München
Der Rockstar der Familie

Michael Patrick Kelly mit furioser Show beim Tourfinale auf dem Münchner Königsplatz

16.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:35 Uhr
Auf seiner Open-Air-Tournee machte Michael Patrick Kelly auch in München Station. −Foto: Prager

München (DK) "Ich kann nicht tanzen und nicht kochen, aber ich kann Musik", sagt Michael Patrick Kelly auf dem mit 10000 Besuchern gefüllten Königsplatz zum Abschluss seiner "iD Live 2019"-Tournee.

Und spielt damit auf seine diversen Auftritte in TV-Shows an. Musik kann das drittjüngste Mitglied der berühmten Kelly Family wirklich und liefert vor den Propyläen eine perfekte Show ab. Große Posen kann der gebürtige Ire zusätzlich und reckt den Fans zum fulminanten Auftakt mit "Lazarus" den Mikrofonständer in der Faust entgegen.

Die hält es von der ersten Minute an nicht auf ihren Stühlen, und sie gehen begeistert mit. Die typische Bruce Springsteen-Pose mit der umgehängten Gitarre beherrscht Kelly sowieso. Auch große Gesten sind Teil des zweieinhalbstündigen Konzerts. Immer wieder geht der Vollblutmusiker ins Publikum und besucht extra die Rollstuhlfahrer "die wahren Helden", wie er sie nennt. Kelly & Co. haben den Platz permanent fest im Griff. Er freut sich sichtlich über die Begeisterung der Anwesenden und spielt auf das etwas reserviert wirkende Publikum bei Anne-Sophie Mutter am Tag zuvor an gleicher Stelle an. Lobt aber Mutters musikalische Leistung und widmet ihr sogar ein Lied.

Die starke Nummer "Requiem" ist hingegen eine Hommage an viel zu früh verstorbene Rocker wie Jimi Hendrix und John Lennon. Sein Motto dazu lieber "live slow, die old". Langsam agieren kann er jedenfalls nicht auf der großen Bühne, sondern ist ständig in Bewegung. Kaum vorstellbar, dass dieses Energiebündel jahrelang als Mönch in einem Kloster im französischen Burgund verbrachte. Seit Bruder John Paul Mary, so sein Ordensname, zurück im Rampenlicht ist, gibt er Vollgas und hat sich viele neue Fans und Freunde unter Kollegen gemacht.

Mit Ilse DeLange singt er gemeinsam das schöne Duett "Rose Of Jericho". Auch der Belgier Milow kommt zu ihm. Extra für sein "Dahoam"-Spiel, wie es der inzwischen in Bayern lebende Musiker nennt, hat er beide eingeladen. Nach eigenen Angaben ist Kelly oft in München unterwegs und wurde letzte Woche bei einer CD-Präsentation der Band Silbermond auf der Schwanthalerhöhe oberhalb der Wiesn gesichtet. Das Oktoberfest hingegen ist nichts für ihn - "so weit bin ich noch nicht".

Weit genug für das große Publikum ist er aber und reiht einen starken Song an den nächsten. Mit dem Beyond The Black-Cover "Unbroken" wird es kurzfristig sogar heavy und dank einer "Schweige- bezieungsweise Friedensminute" auch besinnlich. Anschließend erklingt eine Glocke, die im Rahmen eines Peace-Projektes aus alten Kriegswaffen gegossen wurde. Als es schon längst dunkel ist, bittet Kelly den Singer-Songwriter Johannes Oerding aus der gemeinsamen Zeit in der TV-Sendung "Sing Meinen Song" zu sich, um mit diesem ganz passend "Ich will doch nicht nach Hause gehen" anzustimmen. Trotzdem geht auch der schönste Abend irgendwann vorüber. Aber natürlich nicht ohne zwei Zugaben. Nach dem harmonisch-hymnischen "Hope" vom 2003er-Album "In Exile" und dem sehr pathetischen, aber religiös-katholisch etwas zu expliziten "Holy" ist es vorbei. Mit dem "Wort zum Sonntag" geht ein triumphaler Tourabschluss unter Feuerwerk zu Ende. Fest steht: Musik kann er wirklich!

Martin Buchenberger