Ingolstadt
Der Reiz des Historischen

13.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:06 Uhr

Guido Dieckmann las im Altstadttheater aus seinem Roman über Albert Schweitzer. - Foto: Limmer

Ingolstadt (DK) Es ist der umgekehrte Weg, den Autor Guido Dieckmann mit seinen Romanen geht. Dieckmann schreibt Bücher, die einen aktuellen Film zur Vorlage haben. Auch sein neues Werk "Albert Schweitzer – Ein Leben für Afrika" ist an den gleichnamigen Kinofilm angelehnt. Im Rahmen der Ingolstädter Literaturtage las der Schriftsteller im Altstadttheater aus seinem Roman.

"Es ist fast schon eine neue Gattung", weigert sich Guido Dieckmann, sein Buch einem gängigen Genre zuzuordnen. Es wird die selbe Geschichte erzählt, Buch und Film befruchten sich gegenseitig. Dennoch reizt es ihn, Szenen zu schreiben, die der Film nicht erzählt. So beleuchtet er etwa die Figur von Albert Schweitzers Frau Helena intensiver. "Als Romanautor kann ich viel mehr Fragen stellen und tiefer graben", sagt Dieckmann. Er lässt seine Leserschaft auch nicht im Unklaren darüber, welche Krankheiten es im Afrika des Albert Schweitzer gab, und wie diese bekämpft wurden. Weiteres Augenmerk legt er auf Konflikte und Spannungen, die zwischen Albert Schweitzer und seiner Frau entstehen. Ein Buch biete eben viel mehr Möglichkeiten die Figuren darzustellen als der Film.

Sein neues Buch sei kein historisches Buch wie "Luther", "Albert Schweitzer" ist ein zeitgeschichtlicher Roman. "Normalerweise schreibe ich über Menschen die 600 Jahre tot sind. Da kann man seine Fantasie schweifen lassen", gesteht der 41-Jährige. Das ist bei Albert Schweitzer nicht so einfach, denn es leben heute noch Menschen, die den Urwalddoktor persönlich getroffen haben.

Gespräche mit diesen Menschen waren neben der Literaturrecherche Dieckmanns wichtigste Informationsquelle. Das Buch und auch der Film beschreiben das Leben der Schweitzers nach dem Zweiten Weltkrieg. Albert Schweitzer kämpft an der Seite von Albert Einstein gegen die atomare Aufrüstung während des Kalten Krieges.

Guido Dieckmann wählt für seine Lesung im Ingolstädter Altstadttheater bewusst zwei Szenen, die nur im Roman zu lesen sind, aber nicht im Film vorkommen. Denn im Anschluss an die Lesung gibt es für die Zuschauer den Kinofilm zu sehen. Dieckmann nimmt seine Zuhörer mit auf eine Reise nach Afrika. Beide Male ist es die Erinnerung von Helene Schweitzer, mit der Dieckmann in seinem Buch den Bogen zu Albert Schweitzers Anfängen in Afrika spannt.

"Es ist keine Biografie", betont der Autor. Er sieht sein Buch als romanhafte Auseinandersetzung, mit einem der "letzten Universalgelehrten". Lange Zeit war es ruhig um Albert Schweitzer, doch jetzt erinnert man sich wieder an ihn, glaubt Dieckmann.

Historische Romane sind die Leidenschaft Guido Dieckmanns. Für sein nächstes Projekt macht sich der Schriftseller auf die Spuren der Fotopioniere, um so die Geschichte der Fotografie zu erzählen.