Mit Polterveranstaltungen wie dem Politischen Aschermittwoch fremdeln die Grünen von Natur aus ein wenig.
Da wird die Wehmut sich in Grenzen gehalten haben, dass heuer coronabedingt kein Präsenzpoltern am Biertisch möglich war. Während CSU und SPD sich noch bemühten, zumindest eine eher schlecht als recht maskierte Ersatzveranstaltung zusammenzustellen - ohne Publikum, aber mit Rednern vor Ort in Passau und Vilshofen -, war bei den Grünen die Hauptrednerin, Co-Parteichefin Annalena Baerbock, nur per Video zugeschaltet. Nicht einmal das Studio stand auf niederbayerischem Boden - Landshut war der Austragungsort der vergangenen Jahre. Gesendet wurde aus der Muffathalle in München. Dass die Umstände so besonders seien, mag Landeschef Eike Hallitzky gar nicht finden. "Die Grünen können digital. Das ist Standard", bemerkt er durchaus zutreffend. "Das Besondere ist: Wir haben Wahljahr", verkündet Hallitzky, was sich fortan wie ein roter Faden durch die flott inszenierte gut einstündige Übertragung zieht. Die Grünen haben sich viel vorgenommen: für die kommende Faschingszeit am besten das KanzlerInnen-"Kostüm".
Am ehesten aschermittwochstauglich wirbelt das bayerische Grünen-Gewächs Katharina Schulze über die Studiobühne. In gewohnt gut gelaunter Manier beklagt sie sich über die "seehr lange Autofahrt" Corona, die uns ungeliebte Mitreisende beschere. Da sei der "Quengler", Hubert Aiwanger. Er wisse genau, dass noch eine lange Fahrt bevorstehe. Er frage trotzdem viertelstündlich nach, wolle bei jeder Ausfahrt rausfahren. Dann gebe es den "Fahrer". Eine "väterliche Figur", "omnipräsent" - natürlich: Markus Söder. "Er kennt immer den besten Weg und sagt sogar dem Navi, wo es langgeht. " Der Fahrer erwecke den Anschein, er wüsste genau Bescheid und hätte alles gut vorbereitet. Bei genauerer Betrachtung zeige sich: Er habe auch keine Ahnung.
Und dann beschreibt Schulze noch den unauffälligen dritten Mitfahrer. Er ist bei der letzten Raststätte ausgestiegen und nun verschwunden, was aber niemandem auffällt: Kultusminister Michael Piazolo.
Spätestens bei einer Gruppe hört für Schulze allerdings der Spaß auf: Das sind die Corona-Leugner und "Geisterfahrer" auf der Reise. Im Übrigen aber ist sie sicher: "Es braucht andere Leute am Steuer. " Das könnte Annalena Baerbock sein. Sie ist mit Co-Chef Robert Habeck Aspirantin auf die Spitzenkandidatur und sei genau wie dieser "kanzlerabile", befindet Hallitzky. "Nach 16 Jahren Abwarten ist es jetzt Zeit voranzugehen für Deutschland, für Europa", formuliert Annalena Baerbock schon mal ihren Abgesang auf Angela Merkels Kanzlerschaft.
DK
Laurent Martinez
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