Thalmässing/Wendelstein - Am Thalmässinger Wesen soll die Umwelt genesen. Nein, das ist wohl ein wenig übertrieben. Aber dass die Altfett-Sammelaktion, die das Thalmässinger Recycling-Unternehmen Lesch ins Leben gerufen hat, dabei hilft, klimaschädliches CO2 einzusparen, ist unbestritten. Was in den Städten Greding, Heideck und Hilpoltstein sowie den Gemeinden Allersberg und Thalmässing seit Jahren erprobt ist - das Sammeln von Altfett in Privathaushalten -, kommt jetzt auch im Rest des Landkreises an. Den Anfang macht Wendelstein.
"Durch die fünf Erprobungsgemeinden war es für alle leichter", sagt Landrat Herbert Eckstein (SPD) bei der Inbetriebnahme des ersten Sammelautomaten ausgerechnet in seiner Heimatkommune. Nach ein paar Diskussionen ließen sich die Kreisräte letztlich überzeugen. 250000 Euro investiere der Kreis über drei Jahre, so Eckstein. Bei Müllgebühren in Höhe von zwölf Millionen falle das kaum ins Gewicht, außerdem "muss man das unter dem Gesichtspunkt der Abfallvermeidung sehen". Hinzu kommt, dass beispielsweise der Ruppmannsburger für seine Abfallbeseitigung ohnehin nur die Hälfte dessen bezahlt, was einen Steinwurf entfernt der Haushalt in Wengen löhnen muss - der Kreis Weißenburg-Gunzenhausen entsorgt seinen Müll weitaus teurer.
Zahl der Automatenwird verdreifacht
Statt der bislang 9 Sammelcontainer in den südlichen Gemeinden - inklusive einem am Landratsamt - stehen nun bald 27 im Landkreis. "Bis Mitte Dezember" sei es so weit, prognostiziert der Geschäftsführer von "Jeder Tropfen zählt", Hubert Zenk. Die Firma ist mittlerweile ein eigenständiges Un-ternehmen unter dem Dach der Altfett-Recyclingfirma von Heiko Lesch.
Werner Langhans (CSU), der Bürgermeister von Wendelstein, lässt sich von Zenk derweil haarklein den Automaten erklären. 200 Behälter in einer Größe von 1,2 Litern enthalte der, so Zenk. Die nächste Generation werde schon keine Batterie mehr haben, die Technik werde dann mittels eines Solarpaneels mit Strom gespeist. Der kleine Behälter enthalte mittlerweile 20 Prozent schon recyceltes Plastik, sagt Zenk, Nachhaltigkeit werde großgeschrieben. "Wir lernen immer noch dazu."
Mit jedem Automaten, der an einem gut frequentierten Platz - etwa bei einem Supermarkt - aufgestellt wird, werde auch ein Automatenpate gesucht so Zenk. Tritt einmal eine Störung auf, beispielsweise weil jemand einen unpassenden Behälter hineingestopft hat, bekomme er eine elektronische Meldung und könne dann den Paten informieren. Auch wenn der Automat zu 80 Prozent voll ist, wird die Firma elektronisch benachrichtigt. Bald darauf macht sich ein Lesch-Lastwagen auf den Weg.
Zu Beginn verteilt die Thalmässinger Firma an jeden Haushalt einen der markanten grünen Behälter. Im Pilotprojekt, als sich die Bürger in Hilpoltstein ihren Behälter im Rathaus abholen sollten, habe man festgestellt, dass die Sammlung weitaus besser funktioniert, wenn man von Beginn an keinen Aufwand hat, erklärt Zenk. Weitere Behälter für denjenigen, der fleißig die Fritteuse anwirft und mehr Kapazität braucht, seien im Rathaus vorrätig, ergänzt Bürgermeister Langhans.
Ziel ist die Sammlung vonbis zu 700 Gramm pro Kopf
In den Pilotgemeinden zeichne sich ab, dass heuer 530 bis 550 Gramm Altfett pro Kopf gesammelt werden, so Zenk. Das entspricht ziemlich genau der Vorgabe, die er sich selbst gesetzt hat im dritten Jahr. Im Rest des Landkreises hofft er im ersten Jahr auf eine Menge von 350 Gramm pro Nase. Längerfristig betrachtet "sind 600 bis 700 Gramm die Zielrichtung", sagt Zenk. "Wir sind da auf einem wirklich guten Weg." Das sei auch das Ergebnis der Evaluation gewesen. Denn das Pilotprojekt wurde von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf wissenschaftlich begleitet. "Wir haben eine sehr hohe Sammelquote", freut sich Firmenchef Heiko Lesch. Nämlich bislang das Sechsfache des Sammelergebnisses per Wertstoffhof - dort kann Altfett bislang auch schon entsorgt werden. Doch tut dies kaum jemand.
Er hoffe, dass der Landkreis Roth nun ein Beispiel gebe, so Eckstein, der Umwelt helfe es, wenn die Firma Lesch auch andernorts Aufträge akquirieren könne. Davon zeigt sich Zenk überzeugt: "Unter Abfallwirtschaftlern wird ja auch gesprochen", der Einstieg eines ganzen Landkreises habe "Strahlkraft". Ohnehin gebe es mit Berching und Freystadt zwei einzelne Kommunen im Kreis Neumarkt, im Hohenlohekreis und im Kreis Forchheim sei man auch schon vertreten. Weitere Verhandlungen laufen. Geschäftsführer Zenk zeigt sich optimistisch: "Im nächsten Jahr werden wir 500000 Teilnehmer haben.
HK
Volker Luff
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