Eichstätt (EK) Der Frauenberg ist der Hausberg der Eichstätter. Dort kann gewandert werden, die Aussicht auf die Stadt oder die Rebdorfer Seite mit ihrem prächtigen Kloster genossen werden. Die Segel- und Motorflieger ziehen ihre Kreise, und einmal im Monat wird es auch etwas lauter. Dann wird ein Teil des weitläufigen Geländes zum Revier der Jäger und deren Nachwuchs.
Es ist Samstagnachmittag. Der Jagdschutz- und Jägerverein Kreis Eichstätt hat zum Tontaubenschießen geladen. Um die kleine, recht unscheinbare Hütte an der Parkhausstraße kurz vor dem Parkhaus stehen Autos, einige Geländewagen darunter - dahinter eine Gruppe von Männern und Frauen. Sie tragen Kopfhörer und Jagdgewehre. Immer wieder tritt eine Gruppe in Reih und Glied vor, stellt sich auf.
Nur wenige Meter vor der Reihe ragt ein eine etwa sieben Meter lange Betonmauer aus dem Boden. Darunter verbirgt sich ein Bunker, in dem das Herzstück der vereinseigenen Anlage steckt: ein Turbulenzautomat, der nach dem Zufallsprinzip nach links, rechts, nach oben oder unten kleine rosafarbene Scheiben in die Gegend katapultiert. Hans Mödl bedient die Anlage. Er beobachtet genau, wann der eine Schütze seinen Schuss abgegeben hat und der Nächste bereits konzentriert das Gewehr an der Schulter hat. Dann löst er aus. Mödl kann zwar per Knopfdruck den Zeitpunkt bestimmen, nicht aber die Richtung, in die die Scheibe geschleudert wird.
In rascher Abfolge geben die Männer und Frauen ihre Schüsse ab - jeweils zehn Stück in der Abfolge. Der eine ist zufrieden mit dem Ergebnis; sein Schuss hat die Scheibe in mehrere kleine Stücke zerfetzt. Der andere schüttelt nur den Kopf. "Satz mit x" lautet sein Kommentar, wenn die rosarote Scheibe unversehrt in der Ferne sanft auf der Wiese landet. Beim nächsten Mal sollte es besser werden. Und das nächste Mal kommt in wenigen Minuten. Reihe für Reihe treten die Schützen abwechselnd erneut an.
An die 1000 Schüsse werden so an diesem Nachmittag abgegeben, wie Armin Wiesen erklärt. Der 63-Jährige führt exakt Buch über jede Patrone die verschossen, jede Taube, die in die Luft katapultiert wird. Wiesent ist selbst leidenschaftlicher Jäger und Schütze, im sogenannten jagdlichen Schießen ist er immer wieder bei bayerischen oder internationalen Wettbewerben vertreten. Erst vor Kurzem wurde er in seiner Altersklasse oberbayerischer Meister. "Ohne die Möglichkeit, hier oben auf dem Frauenberg zu trainieren, könnte ich da sonst nicht mithalten", sagt der Tittinger.
Der Tontaubenschießstand auf der Eichstätter Waschette ist allerdings weniger ein Trainingscamp für den Wettbewerb, sondern unabdingbar für die Ausbildung des Jägernachwuchses. Dies unterstreicht der Vorsitzende des Eichstätter Jagdschutz und Jägervereins, Franz Loderer. "Das Schießen ist fester Bestandteil der Ausbildung, und entsprechende Nachweise sind für die Prüfung für den Jagdschein vorzulegen", sagt er.
Das wissen auch Richard Schneider und Anna-Lena Strehler (beide aus Pollenfeld). In der Gemeinde auf dem Jura scheint derzeit das Jagdfieber ausgebrochen zu sein. Denn gleich sechs junge Frauen und Männer aus Pollenfeld haben sich für die Jägerprüfung angemeldet. Das heißt für sie einmal wöchentlich die Jagdschulbank drücken - und das ein ganzes Jahr lang. Hinzu kommen noch verschiedene Bewährungsproben in der Hege und Pflege eines Reviers sowie die Schießausbildung, die unter anderem auf der Waschette absolviert werden kann. Ihn, so sagt der 34-jährige Schneider, habe es vor etwa zehn Jahren "einfach erwischt". Als Landwirt habe er immer schon Interesse an Fragen der Umwelt und Natur gehabt. Dies wollte er mit der Jagdprüfung einfach vertiefen. Die 20-jährige Anna-Lena dagegen ist mit ihrem Vater von Kindesbeinen auf in den Wald gegangen. Sich in der Natur aufzuhalten, bedeutet "weg vom Alltag". Das Schießen, sagte sie, "ist für mich nicht so wichtig, aber es gehört einfach dazu".
"Wer ein Jagdgewehr in die Hand nimmt, der soll damit auch umgehen können", sagt Vereinschef Loderer. "Und er oder sie sollte auch das Wild treffen", fügt er hinzu. Der monatliche Termin auf dem Tontaubenschießstand auf dem Eichstätter Frauenberg ist deshalb auch für erfahrene und geübte Jäger notwendig. Immerhin verzeichnet der Jagdschutz- und Jägerverein Eichstätt seit Jahren eine kontinuierliche Zunahme an Mitgliedern. Momentan sind etwa 500 aktive Jäger in den Mitgliederlisten zu finden. Übrigens: Am Ende des Schießens heißt es Aufsammeln. Die Flinten werden beiseitegelegt, jetzt sind die Eimer dran. Sowohl die unversehrten Scheiben als auch die zerfetzten Stücke werden aufgesammelt. Dennoch bleiben kleine, manchmal auch größere Stücke liegen. Da es sich dabei allerdings um das natürliche Material Ton handelt, gehe davon keine Gefahr für Boden oder Wasser aus, versichert Loderer. Auch bei der Farbe handele es sich um Lebensmittelfarbe. Und geschossen werde mit Stahlschrot. Loderer: Der verrottet auf ganz natürlichem Weg.
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