Landshut (DK) "Heuer ist es richtig schlimm", schimpft Thomas Böhm.
Der Lkw-Fahrlehrer aus dem Landkreis Landshut meint die unzähligen Plakate am Straßenrand kurz vor der Landtagswahl. Böhm ist stinksauer. Die Plakate sind nicht nur für seine Fahrschüler ein Stolperstein in der Prüfung, sondern vor allem eine "echte Gefahr für Fußgänger und Radfahrer", wie er sagt. Deshalb hat er sie an einer besonders kritischen Stelle jetzt einfach weggedreht. In den sozialen Medien bekam er für seine "Entschärfungs-Aktion" viel Zustimmung.
Der Lkw der Fahrschule Gillig aus Dingolfing wurde zwar mit einem Kamerasystem ausgestattet, das dem Fahrer einen Rundumblick um das Fahrzeug und sogar die Sicht von oben auf sein Gespann ermöglicht, um lebensgefährliche Unfälle mit Radfahrern zu verhindern. Gegen die Wahlplakate - dazwischen hängt noch Reklame für eine Ü-30-Party - hilft das aber rein gar nichts. "Die nehmen den Fahrern die Sicht. Sie sind an Ausfahrten wie hier beim TÜV in Landshut dadurch gezwungen, auf den Gehweg rauszufahren. " Taucht dann plötzlich ein Radfahrer auf, "dann war's das in der Prüfung", sagt Böhm. Oder noch schlimmer: Der Lkw erfasst den Radler.
Der 50-Jährige, der seit 24 Jahren unterrichtet und an manchen Tagen zigmal beim TÜV rein- und rausfährt, hat deshalb seinem Ärger in der Landshuter Facebook-Gruppe mit über 30000 Mitgliedern Luft gemacht. "Wenn die noch mal die Sicht verdecken, schneid ich sie runter und das Zeug fliegt in Müll", hat er wütend unter ein Foto geschrieben, das er von der Fahrerkabine aus gemacht hat. Und weiter: "Falls sich AfD, SPD oder die Veranstalter der Ü-30- Party beschweren, dass ihre Plakate an der TÜV-Ausfahrt weggedreht wurden, das war ich! ! ! " 370 Likes hat er innerhalb kürzester Zeit dafür bekommen. Schnell entwickelte sich auch eine lebhafte Diskussion unter dem Beitrag.
Die Ausfahrt beim Landshuter TÜV ist aber nur ein Beispiel von vielen. Vielerorts ist die Situation zur Wahlkampfzeit in Bayern ähnlich. Sauer ist Böhm auch auf diejenigen, die die Plakate einfach überall aufhängen. "Die halten sich an gar keine Verkehrsregeln. Die stehen mit ihrem Lieferwagen auf den Geh- und Radwegen und schalten den Warnblinker ein. " Fußgänger müssten dann auf die Straße ausweichen. Erst am Donnerstagmorgen hat er wieder einen solchen "Wahlkämpfer" beobachtet und er weiß natürlich auch, für wen der unterwegs war. Doch ihm geht es nicht darum, einen Politiker bloßzustellen. Ihm geht es um die Sicherheit. "Die glauben, sie müssen sich im Wahlkampf an keine Verkehrsregeln mehr halten", sagt Böhm. Das ist in seinen Augen brandgefährlich für Fußgänger und Radfahrer - die Wähler also, die ohne Auto unterwegs sind.
Alexander Schmid
Artikel kommentieren