Neuburg
Deutschlands erste Wildnis-Insel-Stadt

Umweltminister Marcel Huber stellt drei Hektar unter Schutz - Nein zum Nationalpark, ja zum Polder

29.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:09 Uhr
Marcel Huber mit Befürwortern (l.) und Gegnern (r.) eines Nationalparks im Gespräch. Den werde es auf absehbare Zeit nicht geben, gab er zu verstehen. −Foto: Fotos: Frank

Neuburg (DK) Bayerns Umweltminister Marcel Huber hat am Internationalen Donautag in Neuburg eine etwa drei Hektar große Insel im Fluss unter Schutz gestellt. Gleichzeitig erteilte er einem Nationalpark Donau-Auen eine Absage. Auch die dringende Bitte von Landrat Roland Weigert, auf einen Polder bei Bertoldsheim zu verzichten, konnte Huber keine Zusage entlocken.

Locker, in Jeans, Haferlschuhen und Poloshirt, traf der Minister Freitgnachmittag am Ruderclub ein. Dort erwarteten ihn Gegner und Befürworter eines Nationalparks mit Plakaten und Transparenten, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Huber ging auf die Gruppen zu, diskutierte mit ihnen und erklärte gelassen und sachlich seine Sicht der Dinge. "Einen Nationalpark werden wir momentan nicht hinkriegen. Vielleicht ist das in zehn Jahren anders", sagte Huber und zeigte die Marschrichtung der Söderregierung auf: Den Vertragsnaturschutz, die Naturpark-Intensivierung, die Ausweisung eines nationalen Naturmonuments an der Donau in der Weltenburger Enge und die Gesamtstrategie "den Naturschutz voranbringen". Und das geplante Donau-Aquarium? "Es schützt die Natur nicht", sagte Ulla Eller von den Nationalparkbefürwortern. Es solle die Menschen für den Fluss sensibilisieren, sie informieren und ihnen diesen Schatz nahebringen, erklärte Huber. Artenschwund und Insektensterben werde man nur in gemeinsamen Bemühungen wirksam bekämpfen können. Der Minister dankte in diesem Zusammenhang auch den Ehrenamtlichen in den Naturschutzverbänden.

Ulrich Mayer, Kreissprecher des Landesbundes für Vogelschutz, machte auf eine Verschlechterung des Auwaldes aufmerksam und sprach von starken Verlusten gerade bei der Eiche. Mayer gehört zu den Nationalpark-Befürwortern und kritisiert den starken Holzeinschlag durch den Wittelsbacher Ausgleichsfonds.

Nach diesem zwanglosen Meinungsaustausch ging es dann per Boot etwa zwei Kilometer flussabwärts zu einer dicht bewachsenen Insel, die geschätzt etwa drei Hektar groß ist. Über umgestürzte Bäume ist sie zu erreichen. Diese Baumleichen wurden vom Wasserwirtschaftsamt entfernt. Huber balancierte mit einem Holzklotz über die Stämme. Nun ist eine richtige Insel entstanden, die von der Nutzung ausgenommen ist und nicht mehr betreten werden darf. "Das findet zum ersten Mal entlang der Donau statt", verkündete Huber. Später unterzeichnete er ein entsprechendes Dokument. Neuburg ist nun Deutschlands erste Wildnis-Insel-Stadt.

Zurück beim Ruderclub formulierte Landrat Roland Weigert "die inständige Bitte" an den Landespolitiker, auf den Bau eines Flutpolders bei Bertoldsheim zu verzichten. "Wenn wir das hinkriegen, dann reiten Sie auf einer Welle der Sympathie", versicherte er Huber. Der Minister argumentierte mit dem Milliardenschaden durch Hochwasser im Jahr 2013 in Niederbayern. Man brauche Retentionsraum und Dämme, "aber wir brauchen auch die Polder als Kette entlang der Donau", betonte er. Nur wenn das Grundwasser für die urbanen Bereiche dadurch problematisch werde, "dann findet der Polderbau nicht statt".