Altmannstein
Die Situation spitzt sich zu

Waldbesitzervereinigung Altmannstein blickt auf ein Jahr voller Probleme zurück

03.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:16 Uhr

Altmannstein (DK) 2018 war kein gutes Jahr für den Wald. Das ist bei der Jahresversammlung der Altmannsteiner Waldbesitzervereinigung (WBV) am Freitag deutlich geworden. Der Klimawandel ist in diesem Bereich ganz besonders spürbar - die Waldbesitzer hoffen, dass es im kommenden Jahr wieder besser läuft.

"Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu", brachte der WBV-Vorsitzende Norbert Hummel das Jahr auf den Punkt. Hitze und wenig Regen begünstigten den Buchdrucker, es gab zu viel Schadholz, die Holzabfuhr war schwierig. "Es war ein intensives und arbeitsreiches Jahr mit viel Ärger", so Hummel. Immerhin konnten in Hagenhill und Pondorf zwei große Holzlagerplätze erschlossen werden.

Bei der Versammlung begrüßte Hummel neben zahlreichen Waldbesitzern seine Stellvertreterin im Bürgermeisteramt, Hannelore Eichenseher, die stellvertretende Landrätin Rita Böhm, Bezirksrat Reinhard Eichiner, Kreisbäuerin Christa Weber, Vertreter der Banken, des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, benachbarter Waldbesitzervereinigungen, der Forstreviere und der Holzindustrie. Auch für das kommende Jahr seien die Aussichten nicht so berauschend. "Wir können nicht zaubern."

Geschäftsführer Josef Lohr führte die Probleme in seinem Rückblick aus. "Die hohen Schadholzmengen der Stürme aus dem letzten Jahr, der trockene Sommer und der daraus resultierende rapide Anstieg der Borkenkäferschäden treffen viele Waldbesitzer sehr hart." In den Sommermonaten hätten die WBV-Mitarbeiter vor allem mit "der sich rapide zuspitzenden Borken- käfersituation" zu tun gehabt - und der dadurch notwendigen Aufarbeitung von Kalamitätshölzern. Damit zusammen hing ein starker Druck auf den Holzmarkt, der von schweren Stürmen Ende Oktober in Norditalien und an der Alpensüdseite noch erhöht wurde. Lohr sprach von 60 bis 70 Millionen Festmetern an kalamitätsbedingtem Schadholzanfall für Deutschland, die Tschechische Republik, Österreich, die Schweiz und Norditalien. "Kurz gesagt: Der Klimawandel ist auch im Wald unübersehbar angekommen." Lohr bedauerte, dass neben dem Wald und dem Holzmarkt mancherorts auch "der ehrliche und faire Umgang untereinander" leide.

Die stellvertretende Landrätin Rita Böhm betonte in ihrem Grußwort, welch große Bedeutung der Wald für den Landkreis Eichstätt habe. Ihr sei bewusst, wie wichtig die Wirtschaftlichkeit sei und dass bei der Bewirtschaftung auch Gewinn erzielt werden müsse. "Deswegen hoffen wir, dass es im nächsten Jahr nicht so weitergeht." Altmannsteins Vize-Bürgermeisterin Hannelore Eichenseher bezeichnete den Wald als "Lunge der Umwelt, die es zu erhalten und zu schützen gilt". Sie wünschte ein unfallfreies und erfolgreiches Arbeiten im kommenden Jahr.

Georg Huber, Vorsitzender der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Niederbayerns, sprach von Preisen auf dem Holzmarkt "unter der Gürtellinie" durch Stürme und Käfer. "Mit der Wirtschaftlichkeit schaut es mies aus." Die Säger seien zugeschüttet mit Holz, manche würden sogar keine neuen Kunden mehr annehmen. Umso wichtiger sei es, zusammenzustehen und langjährige Beziehungen zu pflegen. Huber sprach ebenfalls vom Klimawandel - und sieht hier die Gesellschaft und damit den Staat in der Pflicht. "Wir brauchen Unterstützung." Dass Holz weiterhin ein sehr wichtiger Rohstoff ist, steht für ihn außer Frage. Aber: "Wir müssen klimaresistente Pflanzen anbauen."

