Allersberg - Das hat es bei der Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth auch noch nicht gegeben: Unter den fünf nominierten Frauen befindet sich die stärkste 17-Jährige Deutschlands. Amelie Hörner aus Allersberg ist die deutsche Meisterin der Gewichtheberinnen ihrer Altersklasse.
Beim ASV Neumarkt wird sie von einer Trainer-Legende betreut. Der 81-jährige Alfred Bechtold ist seit 52 Jahren im Geschäft und hat mit Karlheinz Radschinsky aus Postbauer-Heng im Jahr 1984 sogar einen Olympiasieger hervorgebracht. Die Olympische Spiele sind auch Amelie Hörners großes Ziel. "Das will doch sicher jeder, der seinen Sport ernsthaft betreibt", sagt sie.
Das Gewichtheben betreibt Amelie Hörner schon seit 2014. Und zwar ausgesprochen ernsthaft, wie die Erfolge zeigen. Sie ist auch ein wahres Ausnahmetalent. Im Juli hat die Allersbergerin ihren dritten deutschen Meistertitel in Folge gewonnen und sich für die Jugend-Europameisterschaft in Israel qualifiziert. Dort ist sie Anfang Dezember Zehnte geworden. "Es lief nicht alles nach Plan, aber eine Top-Ten-Platzierung war mein Ziel", schildert sie ihren ersten internationalen Wettkampf, bei dem sie insgesamt 174 Kilogramm in die Höhe gewuchtet hat: 97 im Stoßen und 77 im Reißen.
Ihre persönliche Bestleistung liegt bei 182 Kilo. 100 gestoßen und 82 gerissen. Allerdings im Training. 100 Kilogramm hätte sie auch fast in Israel geschafft. "Dann ist der Ellenbogen eingeknickt und der Stoß war ungültig." Dass Amelie Hörner im vergangenen Jahr herausragende Leistungen erbracht hat, ist aber nicht nur die Ansicht im Landkreis Roth. Denn die Allersbergerin ist - da sie für den ASV Neumarkt startet- auch für die Kür zur Sportlerin des Jahres in Ostbayern nominiert worden.
Dass Amelie Hörner schon als Mädchen zu ihrer durchauis außergewöhnlichen Sportart gefunden hat, ist freilich kein Zufall. Vater Reinhard war selbst aktiver Gewichtheber. Oft hat er seine Kinder zum Training nach Neumarkt mitgenommen. Nicht nur die jüngste Tochter hat er so für den Sport der starken Frauen und Männer begeistert. Auch ihre beiden Brüder und die Schwester waren oder sind aktiv mit der Hantel. Helene Hörner war 2018 deutsche Juniorenmeisterin.
"Ich fand's anfangs nicht so cool", gibt Amelie zu. Als aber ihr großes Talent erkennbar wurde, hat sie der Ehrgeiz gepackt. "Es ging schnell aufwärts", erinnert sie sich. Amelies Qualifikation für die Jugend-Europameisterschaft war jedoch nicht absehbar. Immerhin war das Qualifikationsgewicht mit 177 Kilo eine ziemlich hohe Hürde gewesen. "Doch dann haben wir das Training darauf ausgerichtet und es hat geklappt", schildert Amelie, die nach ihrem 18. Geburtstag in diesem Jahr in die Juniorenklasse wechseln wird.
Schon im Laufe des vergangenen Jahres wäre sogar eine Aufnahme ins Bundesleistungszentrum der Gewichtheber in der Nähe von Heidelberg möglich gewesen, was dann aber an schulischen Fragen gescheitert ist. Gegenwärtig besucht Amelie die elfte Klasse des Hilpoltsteiner Gymnasiums. Dort ist man durchaus stolz auf sie und legt ihr keine Steine in den Weg. "Ich bekomme immer Befreiungen für Trainingslager und Wettkämpfe", lobt sie den Umgang der Schule mit ihr als Leistungssportlerin.
So scheint der Weg sicher geebnet zu sein für ihren zweiten internationalen Auftritt. Denn heuer will sich Amelie Hörner sofort für die Europameisterschaft in ihrer neuen Altersklasse qualifizieren. Die Norm dafür hat sie drauf: 182 Kilo im Wettkampf sind gefordert. Und wenn es klappt, ist sie auch im nächsten Jahr eine heiße Anwärterin für die Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth. Dann als stärkste 18-jährige Deutschlands.
HK
Robert Schmitt
