Ingolstadt
Die trüben Tage nehmen kein Ende

In diesem Winter fehlt es an Sonnenschein – Lichtmangel kann sich auf die Psyche auswirken

25.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

 

Ingolstadt (DK) Schnee und Kälte sind das eine – doch wenn es dazu noch an Sonnenschein mangelt, wird es richtig ungemütlich. Und der diesjährige Winter ist besonders trüb. Laut Deutschem Wetterdienst liegen die Sonnenstunden unter dem üblichen Schnitt. Das kann sich auch auf die Psyche auswirken.

Für die Meteorologen beginnt der Frühling schon in wenigen Tagen – nämlich am 1. März. Doch Frühlingsgefühle wollen beim aktuellen Wetter nicht wirklich aufkommen. Seit Wochen ist es nicht nur kalt – sondern vor allem auch trüb. Seit Anfang Dezember gab es in Deutschland keine 100 Stunden Sonnenschein – normal seien in den drei Monaten des meteorologischen Winters, laut Gerhard Lux vom Deutschen Wetterdienst (DWD), aber 160 Stunden. In Bayern sei es allerdings nicht ganz so dramatisch gewesen – auch wenn das viele vielleicht so empfinden. Doch auch hier seien es in diesem Winter zehn bis 15 Prozent weniger Sonnenstunden als üblich gewesen.

Temperaturmäßig lag der Winter in Bayern sogar leicht über dem Durchschnitt. Dass es vielen trotzdem so vorkommt, als wolle dieser Winter gar nicht enden und sei besonders schlimm, könnte laut Lux daran liegen, dass man bei langen Trübheits- und Kältephasen gerne mal verdrängt, dass es auch sonnige und wärmere Tage in diesem Winter gab.

Auch die Aussichten auf baldigen Frühling sind leider nicht besonders gut. „Es bleibt noch lange Winter“, verrät die für die Voraussagen zuständige DWD-Meteorologin. „Es wird allerdings ein bisschen wärmer.“ Zumindest tagsüber soll das Thermometer über null Grad anzeigen. Ab Mittwoch soll dann auch kein Schnee mehr fallen. Die schlechte Nachricht: „Die Sonne macht sich auch weiterhin rar.“

Vor allem der Lichtmangel kann sich negativ auf die Psyche auswirken, weiß Jürgen Hellbrück, Professor für Umweltpsychologie an der Universität Eichstätt-Ingolstadt. Wenn der Körper zu wenig Licht abbekommt, produziert die Zirbeldrüse mehr Melatonin. „Man geht davon aus, dass dieses Hormon das Müdewerden bewirkt“, sagt der Experte. So lässt sich beispielsweise bei Tieren, die Winterschlaf halten, eine erhöhte Melatonin-Konzentration feststellen. Beim Menschen führt das Hormon zunächst einmal zu Antriebslosigkeit. „Wenn jemand dazu neigt, kann das aber auch zu einer depressiven Verstimmung führen.“

SAD – Seasonal Affective Disorder – wird diese Art von „Winterblues“ auch genannt, von der laut Hellbrück Frauen eher betroffen sind als Männer. Damit es nicht dazu kommt, empfiehlt Hellbrück Spaziergänge an der frischen Luft. „Auf jeden Fall rausgehen. Am besten um die Mittagszeit, wenn die Lichteinstrahlung am stärksten ist.“

Auf die Tierwelt hat das Wetter indes keinen Einfluss. „Es ist einfach ein ganz normaler Winter“, sagt Christine Margraf vom Bund Naturschutz in Bayern. Nur wenn beispielsweise über Wochen eine dicke Schneedecke den Boden bedecke, könne es etwa für Greifvögel schwierig werden, an Nahrung zu kommen. Oder wenn es nach einer längeren Wärmephase noch einmal eisig kalt werde – aber manche Tiere schon aus ihrem Winterschlaf erwacht seien.

Für die städtischen Haushalte in Bayern ist der lange Winter dagegen ein Problem. Denn darunter leiden die Straßen. „Bei den Schlaglöchern zeichnet sich erheblicher Handlungsbedarf im Frühjahr ab“, sagt der Kemptener Winterdienst-Experte Uwe Gail. Wenn es in den nächsten zwei Wochen kalt und feucht bleibe, werde der Räum- und Streudienst die Städte heuer teurer zu stehen kommen als im Vorjahr.