Neuburg
Die Grünen und das Glück

Kleine Runde um Bundestagsabgeordnete Agnes Krumwiede nähert sich politischen Zielen auf philosophische Weise

22.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:45 Uhr

Kleine Runde mit Bundestagsabgeordneter Agnes Krumwiede (links), Kandidaten und Gästen: Die Grünen versuchten eine neue Definition von Wohlstand zu finden - Foto: Stengel

Neuburg (pes) Gar nicht wahlkampfverbissen, sondern einer menschelnden sowie philosophisch angehauchten Suche nach den Dingen des Lebens und der Bedeutung von Glück – so geriet am Mittwoch die Veranstaltung des Grünen-Kreisverbandes zum Thema „Wohlstand neu definieren“.

In der intimen Runde im Gasthaus Pfafflinger beschwor Bundestagsabgeordnete Agnes Krumwiede, dass das am Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessene Wirtschaftswachstum nicht das Maß aller Dinge sein könne, „denn dann wären Flächenversiegelung und Rodung gut, während unbezahlte Arbeit zum Beispiel in der häuslichen Pflege egal ist“. Per Mitgliederentscheid sei dieses Thema hinter erneuerbaren Energien („Wenn wir bis 2030 nicht energieautark sind, wird uns das zehn Billionen Euro kosten“) und Massentierhaltung bei der Wichtigkeit auf den dritten Rang gewählt worden.

Die 37-Jährige fragte: „Sind wir auch ein glückliches Land“ und führte als Beispiel den Himalayastaat Bhutan ins Feld, in dem das Bruttonationalglück eingeführt worden sei. Deshalb würden sich die Grünen für neue Indikatoren von Wachstum einsetzen: soziale, ökologische und kulturelle Aspekte, aber auch Energiepolitik und Verbraucherschutz seien wichtige Themen, die der grüne Wohlstandskompass enthalte, der sich an der Lebensqualität orientiere. Das Modell erläuterte Gastredner Karl Bär, Grünen-Bundestagsdirektkandidat im Stimmkreis Miesbach, Starnberg, Bad-Tölz-Wolfratshausen.

Landtagskandidat Rupert Ebner versuchte Wohlstand anhand seines Spezialgebietes, Tierhaltung und Slowfood, zu skizzieren: „Das Wohlbefinden nach dem Essen ist etwas Essenzielles. Durch die extreme Industrialisierung von Ernährung ist das in den Hintergrund geraten.“ Es sei an der Zeit, mit Grundnahrungsmitteln wieder etwas anzufangen wissen, „denn Kochen macht glücklich“. Der Tierarzt forderte eine Abkehr vom Überfluss: „Bei noch 100 000 Spielhallen mehr steigt das Wachstum, aber die Gesellschaft geht zugrunde.“ Selbstkritisch zeigt er sich nach dem Einwand eines Zuhörers, der den Energieaufwand bemängelte, in punkto Biogasanlagen: „Das haben wir uns anders vorgestellt.“

Nach einer kollektiven Themensammlung präsentierte Agnes Krumwiede das Fazit des Abends in Schlagworten: Kochen können – diese Fähigkeit würde an Schulen zu sehr vernachlässigt, so ein Wortbeitrag – Mindestlohn, Entschleunigung der Gesellschaft, ehrenamtliches Engagement, sich in die Gesellschaft einbringen, Dezentralisierung zum Beispiel durch wohnortnahe Schulen, Bankenregulierung, mehr Zeit mit Freunden verbringen und rundete die Liste mit dem Zitat einer Besucherin ab: „Glück ist das Gegenteil von Sucht.“