Neuburg
Die Hoffnung nicht nehmen lassen

Gedenken an die Verstorbenen - "Das Glück liegt auch jenseits des Lebens"

02.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:16 Uhr
Gedenken zwischen den Gräbern: Ministranten und Pfarrer zogen an Allerheiligen zum großen Kreuz im Alten Friedhof an der Franziskanerstraße. Das Gedenken an die Verstorbenen umfasst die Hoffnung, dass der Tod nicht alles gewesen ist. −Foto: Rein, Winfried, Neuburg (Rein, Winfried)

Neuburg (DK) "Es gibt keine Toten zweiter Klasse." Die Heiligen der Kirche befinden sich wie die anderen Verstorbenen im gleichen Himmel. Stadtpfarrer Herbert Kohler begann so seinen Trost am Allerheiligentag.

Wie immer füllte der Feiertag die Friedhöfe, die Priester segneten die Gräber. Es kamen keine 1000 Besucher mehr zur zentralen Gedenkfeier im Alten Neuburger Friedhof, aber doch etliche Hundert.

"Das Glück liegt diesseits des Lebens" - diesen Satz will Pfarrer Herbert Kohler so nicht stehen lassen. Er treffe nicht zu, "das kann ich nicht unterschreiben." Natürlich solle das Leben schön und erfüllt sein, aber das irdische Glück sei ziemlich flüchtig. "Das Unglück steht oft vor der Tür", so erinnert der Geistliche an die erneut vielen Sterbefälle dieses Jahres, tragische Fälle wie der plötzliche Tod einer 36-jährigen Mutter oder einer noch jüngeren Frau, die um ihre Gesundheit gekämpft habe.

Trotz aller Leiden "gibt es einen, der die Tränen trocknen kann." Der Glaube an Gott und den Erlöser Jesus Christus gebe die Hoffnung, dass die Verstorbenen nicht verschwunden, sondern im Licht seien. Die Auferstehung als Kern christlichen Glaubens, so Pfarrer Herbert Kohler, "ist die Mitte unserer Hoffnung, die wir uns nicht ausreden lassen dürfen."

Der Stadtpfarrer bedankte sich bei Friedhofsverwalter Holger Rinberger und seinen Mitarbeitern für den motivierten Einsatz. Manchmal gebe es bis zu 20 Beerdigungen in einer Woche, "und die Arbeit wird immer angemessen und würdevoll getan."

Dem Dank schloss sich Helmut Weis im Namen der Sudetendeutschen Landsmannschaft an. Die Heimatvertriebenen legten am großen Kreuz einen Kranz nieder im Gedenken an alle Opfer von Kriegen, Gewalt und willkürlicher Vergeltungsaktionen - "an deren Gräber sich niemand mehr erinnert." Dazu gehörten auch Opfer, die wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer Rasse oder Minderheit verfolgt und getötet worden seien.

Die Wunden der Vertreibung seien immer noch nicht verheilt, so Helmut Weis, "weil immer noch politische Gruppierungen ihr damaliges Unrecht nicht anerkennen." Dankbar erinnere sich die Landsmannschaft an Menschen in anderen Ländern, die ungeachtet eigener Not den deutschen Deportierten, Vertriebenen und Flüchtlingen geholfen hätten. In der Trauer überwiege jedoch heute die Hoffnung auf Versöhnung unter den Völkern. Die Stadtkapelle spielte zum Abschluss "Ich hatte einen Kameraden."