Die tödlichen Folgen der Uranmunition

31.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Verseuchung durch Uran: Dr. Siegwart-Horst Günther (rechts) hat als erster Arzt die tödlichen Folgen des "Golfkriegssyndroms" dokumentiert.

Pfaffenhofen (PK) Weite Teile des Irak und Afghanistans gelten heute als radioaktiv verseucht. Immer mehr Babys werden dort mit schrecklichen Missbildungen geboren – eine Folge des Einsatzes von Uranmunition. Grimme-Preisträger und Dokumentarfilmer Frieder Wagner war mit den berühmten deutschen Arzt und Epidemiologen Dr. Siegwart-Horst Günther mehrfach im Irak und Kosovo unterwegs.

Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt der Atomindustrie. Auf über eine Million Tonnen werden die Bestände an abgereicherten Uran mittlerweile geschätzt. Die herkömmliche Entsorgung ist äußerst kostspielig. Intensiv wurde deshalb nach Wegen gesucht, sich dieses Materials zu entledigen. In Form der Uranmunition für das Militär, die in anderen Ländern verschossen wird, wurde offenbar ein solcher Weg gefunden. Über 300 Tonnen wurden bereits im Golfkrieg 1991 im Irak verschossen.

Uran hat eine extrem hohe Dichte, es ist fast doppelt so schwer wie Blei. Wenn ein Urangeschoss mit höchster Wucht auf eine Panzerung trifft, dringt es durch diese Panzerung hindurch wie ein Messer durch die Butter. Dabei werden allerdings winzige Uranoxid Partikel frei und verseuchen Boden, Luft und Wasser. Wird dieses Uranoxid eingeatmet, kann dies Krebs und Leukämie auslösen.

Ähnlich wie bei Aids bricht das Immunsystem zusammen, Nieren und Leber werden geschädigt. Die Uranpartikel wandern mit dem Blut ins Gehirn und zu den Eizellen. Es kommt bei den Betroffenen zu Chromosomen-Brüchen. Die Folgen sind heute im Kosovo, im Irak und auch in Afghanistan zu sehen: immer mehr Babys werden dort ohne Augen, ohne Kopf, ohne Hände und Füssen geboren, aber auch Zehntausende amerikanische Soldaten leiden mittlerweile unter dem "Golfkriegssyndrom". Es war der deutsche Tropenmediziner und Forscher Professor Dr. Siegwart-Horst Günther, der die tödlichen Folgen der Uranmunition als Erster entdeckte und beschrieb.

Günther ist eine einzigartige Persönlichkeit: als junger Mann gehörte er 1944 zur Widerstandsgruppe um Graf Stauffenberg und wurde in das KZ Buchenwald als Häftling eingeliefert. Mit seinem Freund Albert Schweitzer arbeitete er als Arzt in Lambarene und anschließend viele Jahrzehnte in Krankenhäusern in arabischen Ländern, so auch im Irak.

Infolge seines beruflichen Umgangs mit Uranmunition ist Professor Günther heute selbst schwer krebskrank. In seiner Vertretung kommt deshalb sein Freund, der Regisseur und Dokumentarfilmer Frieder Wagner nach Pfaffenhofen. Frieder Wagner hat für seine Dokumentationen zahlreiche Preise erhalten, so den Adolf Grimme Preis in Gold und Silber und zuletzt 2006 den "Europäischen Fernsehpreis" bei der Ökomedia 2004. Veranstalter des Abends mit Frieder Wagner über die tödlichen Folgen der Uranmunition ist der Verein "Freundschaft mit Valjevo”.