Ingolstadt
Die Krimi-Autorinnen und der Schreckschuss

Zehn Mörderische Schwestern lesen bei "Ladies Crime Night" im Rahmen der Künstlerinnentage im Altstadttheater

02.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:50 Uhr |
Tina Blum
Blutige Geschichten: Bei der Ladies Crime Night im Ingolstädter Altstadttheater lesen zehn Mörderische Schwestern aus ihren Kriminalromanen. Moderatorin des Abends ist die Ingolstädter Autorin Carmen Mayer, die ebenfalls ihr neues Buch vorstellen wird. − Foto: Wolfgang Kampert/Beata Kopec/NSineVideo

Ingolstadt (DK) Nachdem Julius Morawicz die junge Susanne K.

beim Joggen überfallen, sie vergewaltigt und brutal ermordet hat, wird er vor Gericht überraschend freigesprochen. Der Vater des Mädchens kann diese Entscheidung nicht verkraften und tötet den Mörder seiner Tochter. Klingt wie ein Krimi. Ist es auch. Und zwar der im September erschienene Roman "Der Fall Susanne K. " der Ingolstädter Autorin Carmen Mayer (kleines Foto). Bei der "Ladies Crime Night" im Altstadttheater am kommenden Samstag, 5. Oktober, präsentiert sie im Rahmen der Künstlerinnentage "Der Oktober ist eine Frau" ihr Buch. Zudem führt Mayer als Moderatorin durch die Lesungen von zehn Mörderischen Schwestern - einer Autorinnenvereinigung im der Bereich Kriminalliteratur -, die aus neuen und alten Werken lesen werden. Dafür hat jede Autorin allerdings nur ein begrenztes Zeitfenster, bis ein Schuss ihr das Wort abschneidet.

"Ich mag meine Täter nicht", sagt Carmen Mayer. Auch für so manche ihrer Ermordeten habe sie nicht besonders viel Mitleid übrig. Dieses gilt vor allem den Hinterbliebenen ihrer gewaltsam gestorbenen Mordopfer. Und genau die wollte Mayer in ihrem neuen Kriminalroman in den Vordergrund stellen. "Meine Geschichte beginnt dort, wo andere Krimis normalerweise enden", sagt sie. Damit meint die Ingolstädterin, dass die Geschichte mit dem Prozess für den Täter einsetzt - der vor Gericht freigesprochen wird. "Es geht vor allem um die Folgen nach dem Mord und das Leid der Hinterbliebenen, quasi alles, was kommt, wenn der Täter schon geschnappt ist", berichtet Mayer.

Doch wer meint, als Krimi-Autor bräuchte man nicht mehr als eine blühende Fantasie, der irrt. Regelmäßig erhalten die Mörderischen Schwestern Führungen und erhalten einen Blick hinter die Kulissen in der Pathologie, werden über die Arbeit des LKA (Landeskriminalamt) informiert. Eine Art Fortbildung über die Abgründe der Menschheit. "Um möglichst realitätsnah schreiben zu können, ist viel Recherchearbeit notwendig", sagt Mayer. Auch der Eichstätter Polizeichef, den sie mit Apfelkuchen rumkriege, stehe ihr mit Rat und Tat zur Seite. Inspiration holt sie sich aus dem täglichen Leben: Beim Zeitunglesen. Der Rest sei Kopfkino, der Film laufe bei Mayer im Kopf dann ganz automatisch ab. Die "Ladies Crime Night" gibt es bei den Künstlerinnentagen heuer zum dritten Mal. "Es soll ja etwas Besonderes bleiben", so Mayer. In Bayern sind es rund 60 Schwestern, die Teil der Autorinnenvereinigung sind, zehn davon lesen in ihrer "Tracht" am Samstag im Altstadttheater. Rot und Schwarz tragen die Mörderischen Schwestern bei ihren Lesungen. "Für Ingolstadt habe ich die Crème de la Cremè ausgewählt", sagt Mayer. Mit dabei sind die bekannten Bestsellerautorinnen Nicole Neubauer und Lisa Graf-Riemann, aber auch junge Nachwuchsautorinnen, wie die 28-jährige Anja Mäderer, wird aus ihren Franken-Krimis lesen. Ebenfalls lesen werden Stefanie Gregg, Alex S. Judge, Thea Lehmann, Ina May, Ilona Schmidt, Friederike Schmöe und Ingeborg Struckmeyer.

Allerdings hat jede Krimi-Autorin nur sechs Minuten Zeit, dann: Peng! Ein Schuss, kein weiteres Wort mehr. Und die nächste kommt an die Reihe. "Das Publikum kann sich auf eine interessante Lesung der etwas anderen Art freuen", verspricht die Moderatorin Carmen Mayer.

Tina Blum

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