Die Bündnispartner zögern immer noch

10.04.2008 | Stand 03.12.2020, 6:00 Uhr

Auf gute Zusammenarbeit: So leicht wie hier beim Starkbieranstich im Februar tun sich die politischen Akteure Sepp Mißlbeck, Petra Kleine, Anton Böhm und Alfred Lehmann (von links) im Rathaus noch nicht. - Foto: Rehberger

Ingolstadt (rh/sic) Das Geduldsspiel geht weiter. Auch bei ihrer dritten Verhandlungsrunde konnten sich CSU und Freie Wähler gestern am frühen Abend noch nicht definitiv auf eine enge Zusammenarbeit im Rathaus einigen.

"Es ist nicht ganz einfach", bedauerte OB Alfred Lehmann, dass sich eine mögliche Einigung so lange hinzieht, "wir sind weiter im Gespräch." Nach Angaben von CSU-Fraktionschef Joachim Genosko haben beide Seiten vereinbart, dass die Freien Wähler bis zum Samstag den Namen ihres Bürgermeisterkandidaten mitteilen, sofern sich FW-Vorstand und -fraktion am heutigen Freitag auf das Bündnis verständigen können. Am Samstag und Sonntag halten sich die Christsozialen zur Fraktionsklausur in Beilngries auf.

FW-Chef Peter Gietl sagte gestern Abend zum DK: "Wir wollen wirklich am Freitag zu einem Abschluss kommen." Die Verhandlungen hätten einen Punkt erreicht, an dem sie beendet werden müssten.

Wie berichtet, hatten am Mittwochabend die Freien Wähler bei einer Mitgliederversammlung über die Koalition diskutiert. Glaubt man den Erzählungen, dann hat das Gasthaus Daniel da eine Sternstunde der Demokratie erlebt. Fast drei Stunden lang debattierten die Freien Wähler über die künftige Rolle ihrer Fraktion im Stadtrat. Die Entscheidung, ob es zum Bündnis mit der CSU kommt, fiel zwar noch nicht, allerdings wurde bereits ein Trend in Richtung Kooperation erkennbar. Alle, die den Abend erleben durften, überboten sich nachher an Begeisterung: "Eine wunderbare Diskussion", "Sowas machen wir jetzt öfter!", "Vorbildliche Gesprächskultur", "Ein gewinnbringender Abend", "Völlige Harmonie". Ja sogar einen "Markstein der Demokratie" haben die FW einem Vorstandsmitglied zufolge im Gasthaus Daniel gesetzt.

Informell waren allerdings auch kritische Stimmen zu vernehmen. Einige FW-ler sind der Ansicht, dass es eine perfekt-demokratische Veranstaltung erfordere, die Öffentlichkeit (und mit ihr die Medien) einzuladen. Das aber hatte die FW-Führung unterlassen.

Eine Teilnehmerin berichtete gestern: "Es kann schon sein, dass einige Angst hatten, dass wir recht streiten und deshalb keine Journalisten dabei haben wollten." Eine andere Frau von der Basis bestätigte: "Ich war ja vorher selber sehr skeptisch." Außerdem, so ihre Vermutung, hätte die Präsenz von Berichterstattern die Meinungsfreude der Diskutanten reduziert. "Da hätte sich sicher nicht jeder alles zu sagen getraut."

Jedoch: Diese Befürchtung erwies sich als unbegründet, da sind sich alle befragten FW-Mitglieder einig. Unisono hieß es gestern: "Die Diskussion war wirklich harmonisch."

Und wie es sich für vollendete Harmonie gehört, stehen die Einschätzungen von der Basis in Einklang mit der offiziellen Erklärung der FW-Führung. "In der mehrstündigen, lebhaften, aber sehr sachlich geführten Aussprache", so teilte FW-Vorsitzender Gietl gestern Mittag der Presse mit, habe sich "eine deutliche Mehrheit für eine Zusammenarbeit mit der CSU abgezeichnet."