Neuburg
Die Schwelle zwischen Eleganz und Grusel

Schaurig, aber nicht klischeehaft: Das Oberstufentheater des Descartes-Gymnasiums zeigt "Dracula"

23.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Existenzielle Fragen wirft das Stück auf. −Foto: Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Es fließt Blut auf der Bühne, wenn das Oberstufentheater des Descartes-Gymnasispielt.

Was ist gut, was ist böse. "Dracula" lässt die Grenzen verschwimmen. "Ich wollte ein Theaterstück mit tieferem Gehalt", begründet Regisseur Tobias Jordan seine Wahl.

Wie viele existentielle Fragen das aus dem Jahr 1897 stammende Werk des irischen Schriftstellers Bram Stoker tatsächlich aufwirft, ist ihm jedoch erst beim Spielen bewusst geworden. Das Oberstufentheater zeigt die Bühnenfassung des Deutschen Theaterverlags im Stadttheater - ganz klassisch, keine Persiflage.

Was aber nicht heißt, dass der Humor zu kurz kommt. Zumindest während der Proben wird gelacht, wenn Dracula beim Abgang den Vorhang mit sich zieht oder Mina ihm ein imaginäres Kreuz entgegenstreckt. Amüsieren darf sich auch das Publikum, wenn Thomas Strahl im strengen Ton des Wissenschaftlers und völlig ernsthaft fragt: "Wer hat den Knoblauch abgehängt. " Er verkörpert den Wissenschaftler Dr. Abraham van Helsing. Der ist nicht gläubig, trägt aber dennoch ein Kreuz, "weil man sich damit gegen Untote verteidigt". Für ihn wirft das Stück die Frage auf, welchen Sinn Religion und Wissenschaft haben und ob die Menschheit nicht ohne beide besser dran wäre. In seiner Rolle ist die Antwort völlig klar - van Helsing steht überzeugt zur Wissenschaft, das Stück lässt dagegen die Antwort offen. "Ich persönlich denke, die Wissenschaft macht schon Sinn, aber man sollte sie immer wieder in Frage stellen", sagt der Elftklässler.

Hauptdarsteller Luca Weissörtel setzt sich mehr mit der Frage von Gut und Böse auseinander. Den - landläufig gesehen - Bösen zu spielen, macht ihm keine Probleme, zumal er Graf Dracula nicht so negativ sieht. "Er ist der Böse aus Sicht der Menschen", sagt der Zwölftklässler, "aber er hat eigene Werte, zu denen er steht und nach denen er lebt. " Was ihm an Dracula gefällt, ist dessen Perfektion, das Elegante, aber auch das Gruselige, das zu spielen ihn besonders fordert. Nicht immer sei es einfach, nicht über die Schwelle zwischen gruselig und lustig ins klischeehafte abzudriften. Die Titelfigur zu spielen sei eine besondere Herausforderung, weil er deutlich mehr Text zu lernen hat als in früheren Rollen. "Und die Erotik", fügt er noch hinzu, "die auf die Bühne zu bringen, dass ist neu für mich. "

Während er von Anfang an begeistert von seinem Bühnen-Alter-Ego war, musste Sophie Bachhofer, die Jonathan Harkers (Julian Gramlich) Verlobte Mina spielt, erst mit ihrer Figur warm werden. "Auf dem Papier hat mich die Rolle nicht überzeugt", erzählt sie, "Mina war mir zu brav, ein unschuldiges, kleines Geschöpf und zu einseitig auf das Frauenbild des 19. Jahrhunderts festgelegt. " Der Regisseur tröstete sie und versprach, die weibliche Hauptperson nicht ganz so langweilig rüberkommen zu lassen, sondern etwas komplexer anzulegen. Auch für Sophie Bachhofer geht es in dem Stück um Gut und Böse - und um die dunkle Seite in jedem Menschen, gegen die er ankämpft.

In weiteren Rollen sind Johanna Zell, Michelle Kartschuk, Yannick Stüwe, Aimee Hartwig, EvaMaria Schiekel, Magdalena Braun, Sandra Kreil und als Vampirinnen Mai Hoang, Pia Dick, Barbara Omasreiter und Evelyn Wolf zu sehen.

Premiere ist am Donnerstag, 17. Mai. Weitere Aufführungen am Freitag, 18. Mai, und Samstag, 19. Mai, jeweils um 20 Uhr im Stadttheater Neuburg. Karten gibt es für sieben Euro unter anderen in der Geschäftsstelle des DONAUKURIER, Telefon (08431) 6476520, am Descartes-Gymnasiums, der Touristinfo und im Bücherturm. .