen-Objekt", das bereits Richtung Gebrauchsgegenstand geht. Sieglinde Bottesch arbeitet mit unterschiedlichsten Materialien, hat beispielsweise "Sämereien" in gewachstem Chinapapier und gebranntem Ton arrangiert oder tituliert Pflanzenrinde mit "Manchmal möchte ich mich verstecken" - was im Donaumoos gar nicht so einfach ist. Beinahe klassisch Viktor Schecks "Moosbirken", die den Flyer der Ausstellung zieren und hinter den drei Birkenstämmen eine fröhlich getupfte vielfarbige Landschaft unter weißblauem Himmel mit Schäfchenwolken zeigen.

Karin Roth geht die Aufgabe mit der ihr eigenen Akribie und vor allem konkret an, setzt das "Moos" in blaue, grüne sowie braune Linien um und geht mit ihrer Zeichnung auf Edelstahl "Zeitfenster" in eine andere Dimension: Die Zeit, die für das Donaumoos abzulaufen droht, wie Landrat Roland Weigert und Stiftungsvorstandsvorsitzender Stefan Kumpf mahnen. Letzterer stellte die Ausstellung als ersten von drei Projektteilen vor. Im zweiten entstehe an der Mittelschule in Karlskron ein zweimal drei Meter großes Kunstwerk der Schüler mit Viktor Scheck, im dritten unterstützten die Künstler Grundschüler in Königsmoos und Karlshuld bei deren Einzelwerken. Weigert wünschte sich, "dass die Ausstellung Sensibilität fürs Niedermoor schafft und eine Diskussion anstößt". Denn werde die Moorsackung nicht gebremst, gehe dieser "einzigartige Naturraum" verloren.

Rudolf Ackermanns Holzschnitte erinnern an Bodenprofile und lassen Assoziationen zum Torfstich zu. Den größten Spielraum für den Betrachter, eigene Bezüge zum Moos herzustellen, gewähren Werner Kapfers Farbchromatiken. Einen eigenwilligen Bezug hat Laudator Dieter Distl für Kapfers "Farbfeld blaubraun" gefunden: "Das trägt die Farben des SV Karlshuld". Distl blickte 200 Jahre zurück auf das Geburtsjahr Max von Pettenkofers, den er als ersten Künstler ausfindig gemacht hat, der sich künstlerisch mit dem Moos auseinandersetzte, wenn auch nicht über bildende Kunst, sondern in Gedichtform. Zu allen Zeiten, vor allem aber während der Romantik hätten sich Künstler zu Moorlandschaften hingezogen gefühlt, aus seiner Sicht aufgrund des Nebulösen, Märchenhaften und Verwunschenen, das ihnen anhafte, weniger der günstigen Grundstückspreise wegen, wie mitunter behauptet werde.

Die Ausstellung "Das Donaumoos - die verborgene Schönheit" ist bis Sonntag, 8. April, im Haus im Moos zu sehen. Geöffnet ist Dienstag bis Donnerstag von 8 Uhr bis 17 Uhr und Freitag von 8 Uhr bis 13 Uhr.

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