"Die Temperaturen drehen sogar noch etwas auf"

Meteorologe Dominik Jung erklärt die aktuelle Hitzephase, warum Deutschland seit Monaten austrocknet und wann es angenehmer wird

03.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:56 Uhr
Dominik Jung ist Meteorologe bei Q.met in Wiesbaden und liefert auch den Wetterbericht für unsere Zeitung. −Foto: Foto: privat


Herr Jung, das Wichtigste zuerst: Wann kommt endlich die lang ersehnte Abkühlung? 


Dominik Jung: Das lässt in den kommenden Tagen noch ein bisschen auf sich warten - bis mindestens nächsten Donnerstag. In der Region rund um Ingolstadt wird es bis dahin heiß bleiben. Die Temperaturen drehen sogar noch etwas auf. Dienstag und Mittwoch kann es erneut bis zu 36 Grad heiß werden. Erst dann ist ein Umschwung in Sicht und das Thermometer fällt unter 30 Grad.

Also normaler Sommer?

Jung: (lacht) Erfrierungen sind jedenfalls nicht zu befürchten. Die Temperaturen werden sich wohl bei 23 bis 25 Grad einpendeln. Hin und wieder sind dann auch Gewitter möglich.

Hinter uns liegt eine auffällige Periode mit Werten bis an die 40-Grad-Marke heran. Ist das für unsere Breiten noch normal?

Jung: Hitzephasen Mitte August oder auch schon im Juli sind nicht außergewöhnlich. Aber die Ausdauer dieser Hitzewelle ist doch bemerkenswert. Zwei Wochen am Stück mit diesen Temperaturen sind für uns in Deutschland relativ ungewöhnlich. In aller Regel halten solche Phasen nur einige Tage an.

Woher kommt diese Hitze und warum ist sie so konstant?

Jung: Wir hatten in diesem Jahr zuvor schon sehr lange sehr trockenes Wetter - deshalb die große Dürre in weiten Teilen des Landes. Diese kommt nicht nur durch die Hitze der vergangenen Tage. Es hat im Grunde genommen schon das gesamte Jahr hindurch zu wenig geregnet. Die Schuld an Trockenheit und Hitze trägt die eingefahrene Wetterlage. Normalerweise haben wir in Mitteleuropa Westwindwetter. Das bringt Tiefdruckgebiete und damit Feuchtigkeit zu uns. Doch solche Wetterlagen hat es eigentlich seit Februar nicht mehr gegeben. Deshalb konnten und können derzeit immer wieder stabile Hochs über Norddeutschland liegen, weshalb wiederum die Tiefs vom Atlantik nicht mehr durchkommen. Die Folge ist, dass es warm und vor allem trocken ist.

Nun darf man nicht den Fehler machen und Wetter mit Klima verwechseln. Aber ist das schon ein Zeichen, dass sich etwas verändert, oder kann man noch von Zufall sprechen?

Jung: Das ist erstmal Wetter und kann immer mal passieren. Es wird sich noch zeigen müssen, ob die nächsten Jahre ähnlich verlaufen. Wenn das öfter vorkommt, kann man sicher von einem Zeichen für Veränderung sprechen. Aber ich bin da lieber vorsichtig: Wir hatten 2003 den heißesten und auch trockensten Sommer seit Beginn der Wetteraufzeichnung. Viele Experten meinten sofort, so werde es weitergehen. Aber: Die 15 Sommer, die danach kamen, waren eher zu nass und alles andere als ungewöhnlich warm oder gar heiß.

Als Laie denkt man, wenn es so heiß und drückend ist, müsste es doch mal ordentlich krachen und schütten. . .

Jung: Es ist eigentlich gar nicht so drückend. Die Luftfeuchtigkeit ist nicht sonderlich hoch. Und wenn die Feuchtigkeit fehlt, können sich keine Wolken bilden und damit kein Gewitter.

Ist es möglich, dass uns eine solche Welle heuer nochmal trifft?

Jung: Ausschließen kann ich es natürlich nicht. Aber langsam wird der Sonnenstand tiefer und große Hitze damit immer unwahrscheinlicher.

Das Interview führte

Christian Tamm.