Langenmosen/Berg im Gau
Die Grünen informierten sich über Möglichkeiten für die weitere Entwicklung des Niedermoores

05.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:34 Uhr
Etwa 20 Teilnehmer nahmen die Möglichkeit war und besuchten mit den beiden Landtagsabgeordneten Christian Hierneis und Markus Büchler den Solarpark Schornhof, der im August fertig gestellt werden soll. −Foto: Röder

Schrobenhausen - Anfang Mai war bereits Ministerpräsident Markus Söder zu Gast am Moosberg in Langenmosen, um dort durchaus medienwirksam sein Investitionspaket von 200 Millionen Euro, das in den kommenden zehn Jahren in den Erhalt der Landschaft fließen soll, zu verkünden - nun haben auch die Grünen aus der Region und dem oberbayerischen Bezirkstag den Weg dorthin gefunden.

 

Sie machten sich vor Ort ein Bild über den Zustand des größten Niedermoores weit und breit und diskutierten mit Landwirten, die vom Besuch der Politiker in der Zeitung gelesen hatten.

Ganz schön kurzfristig sei das zu lesen gewesen, bemängelte sogleich sichtlich bewegt der Ludwigsmoosener Landwirt Werner Gottschall, der mit dem Fahrrad gekommen war und dessen Familie nach eigenen Angaben bereits seit 200 Jahren im Moos ansässig ist. Er fürchtet, dass seine Flächen der Wiedervernässung zum Opfer fallen könnten und seinem landwirtschaftlichen Betrieb somit die Grundlage entzogen würde.

Dass die Landwirte eine Gegenleistung erhalten müssten, darüber waren sich die Grünen einig, die sogleich mit Gottschall und mit dem ebenfalls extra angereisten Königsmoosener Nebenerwerbslandwirt Reinhard Schnepf, der seine Enkelin mitgebracht hatte, in eine rege Diskussion einstiegen. "Man sollte doch", betonte Gottschall, "mit den Menschen reden, die die Wiedervernässung betrifft und nicht über deren Köpfe hinweg entscheiden". Viele Menschen im Moos hätten schon jetzt das Problem, dass das Grundwasser nah an ihre Häuser reiche. "Die haben Angst, dass sie absaufen, wenn da noch mehr Wasser dazu kommt", sagte Gottschall.

Etwas über die Köpfe der Menschen hinweg zu entscheiden, das sei gewiss nicht das Anliegen der Grünen, ihnen gehe es viel mehr um den Austausch und darum, sich zu informieren, welche Maßnahmen zum Schutz des Donaumooses sinnvoll seien, versicherten die Teilnehmer, die der Einladung des Bezirksrats und Bundestagskandidaten Joachim Siebler gefolgt waren. Und natürlich müssten die Landwirte in diesem Fall die Möglichkeit haben, dennoch Geld mit ihren Flächen zu verdienen.

Dass das Moor über kurz oder lang verschwinden wird, wenn es weiter intensiv bewirtschaftet und entwässert wird, ist kein Geheimnis, um etwa ein bis zwei Zentimeter schrumpft der Torfkörper jährlich - und das wissen auch die Landwirte. Für die Grünen stellt sich aber noch ein ganz anderes Problem: "Wir haben bei den Mooren grundsätzlich das Problem, dass sie sehr stark zum Klimawandel beitragen", sagte etwa der Landtagsabgeordnete Markus Büchler, das liege daran, "dass klimaschädliche Gase aus den Mooren ausdünsten, solange sie intensiv bewirtschaftet werden". Aus den bayerischen Mooren entwichen 5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. "Und allein hier im größten Moor, im Donaumoos, da sind es über 400000 Tonnen pro Jahr", so der Betreuungsabgeordnete für die Grünen im Landkreis. Diese große Menge entstehe auch dadurch, dass der Torfkörper abgebaut werde wegen der Entwässerung und der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung.

Wie sich der Schutz des Moores und dennoch eine wirtschaftliche Nutzung unter einen Hut bringen lassen, das zeigt sich nach Meinung der Grünen etwa im Solarpark Schornhof bei Berg im Gau, der zweiten Station der Exkursion. Photovoltaik-Anlagen in der Fläche aufzustellen und diese Flächen zu vernässen, das sei sicher eine Möglichkeit, um den CO2-Ausstoß zu stoppen und Naturschutz zu betreiben, waren sich die Landtagsabgeordneten Büchler und Christian Hierneis einig. "Damit kann der Moorkörper geschützt werden und trotzdem die Fläche sehr gewinnbringend und sinnvoll genutzt werden", ist Büchler überzeugt, der einst seine Diplomarbeit über Niedermoore schrieb.

Durch die Anlage führte die Gruppe der Grünen der Projektmanager Alexander Fuß vom Betreiber Anumar. Auch für ihn sind die Photovoltaik-Module "ein sinnvolles Mittel, um das Moor zu schützen und zu erhalten". Dass es den Plan für die Anlage schon seit Jahren gab, darauf wies der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Günter Krell, hin, der ebenfalls an dem Ausflug teilnahm. Damals habe man aber die Förderung von Photovoltaikanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen gestrichen und erst als die Module bezahlbar waren, habe man die Pläne wieder verfolgt. Damals sei allerdings nicht festgelegt worden, ob die Flächen wieder vernässt oder welche Pflanzen angesiedelt werden. Deshalb wollte er wissen, wie es denn um die Pläne der Wiedervernässung stehe. "Wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, dann soll das hier extensives Grünland werden, die Drainagen werden verschlossen und die Flächen wieder vernässt", antwortete daraufhin Alexander Fuß. Und nebenbei erzeuge man eben grünen Strom, das sei eine Win-win-Situation. Denn die Ausgleichsflächen würden ja auch noch mit Hecken und Sträuchern und anderen typischen Pflanzen begrünt. Derzeit würden 80 Megawatt ins Netz eingespeist, wenn der Park voraussichtlich im August fertig ist, sollen es einmal 120 Megawatt sein. Auch für die Landwirte, die ihre Flächen an den Betreiber verpachten, sei das Ganze lukrativ, so der Projektmanager.

SZ

 

Julia Röder