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Die Rückkehr des Korsaren

17.10.2013 | Stand 02.12.2020, 23:32 Uhr

Am Sonntag ist es wieder so weit: Dann bricht im Fernsehen Captain Jack Sparrow (alias Johnny Depp) zu neuen Abenteuern auf. Captain Sparrow, der Fluch der Karibik! Der Schrecken der Meere! Der Korsar ohne Schiff! Es ist im Film nämlich so, dass dem Seeräuber Sparrow sein Segler abhanden gekommen ist, ein prächtiges Schiff namens „Black Pearl“, auf deutsch „Schwarze Perle“. Und nun setzt er alles daran, sich das gute Stück vom fiesen Piraten Barbossa zurückzuholen.

Was hat das mit Eichstätt zu tun, das politisch gesehen immer noch die „Schwarze Perle“ des Altmühltals ist? Nun: Vor einiger Zeit hat der FW-Freibeuter Andreas Steppberger mit einem dreisten Überraschungs-Entermanöver das Eichstätter Rathaus gekapert. Der frühere Captain aber, ein legendärer Ohrring-Träger mit dem Kampfnamen „Der rote Nulf“, sitzt derweil missmutig wie ein Schiffbrüchiger auf einer winzigen Insel (dem heimischen Kanapee in der Weinleite). Nur hie und da meldet er sich von dort mit einer Flaschenpost (Leserbrief) zu Wort.

Vom Fluch der Karibik wissen wir, dass das nur der Anfang der Geschichte sein kann: Jack Sparrow und der Rote Nulf sind nicht für die Einsamkeit geschaffen. Die müssen raus ins Leben, die brauchen das Abenteuer, und sie ruhen nicht, bis sie wieder die Hand am Ruder haben. Darum überrascht mich die Nachricht nicht, dass der Rote Korsar gerade seine triumphale Rückkehr in den Stadtrat plant, unter dem Jubel seiner Anhänger.

Offiziell ist natürlich noch gar nichts, denn die Entscheidung überlassen auch Seeräuber in aller Bescheidenheit „den zuständigen Gremien“. Aber man darf sich jetzt schon die wilde Feier in einer einschlägig bekannten Hafen- (oder Bahnhofs)-Wirtschaft ausmalen, wenn der Rote Nulf von seiner alten Crew zum Stimmenkönig ausgerufen wird und zur Verfolgungsjagd ansetzt. Das wird ein Hallo, wenn sich der alte Haudegen eines Tages im Sitzungssaal des Rathauses erbitterte Wortgefechte mit seinem Nachfolger („Greenhorn“) liefert, geschliffene Rededuelle und verbissene Attacken. Der Nulf ist schließlich mit allen Altmühlwassern gewaschen, und er kann davon ausgehen, dass sich tief im Bauch seines alten Schiffs noch der ein oder andere heimliche Unterstützer findet. Die Gegenseite aber, ob schwarz oder orange, muss erst schauen, welche Mannschaft sich bis zum nächsten Jahr anheuern lässt.

Der Kommunalwahlkampf in Eichstätt, die Schlacht um die Black Pearl, wird also spannend. Vielleicht sogar besser als Kino.

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach