München (DK) "Ich ist eine Ego-Maschine" - unter diesem provokanten Titel zeigt die Eres-Stiftung in München eine Ausstellung mit aktuellen Positionen aus Kunst und Neurowissenschaft. Installationen, Fotografien, Videos, Collagen, Zeichnungen und Gemälde gehen der Frage nach, was Bewusstsein ist.
Auch wenn diese Frage weiterhin ein ungelöstes Rätsel der Wissenschaft bleibt, zeigen die Arbeiten eine Vielzahl von Positionen auf.
"Wer bin ich" scheint der umfangreiche Katalog jeden zu fragen, der ihn in die Hand nimmt und sich auf der verspiegelten Titelseite erkennt. Eine Antwort darauf suchen auch die Arbeiten der Künstler. Dominant ist in den Kellerräumen der Galerie vor allem der Kubus von Peter Kogler. Über Wände, Decke und Boden, die teilweise verspiegelt sind, laufen Projektionen mit grafischen Mustern, der Raum wird zur begehbaren Höhle, die aufgrund einer schwer erträglichen Tonspur zur Hölle mutiert. Kogler zeigt neben diesem Kubus auch zwei wandgroße Collagen, die mit ihrer Bilderfülle vor allem eines vor Augen führen: Der Mensch denkt in Schubladen und sucht Neues mit bereits Bekanntem zu verknüpfen.
Mehr Erkenntnisgewinn bezüglich unseres Bewusstseins vermittelt eine Foto-Serie, die Carsten Höller mit der Schimpansin Sina machte. Der Forscher und Künstler interessiert sich für Kommunikationsstrategien von Tieren und versucht aufzuzeigen, dass Schimpansen sich selbst im Spiegel erkennen und somit über ein Bewusstsein verfügen.
Die an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst verortete Eres-Stiftung hat insgesamt sechs Künstler und drei Wissenschaftler eingeladen, Arbeiten zum Thema zu präsentieren. Thomas Zipp hat ein akustisches Labor aufgebaut, das interaktiv genutzt werden kann; PaweÅ‚ Althamer zeigt Videos, die sich mit der Wirkung von Drogen auseinandersetzen; Matt Mullican thematisiert durch Schlafkojen die Sehnsucht des Menschen nach einem Ort der Geborgenheit; Jan Fabre diskutiert in einem Video über die Frage: "Fühlen wir mit unserem Gehirn und denken wir mit unserem Herzen" Beindruckend ist aber vor allem der Leuchtkasten des Mediziners und Fotografen Ulrich Blum - darauf ist ein menschliches Gehirn auf dem Seziertisch zu sehen. Aus Sicht der Neurowissenschaft ist das Ich eine vom Gehirn erzeugte Illusion und zugleich das Ergebnis einer gigantischen Rechenleistung. Die pulsierende Entladung von Milliarden Neuronen in unserem Kopf zeugt von Leben - die nüchterne Aufnahme des grauen Zell-Materials auf dem Seziertisch dokumentiert das Ende dieses Prozesses.
Bis zum 4. März in der Eres-Stiftung, Römerstraße 15, München, dienstags, mittwochs und samstags von 11 bis 17 Uhr. Führungen gibt es am 4. Februar und 4. März, je um 15 Uhr. Eintritt frei.
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