Dunsdorf
Die Angst geht um

Neue Bürgerinitiative in Dunsdorf, Biberg und Schelldorf wehrt sich gegen Pläne für ein Schotterwerk

18.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Foto: Katrin Poese

Dunsdorf (EK) Sprengungen, Staubwolken, Lärm - und all das in nur 400 Metern Entfernung zum Ortsrand: Seit bekannt wurde, dass eine Firma zwischen Dunsdorf, Biberg und Schelldorf ein Schotterwerk bauen will, ist die Entrüstung bei den Anwohnern groß. Auch der Bürgermeister ist nicht begeistert.

Das Gemeinschaftshaus in Dunsdorf stößt am Freitagabend eindeutig an seine Grenzen. Nicht einmal in zwei Durchläufen passen die über 200 Interessierten hinein, die sich den Vortrag über die Pläne für einen Steinbruchabbau im Wald anschauen wollen - das Gebiet, um das es geht, liegt gerade einmal 600 Meter entfernt von dem Treffpunkt gleich neben der Dunsdorfer Kirche. Manche Bürger schauen sogar zum offenen Fenster herein, um die Neuigkeiten nicht zu verpassen.

Emotionen spielen an diesem Abend eine große Rolle. Die Bürger sind empört, sie haben Angst vor den Bedrohungen, die ein Schotterwerk womöglich mit sich bringt: Feinstaubbelastung, Lärm, Wertverfall von Grundstücken, Lastwagenverkehr und vielleicht sogar Risse in den Mauern, wenn die Häuser, von denen viele direkt auf den Stein im Boden gebaut sind, die Vibrationen der Sprengungen nicht aushalten.

Innerhalb einer Woche, nachdem Gerüchte durchgesickert sind, hat sich eine Gruppe von rund zehn Anwohnern an die Arbeit gemacht und bislang bekannte Fakten zusammengetragen. Ergebnis ist beim ersten offiziellen Treffen am Freitagabend eine Präsentation, die schon deutlich macht, dass sich die Dunsdorfer, die Biberger und die Schelldorfer nicht kampflos geschlagen geben werden. "Ich wollte dem Lärm und dem Dreck der Stadt ausweichen", sagt Gerd Stanzl, der erst vor Kurzem nach Dunsdorf gezogen ist und die Bürger nun für eine Initiative gegen das Schotterwerk mobilisieren will. Er befürchtet, dass seine neue Heimat "nur noch ein Vorort eines Werkes" ist, sollten die Pläne Wirklichkeit werden. Um zu verdeutlichen, was so ein Steinbruchabbaugebiet bedeutet, zeigt er ein Video von einer Sprengung. Ein lauter Heulton, dann nochmal ein dreifacher Heulton und mit einem dumpfen Rumpeln brechen große Stücke aus der Felswand. Die Staubwolke, die aufsteigt, erstreckt sich innerhalb weniger Sekunden durch das ganze Bild.

Martin Legl und seine Tochter Jennifer sind in der vergangenen Woche nach Pfraundorf zur Firma Geiger gefahren, um sich dort anzuschauen, wie viel Verkehr rund um das Werk ist. Eine Tabelle in der Präsentation zeigt: Innerhalb einer Stunde haben die beiden 95 Lkws an der Straße beim Werkseingang gezählt.

"Wir müssen gemeinsam kämpfen", beschwört Stanzl sein Publikum, das könne nur funktionieren, "wenn wir schnell sind, uns früh wehren und alles verzögern". Die Bürger sehen das wohl ähnlich: 230 von ihnen tragen sich noch am Abend in eine Liste ein. Die zehn Vorkämpfer bitten alle, die sich einbringen wollen, sich zu melden. Im Internet unter stoppt-steinbruch-dunsdorf.de sind alle Informationen zu finden. Als nächste Schritte plant die Initiative ein Gespräch mit dem Landratsamt, Beratungen mit Naturschützern und mit Rechtsanwälten und die weitere Organisation der Gruppe.

Auch die Gemeinde wird jetzt aktiv. Am kommenden Dienstag veranstaltet sie um 20 Uhr im Biberger Jurahof einen Informationsabend für alle Bürger aus Dunsdorf, Biberg, Krut und Schelldorf. Dort soll es dann Neuigkeiten "aus erster Hand" geben, wie Bürgermeister Christian Wagner sagt. Von den Plänen für das Schotterwerk wisse er seit Ende April. "Der Markt Kipfenberg ist nicht begeistert", sagt er. Und: "Die Gemeinde ist dafür da, die Bürger vor so etwas zu schützen." Das Waldstück gehört nicht dem Markt Kipfenberg, sondern den Wittelsbachern. Es hat schon Probebohrungen gegeben. Bürgermeister Wagner will jetzt prüfen, wie er die Errichtung des Schotterwerks verhindern kann. "Wir werden uns als Gemeinde beraten lassen", sagt er. Er hofft, dass eine Umweltverträglichkeitsprüfung ein möglicher Weg wäre, denn die Emissionen seien sicher beträchtlich. Vielleicht helfe auch das Argument, dass in dem Gebiet eigentlich später einmal eine Windkraftanlage gebaut werden sollte.