Hilpoltstein
"Die Sonne schickt uns keine Rechnung"

Solarguru Franz Alt schimpft über "Homo Dummkopf" und weist Landkreisgrünen den Weg

25.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

"Die Klimafrage ist die Überlebensfrage der Menschheit", mahnte Franz Alt beim Jahresempfang der Rother Grünen. - Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Passenderweise den internationalen "Tag der Erde" hatte sich die Rother Kreistagsfraktion von "Bündnis 90/Die Grünen" für ihren Jahresempfang in der Hilpoltsteiner Residenz ausgesucht. Ging es doch thematisch um nichts Geringeres als die Zukunft der Erde.

Fraktionssprecher Wolfgang Scharpff begann mit einem Zitat des derzeit wohl bekanntesten Klimaschützers, Leonardo DiCaprio, und bedauerte gleichzeitig, dass der idealistische Hollywoodschauspieler nicht anwesend sei. "Ich muss allerdings gestehen, dass wir ihn auch nicht eingeladen haben", sagte Scharpff.

Eingeladen hingegen wurde ein anderer Mann, der sich schon seit vielen Jahrzehnten für den Planeten Erde einsetzt. Der Fernsehjournalist und Buchautor Franz Alt, der eine "solare Weltrevolution" für unbedingt notwendig und auch umsetzbar hält. Dieser hielt nach der Ansprache Scharpffs einen Vortrag zum Thema "Klimakrise, Energiekrise, Flüchtlingskrise - Wie alles mit allem zusammenhängt, und wie aus Krisen Chancen entstehen".

Zunächst malte Alt ein düsteres Bild vom Zustand der Erde im Jahr 2017. Eigentlich habe man auf der Weltklimakonferenz in Rio im Jahr 1992 beschlossen, die damals weltweit ausgestoßenen 22 Milliarden Tonnen Kohlendioxid pro Jahr massiv zu reduzieren. "Heute, 25 Jahre später, bläst die Menschheit stattdessen 35 Milliarden Tonnen Treibhausgas pro Jahr in die Luft." Ein großer Teil davon entstehe auch in Deutschland, denn wenngleich man in Sachen Stromerzeugung dank Solarenergie und Windkraft durchaus Erfolge vorweisen könne, so hätte man vor allem beim Verkehr praktisch nichts erreicht. Die Folge sei, dass der Klimawandel nahezu ungebremst voranschreite und dessen Folgen treffe zunächst einmal die armen Länder, die mit Dürre und Hungersnot zu kämpfen haben. "Da brauchen wir uns nicht wundern, dass diese sich auf den Weg zu uns machen, wenn ihre Heimat zerstört wird", sagte Alt, und erinnerte an die große Auswanderwelle in Deutschland im Jahr 1850, als dort die Menschen ebenfalls vor Hunger und Arbeitslosigkeit flohen.

"Die Klimafrage ist die Überlebensfrage der Menschheit", betonte Alt immer wieder, und der "Homo Dummkopf", wie er die Menschheit bezeichnete, sei sehr gut darin, dies zu ignorieren. Dabei sei die Lösung ganz einfach, wenn man nur wolle: Erneuerbare Energien und dabei allen voran die Sonnenenergie. "Denn die Sonne schickt uns keine Rechnung und erzeugt viel mehr Energie, als wir sie jemals verbrauchen könnten." Ein Umdenken sei dringend nötig, denn die Ölreserven, welche noch in der Erde liegen, zerstörten bei ihrer Verbrennung nicht nur das Klima, sondern gingen unweigerlich zu Ende. "Das Fracking ist keine Lösung, sondern verlängert nur das alte System".

Leider würden die Lobbyisten der konventionellen Energieversorger weltweit gute Arbeit darin leisten, einen flächendeckenden Ausbau von erneuerbaren Energien zu verhindern, so Alt. Das alles publik zu machen, sei nicht zuletzt die Aufgabe der Grünen. "Wer sollte das denn sonst machen? Die Kohlepartei SPD oder die Atompartei CDU" Auch wenn unter Kanzlerin Angela Merkel der Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen wurde, seien die meisten ihrer Parteimitglieder immer noch von dieser zerstörerischen Technologie überzeugt. Alt selber gehörte ebenfalls einmal der CDU an, trat aber aus, als diese nach dem Super-GAU von Tschernobyl im Jahr 1986 immer noch an der Atomkraft festhielt.

Inzwischen sei die Technik der regenerativen Energieerzeugung extrem vorangeschritten, Länder wie China würden bereits voll auf grünen Strom setzten und Probleme wie die Speicherfähigkeit von Strom würden auch noch gelöst werden, davon ist Alt überzeugt. "Wir leben in einer Welt, in der man zum Mond fliegen kann. Da kann mir keiner erzählen, dass die Batterietechnologie schon an ihrem Ende ist." Wichtig sei es vor allem, die Menschen davon zu überzeugen, dass eine saubere Energieproduktion der Schlüssel zur Lösung für die Rettung des Planeten Erde ist. "Auch dabei ist die grüne Partei gefragt." Eine bessere Akzeptanz in der Bevölkerung wäre unter anderem auch durch eine ästhetischere Anpassung von Solarpanels und Windrädern an die Landschaft möglich, wie ansprechende Fotografien solcher Anlagen aus aller Welt, die Alt mitgebracht hatte, bewiesen. "Besinnen Sie sich wieder auf ihre Urthemen, den Umwelt- und den Klimaschutz, denn derzeit wird mir angst und bange, wenn ich auf ihre Umfragewerte sehe", gab Alt den sichtlich beeindruckten grünen Parteimitgliedern mit auf den Weg.