Deutschland Aktionärsland - 1,5 Millionen mehr Deutsche investieren an der Börse

10.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:11 Uhr

Mitten in der Finanzmarkt-, Schulden- und Vertrauenskrise haben die Aktionärszahlen in Deutschland im ersten Halbjahr 2012 überraschend deutlich zugelegt. Insgesamt sind 10,2 Million Anleger direkt oder indirekt über Investmentfonds in Aktien investiert. Dies entspricht 15,7 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Die Zahlen gehen aus einer Erhebung des Deutschen Aktieninstituts hervor. Demnach hat die Aktionärsquote in Deutschland zum dritten Mal in Folge zugelegt und damit fast wieder das Niveau von 2007 – vor dem Beginn der Finanzkrise – erreicht. Gegenüber dem Tiefststand Ende 2010 konnten mehr als zwei Millionen Anleger zurück gewonnen werden. Von den knapp 10,2 Millionen Aktienbesitzern sind 2,9 Millionen reine Aktionäre, 2,0 Millionen halten sowohl Aktien als auch Fonds und 5,3 Millionen besitzen nur Aktienfondsanteile.

Interessant: Die Zahl der Direktaktionäre liegt nun mit 4,9 Millionen auf dem höchsten Stand seit 2003 – für Beobachter ein Beleg dafür, dass sich gerade die Selbstentscheider unter den Anlegern vermehrt Aktieninvestments zutrauen.

Vor allem zwei Gründe gibt es laut DAI offenbar für die Renaissance der Dividendenwerte in Deutschland: Angesichts der weiterhin ungelösten Staatsschuldenkrise in Europa wird die Aktie als Sachwert geschätzt. Denn die Bürger machen sich zunehmend darüber Gedanken, welche Anlageform im Fall einer höheren Inflation die größte Sicherheit bietet. Außerdem lag die Dividendenrendite der DAX-30-Unternehmen im Schnitt bei satten vier Prozent. Zum Vergleich: Bei festverzinslichen Anlagen von erstklassigen Schuldnern oder Einlagen auf Termingeld ist dagegen nicht einmal mehr ein Inflationsausgleich drin.

Die seit der Finanzmarktkrise verloren gegangenen deutschen Anleger in die Aktie sind wieder zurückgekehrt, kommentiert Franz-Josef Leven, Direktor des Aktieninstituts, die im Auftrag des Deutschen Aktieninstituts von NFO-Infratest repräsentativ erhobenen Zahlen. Überproportional hat auch die Zahl der Belegschaftsaktionäre zugenommen, die seit 2009 um mehr als 700.000 gestiegen ist. Insgesamt gibt es derzeit rund 1,5 Millionen Belegschaftsaktionäre in Deutschland. Von einer endgültigen Stabilisierung der Aktionärszahlen sollten wir allerdings noch nicht sprechen, warnt Leven vor zu viel Euphorie. Gerade der Vergleich mit anderen Ländern, die deutlich höhere Aktionärszahlen aufweisen, mache deutlich, welchen Nachholbedarf Deutschland noch habe. Im Vergleich zu den USA sind die Deutschen immer noch Aktienmuffel. Und von den Höchstständen zum Höhepunkt des Dotcom-Booms, als Deutschland mal fast 13 Millionen Aktionäre hatte, ist man immer noch weit entfernt.

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