Hemau
"Die Situation ist deprimierend wie noch nie"

Borkenkäfer und Preisverfall beim Holz: Waldbesitzervereinigung Hemau spricht von einem Katastrophenjahr

05.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:41 Uhr
Über alternative Baumarten referierte der Forstassessor Uwe Jeranek beim WBV-Treffen. −Foto: Bauer

Hemau (msb) "Noch nie war die Situation so deprimierend wie heute." Diese Worte von Josef Achhammer, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Hemau (WBV), bei der jüngsten Herbstversammlung drückten klar die aktuelle Situation in der Holzvermarktung aus. Neben Achhammers Bericht stand ein Vortrag über "Alternative Baumarten und Pflanztechnik" des Forstassessors Uwe Jeranek im Mittelpunkt des Treffens in Hemau.

 


Auch der WBV-Vorsitzende Andreas Schmid sprach von einer schlechten Zeit und einer "Situation, die schwierig zu greifen" sei. "Die Wertschätzung für den Wald und für die Leistung der Waldbesitzer - auch im Hinblick auf den Zukunftswald - ist überschaubar", stellte Schmid fest . Er verwies auf die bedeutende Funktion des Waldes zur Reduzierung des Kohlendioxid-Anteils in der Luft. Zudem habe die WBV in den vergangenen vier Jahren rund 300000 Bäume ausgeliefert. "Das ist eine Leistung auch für die Gesellschaft, die aber nicht oder nur wenig gesehen wird", bedauerte der Vorsitzende.

Achhammer beklagte weiter das "Fehlen jeglichen Spaßfaktors" bei der Waldarbeit und ging auf die Details ein. "Es war ein sehr trockenes Jahr", wobei spät einsetzende Frühjahrstemperaturen sowie Regen und kühles Wetter im Mai zumindest die Ausbreitung des Borkenkäfers erschwert hätten. Beim Sägeholz seien im Frühjahr geringe Mengen zur Vermarktung gelangt. Das zweite Quartal habe dann einen Preisrückgang gebracht und die kleineren Sägebetriebe hätten eher vorsichtig Holz eingekauft.

Schließlich seien die Holzpreise im dritten und vierten Quartal weiter gefallen. Ein Drittel der zuvor geschätzten Menge an Käferholz sei bei der WBV Hemau angefallen, "es gab viele Käferherde, aber keine größeren Einschläge", sagte der WBV-Geschäftsführer. Gut genutzt worden seien die neuen Sammellagerplätze - auch angesichts der staatlichen Förderung für den Abtransport von Schadholz aus dem Wald.

Detailliert ging Achhammer auf die diversen Segmente ein. Von einem "Katastrophenjahr" sprach er beim Papierholz, da hier ein Abnehmer eine Maschine stillgelegt hat und sich der Verkauf daher gravierend reduzierte. Eine verminderte Menge werde dieser Partner zwar weiterhin abnehmen, aber der Einbruch bleibe. Bei der Fichte stellte Achhammer trotz des kontinuierlichen Preisverfalls seit dem Jahr 2014 "etwas positivere" Vermarktungsmöglichkeiten fest, während die Kiefer bei den Käufern weniger gefragt sei. Eine "verhaltene Nachfrage" zeige sich beim Verpackungsholz. Gut nachgefragt seien Buche und Eiche, an Bedeutung gewinne Zaun- und Palisadenholz. Zusammenfassend meinte der Geschäftsführer, dass weiterhin eine Überversorgung mit Kalamitätsholz bestehe und die Nachfrage nach Frischholz verhalten sei. Von "ernüchternden Zahlen und Fakten" sprach der Vorsitzende Schmid, wobei die WBV Hemau aber "im Landesvergleich noch gut" dastehe.

Den Holzmarkt insgesamt beleuchtete der WBV-Förster Jakob Kiechle. So nannte er Importe auch aus Nachbarländern, höhere Dürrewerte etwa in Franken und Teilen Niederbayerns - bei sporadischen Regenfällen im Gebiet der WBV Hemau. "Die Sägeindustrie ist gut versorgt und kauft auch viel Holz aus ferneren Regionen", stellte Kiechle fest und verwies auf ein Holzüberangebot in Hessen. Ein Hoffnungsschimmer - trotz der europa- und weltweit sinkenden Konjunktur - sei das Baugewerbe, für das auch für das kommende Jahr gute Zahlen prognostiziert werden. Zudem würden die Holzexporte in die USA gut laufen.

In seinem Vortrag "Alternative Baumarten und Pflanztechnik" stellte Uwe Jeranek zunächst alternative Baumarten für die Fichte und die Esche vor und ging auf die klimatischen Veränderungen sowie die Rahmenbedingungen für die jeweiligen Alternativen ein. Bei der Pflanztechnik zeigte er die Vor- und Nachteile der Handarbeit beziehungsweise des Bagger-Krümlerverfahrens auf. Mit dem Hinweis an die Waldbesitzer, die neuen Aufkleber für die Rettungstreffpunkte zu nutzen, schlossen Achhammer und Schmid die Versammlung.