Auf die einzelnen Baumarten und vor allem ihre Schädlinge ging Stefan Huber von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Freising in seinem Vortrag näher ein. "Sie pflanzen für 100 Jahre oder länger", gab er den Anwesenden dabei mit auf den Weg. Anhand von Diagrammen zeigte er auf, wie sich die Niederschläge und die Temperaturen in den vergangenen drei Jahren entwickelt haben. Der Niederschlag war heuer im Sommer um 36 Prozent weniger als im langjährigen Mittel. Sein Fazit: "Wir sind mittendrin im Klimawandel." Und schlechte Bedingungen für die Fichte - nämlich weniger Niederschläge und dafür steigende Temperaturen - seien gut für den Buchdrucker. Deshalb forderte er die Waldbesitzer auf: "Suchen Sie die Käfer, es ist Ihr Wald, Ihr Eigentum." Besonders wichtig sei es, die erste Welle der Schädlinge zügig und komplett aufzuarbeiten, um eine großflächige Ausbreitung zu verhindern. Heuer begann der Schwärmflug des Buchdruckers sehr früh, der Stehendbefall war bereits ab Ende April.

Mit der Aufarbeitung von Käferholz sind auch die WBV-Mitarbeiter schwer beschäftigt. "Wir stoßen personell an unsere Grenzen", sagte Josef Lohr mit Blick auf die steigende Zahl an Waldpflegeverträgen in Verbindung mit dem jährlich heftigeren Borkenkäferbefall. "In kalamitätsfreien Jahren wäre es kein Thema, aber heuer haben wir es massiv gemerkt", so der Geschäftsführer der WBV. Der Borkenkäferbefall sei mit enorm viel Arbeit verbunden. Man müsse dauernd hinterher sein und die Bestände kontrollieren, dazu komme die Beantragung von Förderungen, für die ebenfalls ein hoher Personalaufwand notwendig sei. "Der Sektor wird sich ausweiten", sagte er mit Blick auf die Waldpflegeverträge, die bei der WBV für 2019 genau 1185 Hektar Fläche betreffen.

Lohr dankte dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie der Bayerischen Regierung für die gute Zusammenarbeit. Wichtig sei die Förderung gewesen, die es vom Staatsministerium für die Waldbauern gibt, die ihr Holz aus dem Wald rausfahren und es mindestens 500 Meter außerhalb auf anerkannten Lagerplätzen lagen. Gerade heuer sei die Abfuhr zu Sägewerken häufig verzögert und insgesamt nur schleppend gewesen, unter anderem, weil auch das hohe Borkenkäferaufkommen in Tschechien den bayerischen Holzmarkt belaste. Auch jetzt noch liege einiges an Holz, das von der WBV ausgelagert wurde, zum Beispiel im Bereich Kösching. Dementsprechend sagte er zum aktuellen Holzmarkt, gerade bei der Fichte: "Es sind keine berauschenden Preise, aber wenn wir uns die Situation am europäischen Markt anschauen, werden wir keine großen Sprünge machen." Doch seit 2015 gebe es eben keine ausreichenden Niederschläge mehr - "und wenn es ein bisschen dahinnässelt, ist das nicht brauchbar."

Lohr hofft nun, dass die WBV und die Waldbauern ungeschoren über den Winter kommen. "Bei Sturm oder nassem Schnee sind wir im Dilemma." Er riet den Waldbesitzern, nicht planlos durchzuforsten, sondern Rücksprache mit der WBV zu halten. Trotz der vielen Probleme gab Norbert Hummel den Anwesenden zum Ende mit auf den Weg: "Wir sind positiv gestimmt und hoffen, dass es im nächsten Jahr besser läuft." Und eines sei sicher: Die WBV werde in jedem Fall alles Menschenmögliche dafür unternehmen.

Isabel Ammer