Ingolstadt
Die Schule im Griff

Warum sich Philipp Hartz’ Firma Cultoria den Ingolstädter Gründerpreis verdient hat

12.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:16 Uhr

Jungunternehmer mit vorzeigbarem Erfolg: Der Münchner Philipp Hartz hat in dieser Woche für seine Firma Cultoria und das Projekt Anton (auf dem Bildschirm die Startseite des Internetauftritts) den Ingolstädter Gründerpreis entgegennehmen können - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) „Die Studienzeit ist ideal, um ein Unternehmen zu gründen“, sagt Philipp Hartz. Der 25-jährige Münchner muss es wissen, denn er hat bereits weit vor dem Uniabschluss Erfolg mit einer Geschäftsidee. Und er hat mit seiner Firma Cultoria soeben den Ingolstädter Gründerpreis gewonnen.

Teilnehmer des Verleihungsabends des diesjährigen Wettbewerbs am vergangenen Dienstagabend im DK-Forum konnten sich bereits von der Eloquenz überzeugen, mit der da ein junger Mann sein noch viel jüngeres Unternehmen und sein Produkt vorstellte. Und hinter dem lockeren Plauderton steckt in diesem Fall offensichtlich auch Substanz: Das kleine Team um Philipp Hartz hat (nach eigenem Bekunden) die weltweit erste umfassende digitale Informationsplattform für Schulen entwickelt, die von den Klassenbucheinträgen über Lehrplaninhalte und Leistungsbenotung der Schüler bis zur Infobörse für Eltern alles beinhaltet, was den Schulalltag ausmacht.

Das Programm heißt Anton und läuft inzwischen an einer Handvoll Schulen, überwiegend im süddeutschen Raum. Einer der Anwender ist übrigens die Wirtschaftsschule in Neuburg, die das System derzeit testweise nutzt. Anton steht laut Hartz unmittelbar am entscheidenden Punkt der Vermarktung: Es hat sich in den Augen seiner Erfinder in der Praxis derart bewährt, dass nun – mit der entsprechenden Finanzierung im Rücken – der Sprung zur endgültigen Markteroberung gewagt werden kann. Und dabei schwebt den Entwicklern dann sogar der große, internationale Durchbruch vor: Eine englische Version ist in Vorbereitung.

Dass Anton jetzt diese universelle Drehscheibe für den kompletten Bürokram einer Schule sein kann, hat das Programm vor allem der Mitwirkung vieler Lehrer aus dem ganzen Bundesgebiet zu verdanken. Philipp Hartz und sein Mitentwickler Tim Hammann, jetzt Geschäftsführer von Cultoria, wollten ursprünglich eine Internetplattform für Nachhilfeunterricht realisieren. In den Kontakten mit Pädagogen und Schulleitungen quer durch die Republik stellten die Unternehmensgründer dann fest, dass die Organisation des Schulbetriebs im Zeitalter von Datencloud, Tablet-PCs und Smartphones noch ganz andere Möglichkeiten und Herausforderungen bietet bzw. bereithält.

Wenn Philipp Hartz so erläutert, was Cultoria mit Anton möglich macht, gerät ein Zeitgenosse, dessen Schulzeit schon einige Zeit zurückliegt, schnell ins Staunen: Der Lehrer ordnet seine Unterrichtsmaterialien in der Freistunde (eventuell auch auf der Heimfahrt im Zug) am Handydisplay, verschafft sich dort auch einen Überblick über die anstehenden Arbeiten seiner Schüler in von Kollegen gegebenen Fächern. Die Krankmeldung von Schülern oder die Eintragungen von Fehlzeiten im Klassenbuch erfolgt digital mit direkter Kopplung ans Sekretariat – niemand muss mehr quer durch die Schule laufen, um der Verwaltung eine Besonderheit mitzuteilen.

Eltern erfahren – wenn sie denn am System teilnehmen wollen – daheim am PC die Noten ihres Zöglings bei der letzten Klassenarbeit, auf Wunsch auch ein Diagramm mit dem (anonymisierten) Leistungsspektrum der gesamten Klasse. Und die Benachrichtigung für den nächsten Sprechtag wird auch nicht mehr tagelang im Schulranzen vergessen, sondern steht sofort im Maileingang der Altvorderen bereit.

Weil in Anton eine Unmenge an sehr persönlichen, ja mitunter sogar streng vertraulichen Informationen zusammenläuft, ist der Datenschutz ein großes Thema. Die Programmierer von Cultoria (übrigens alle noch jünger als der heutige Marketingchef Hartz) haben hier angeblich sehr sorgsam gearbeitet und das System auch gegen allemal zu befürchtende Hackerangriffe gewappnet, versichert der Jungunternehmer. Eben weil an einigen Schulen inzwischen schon beste Erfahrungen mit Anton gemacht werden, sieht das Entwicklerteam seine Mühen belohnt.

Mühen, die erst gar nicht möglich gewesen wären, wenn nicht ein potenter Geldgeber, der hier ungenannt bleiben möchte, die finanzielle Grundlage für dieses Projekt gelegt hätte. Jetzt aber, an der Schwelle zum erhofften größeren Erfolg, werden nochmals Gespräche mit Investoren oder Banken nötig sein, denn „inzwischen“, das lässt Philipp Hartz durchblicken, „geht es schon um wirklich viel Geld.“

Seine profunden Kenntnisse der Finanzwelt durch seine vor dem Betriebswirtschaftsstudium an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in Ingolstadt (WFI) abgeschlossene Bankkaufmannsausbildung helfen ihm da ja vielleicht schon etwas weiter. Eine besondere Reputation erfahren Cultoria und Anton aber zweifelsohne durch den nun zugesprochenen Ingolstädter Gründerpreis. Dass sich eine kompetente Jury aus Wissenschaftlern und Wirtschaftsfachleuten so klar für das Werk der Münchner Unternehmensgründer ausgesprochen hat, ist als flankierende PR-Maßnahme sicher Gold wert.

Und für Start-up-Unternehmer Hartz ist es wohl auch eine weitere Bestätigung, sich für den richtigen Studienort entschieden zu haben. „Nach Ingolstadt zu kommen“, sagt er mit voller Überzeugung, „war eine gute Wahl.“