Pfaffenhofen
Die einzige in Bayern

Staatlich Anerkennung der Pfaffenhofener Montessori-Schule

29.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Konzentration: Schulleiterin und Lehrerin Inge Marschall hilft während der Freiarbeit an der Montessori-Grundschule - Foto: Lodermeyer

Pfaffenhofen (PK) Seit diesem Schuljahr ist die Montessori-Grundschule Pfaffenhofen staatlich anerkannt – und damit die einzige Einrichtung dieser Art, die in Bayern diesen Status hat. „Wir sehen das auch mit Stolz“, erklärt Inge Marschall, Schulleiterin und Lehrerin der Einrichtung.

Aufmerksam blickt ein Schüler auf den Fragebogen, der vor ihm auf dem Tisch liegt. Seine Klasse macht gerade den Fahrradführerschein mit der Pfaffenhofener Polizei, das Arbeitsblatt dreht sich um einige knifflige Situationen im Straßenverkehr. Sein Tischnachbar hingegen stapelt immer wieder Bauklötzchen übereinander, formt verschiedene geometrische Figuren. Draußen auf dem Flur hingegen legen einige Schüler gemeinsam Ketten mit kleinen Kugeln aneinander, insgesamt 1000 Stück – so sollen sie diesen Zahlenbereich besser begreifen. Im Stundenplan an der Montessori-Schule steht Freiarbeit: Die Kinder können sich diese Zeit einteilen und für ihre Schularbeiten und Projekte nutzen. Diese pädagogische Idee ist ein Teil des Konzepts, das an allen Montessori-Schulen umgesetzt wird – auch in der Schule an der Pettenkoferstraße. Doch die Einrichtung in Pfaffenhofen unterscheidet sich seit diesem Schuljahr in einem wichtigen Punkt von den anderen Montessori-Schulen: Das Haus ist nämlich die einzige staatlich anerkannte Montessori-Grundschule in Bayern.

„Die Idee dazu ist im Gespräch mit der Regierung von Oberbayern entstanden“, erklärt Schulleiterin Inge Marschall. „Im letzten Schuljahr gab es daher eine Schulüberprüfung, ob unsere Ergebnisse vergleichbar sind mit denen einer Regelschule.“ Soll heißen: Ob der Lehrplan erfüllt wurde und die Kinder beim Übertritt auf eine weiterführende Schule letztlich auf dem selben Stand sind wie Viertklässler aus einer öffentlichen Schule. Doch das ist nicht der einzige Punkt, den sich die Regierung von Oberbayern im vergangenen Jahr genauer angesehen hat. „Kriterien für die Erfüllung der Anforderungen sind insbesondere die räumliche, personelle und sachliche Ausstattung, die persönliche und fachliche Eignung der Lehrkräfte, die Einhaltung der Lehrpläne und Stundentafeln gemäß Genehmigungsbescheid sowie der Nachweis eines entsprechenden Ausbildungserfolgs“, erklärt Carolin Völk, Sprecherin am Kultusministerium. Die Stellungnahme mit den Ergebnissen ging im Juli an das Ministerium, seit 1. August gilt nun der neue Status als staatlich anerkannte Ersatzschule.

Die wichtigste Änderung ist nun, dass die Montessori-Grundschule Pfaffenhofen Zeugnisse erstellen darf, die für den Übertritt in die fünfte Klasse gelten: „Der Probeunterricht an den weiterführenden Schulen fällt weg, wenn der Notenschnitt erreicht ist“, erklärt Inge Marschall. Denn bisher mussten die Schüler aus ihrem Haus noch einige Tage Probeunterricht absolvieren, bevor sie tatsächlich an ein Gymnasium oder eine andere Schule wechseln durften. „Bei der Überprüfung hat man auch die Ergebnisse aus den letzten fünf Jahren angeschaut“, erzählt Marschall. „Heuer sind 68 Prozent unserer Viertklässler ans Gymnasium gewechselt.“

Auf den Alltag an der Montessori-Schule selbst hat der neue Status laut Marschall allerdings keine Auswirkungen. „In unseren vierten Klassen geben wir schon immer Noten“, sagt sie. Das ist an Montessori-Schulen eigentlich nicht üblich, doch Marschall und ihre Kollegen haben sich dieses Profil vor einigen Jahren selbst gegeben. „Wir sagen Ja zur Leistung“, erklärt die Schulleiterin. Denn während andere Einrichtungen dieser Art meist mehr als als die ersten vier Jahrgänge anbieten, schickt die Pfaffenhofener Schule die Kinder zur fünften Klasse an andere Häuser. „Deshalb geben wir schon seit vielen Jahren Noten in der vierten Klasse – weil wir die Kinder dann in den Landkreis zurück geben, wo sie dann auf eine weiterführende Schule gehen“, sagt Marschall.

Ob nun auch andere Montessori-Schulen einen Antrag auf staatliche Anerkennung stellen, bleibt offen. Laut Sprecherin Caroline Völk vom Kultusministerium hat bislang keine andere Schule im Freistaat einen solchen Antrag gestellt.