Ehekirchen
Die Prävention auch auf dem Land wichtig

30.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:27 Uhr

Klärte über Aidstests und die Therapie der ansteckenden Krankheit auf: Johannes Donhauser, Arzt am Gesundheitsamt in Neuburg, hier in der Hauptschule in Ehekirchen. - Foto: ahl

Ehekirchen (DK) Katharina ist 16 Jahre alt und Bürokauffrau-Azubi. Und sie ist HIV-positiv. Katharina ist eine Erfindung der Achtklässler an der Hauptschule in Ehekirchen. Zusammen mit Mathilde Bauer und Johannes Donhauser vom Gesundheitsamt basteln die Schüler an der fiktiven Infizierten.

Nur einmal im Jahr, zum Weltaidstag, findet die Immunschwächekrankheit Widerhall in der Medienwelt. "Viel zu wenig”, findet Mathilde Bauer, die an ihrem Arbeitsplatz in der Schwangerenberatung am Gesundheitsamt rund ums Jahr damit konfrontiert wird, denn Aidsprävention gehört mit zu ihrem Job. So ist sie immer wieder auch in den Schulen des Landkreises unterwegs. "Wir waren in den letzten Jahren zu sehr auf die Städte fixiert”, erklärt Donhauser, warum die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes diesmal ihre Aktion zum Weltaidstag aufs Land verlegt haben.

Bei Schulleiter Franz Zevegyi stieß die Idee auf offene Ohren. Er darf zuallererst einmal einen Blick auf die Piktogramme werfen, die Bauer mitgebracht hat. "Die sind doch okay, oder” fragt sie ihn, "die Bilder zeigen die Übertragungswege”. Unter anderem ist ein Insekt abgebildet. Ob sie mit Bienchen und Blümchen loslegen will? "Nein, das fang’ ich auf meine alten Tage nicht mehr an”, antwortet sie lachend und erklärt, die Frage, ob Aids durch Mückenstiche übertragen werde, käme jedes Mal. Donhauser hält ein Bild in der Hand, das für Akupunktur steht. Beides, das wird im Verlauf der Schulstunde klar, sind keine nennenswerten Risikofaktoren. Wie sich Katharina wohl angesteckt hat? "Sie kennt da einen, der Aids hat”, meint ein Schüler, "sie hat mit einem geschlafen, der Aids hat”, ein anderer. Auch (fehlende) Verhütung wird genannt und Bauer stellt klar, dass die meisten Verhütungsmittel nur eine ungewollte Schwangerschaft verhindern. "Nur das Kondom schützt auch vor Aids”, betont sie. Ein Kuss reiche nicht, dabei müssten fünf bis zehn Liter Speichel übertragen werden, um die nötige Virusmenge zu erreichen. Ungeschützter Geschlechtsverkehr und gebrauchte Spritzen Drogenabhängiger seien die Hauptfaktoren.

Ein Schichtwechsel zu Donhauser erfolgt, als es um den Aidstest geht. Frühestens vier Wochen, spätestens drei Monate nach dem möglichen Infektionstermin lassen sich Antikörper im Blut feststellen, berichtet der Arzt vom Gesundheitsamt. Dort finde der Test anonym statt – auch bei Minderjährigen würden die Eltern nicht gegen den Willen des Jugendlichen informiert. Dass Aids dank eines neuen Medikamentes relativ gut behandelbar sei, ist den meisten neu. Nur noch eine Tablette pro Tag sei nötig – vor einigen Jahren waren es noch 35 verschiedene. Aber auch die drei Wirkstoffe des neuen Mittels hätten Nebenwirkungen, sagt Donhauser. Eine gesunde Lebensführung sei unabdingbar, also "weder Rauchen, noch Alkohol oder andere Drogen sollten konsumiert werden”. – "Nicht einmal ein Bier" fragt ein Schüler vorsichtig, Bier sei ja auch Alkohol . . .

Die Achtklässler von Lehrer Michael Köglsperger sind voll dabei, hoch konzentriert und interessiert, ob es nun um Berufsverbote oder Meldepflicht – beides gibt es nicht – um Risikogruppen oder Kinderwunsch mit Aids geht. Viel zu schnell geht die Schulstunde um, und Bauer sowie Donhauser ziehen ins nächste Klassenzimmer zu Johann Brandmayr und seiner neunten Klasse weiter.