Blumenthal - Mit Markus Heinsdorff haben die Blumenthaler ein künstlerisches Schwergewicht für ihr Leuchtenfeld ins Boot geholt.
Der 66-jährige Bildhauer ist weltweit unterwegs. Er entwarf unter anderem das deutsch-chinesische Haus für die Weltausstellung Expo 2010 in Shanghai - ein zweistöckiger Bau aus Bambus-Rohren und -Laminat - oder im Auftrag des Auswärtigen Amtes 16 Pavillons für die Präsentation Deutschlands in Indien. Diese Bauten wurden in Stoff ausgeführt, der über Stahlkonstruktionen gespannt ist.
Low-Cost-Bauten mit Materialien, die vor Ort verfügbar sind (oder übrig, weil etwa Abfall), sind ein Wirkungsfeld Heinsdorffs. Er setzt sich künstlerisch mit den großen sozialen Gegenwartsproblemen auseinander: der Obdachlosigkeit von 70 Millionen Erdenbewohnern, der Armut, der weltweiten Umweltverschmutzung, der Ressourcen-Ausbeutung, dem Klimawandel und dem daraus resultierenden Flüchtlingsstrom. Deshalb hat er auch zugesagt, für die Blumenthaler die Aktion "Licht an für mehr Menschlichkeit" zu entwickeln. Corona habe zwar derzeit die ganze Aufmerksamkeit der Gesellschaft, "aber die Flüchtlingskrise gibt es nach wie vor", sagt Heinsdorff. "Die Geflüchteten sind mitten unter uns, wir sehen sie nur nicht mehr. " Deshalb das Leuchtenfeld: Die signalroten, illuminierten Schwimmwesten sollen ins Auge stechen, erinnern.
Die Blumenthaler Gemeinschaft - 43 Frauen, Männer und Kinder, die auf dem Schlossgut wohnen und zusammenleben - begeistert Heinsdorff. "Sie überlegen alle gemeinsam: Wie könnte man Zukunft gestalten? Sie experimentieren. Das ist das, was auch wir Künstler machen. " Noch nie habe er bei der Umsetzung eines Projekts mit einer so großen Gruppe zusammengearbeitet, "aber es hat wunderbar geklappt. Das alles ist möglich, wenn die Menschen zusammenhalten. "
Seit drei Jahren tauschten Bildhauer Heinsdorff und die Blumenthaler Ideen aus, in den vergangenen Tagen wurde das Leuchtenfeld weitgehend installiert. Es wird etwa drei Monate stehen bleiben. In dieser Zeit sind Führungen und Vorträge geplant, auch eine Galerieausstellung, die zeigt, wie es zu dem Projekt kam.
Künstler Markus Heinsdorff wird ein weiteres Mal nach Aichach kommen. Der Kunstverein hat ihn eingeladen, von Mai bis September im San-Depot auszustellen. Bei den dann gezeigten Arbeiten geht es um die Verbindung künstlerischer Ästhetik mit wissenschaftlicher Forschung. Auch dort ist Heinsdorff tätig, er hat unter anderem Mini-Kraftwerke entwickelt, die aus einem Schwimmreifen, einem Wasserrad und minimaler weiterer Technik bestehen. In einen Fluss gehängt, erzeugt das Konstrukt auch an abgelegensten Orten Strom.
Wolfgang Glas
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