Ingolstadts malerische Ecken
Denis Lang war spielsüchtig, bis er die Kunst für sich entdeckt hat - Neuer Kalender ist fertig

22.12.2021 | Stand 22.09.2023, 23:00 Uhr
Der 36-jährige Denis Lang lebt mit seiner Frau Anastasiia und seinem Sohn Leo in Ingolstadt. Passend dazu malt er Motive aus seiner Heimatstadt −Foto: Mayr/Lang

Denis Lang hat kein Hobby, treibt keinen Sport.

Aber Denis Lang hat ein Problem: Er ist spielsüchtig, wirft Münzen in Spielautomaten. Das will er nicht mehr machen. Er will sich ablenken. Doch mit was, wenn man kein Hobby hat und keinen Sport treibt? Also fängt er an zu malen. Das war 2008.

"Meine Eltern wollten mir zum Geburtstag einen Laptop schenken. Einen Tag vorher habe ich am Spielautomaten soviel Geld verspielt, wie ein Laptop kosten würde", erzählt der 36-Jährige. "Ich hatte ein schlechtes Gewissen, vor allem weil meine Eltern selbst nicht viel Geld haben. "

Da seine Mutter ihm einige Monate zuvor schon mal gesagt habe, dass er ja anfangen könne zu malen, weil er das doch früher öfter gemacht hat, habe er sich stattdessen ein Künstlerset gewünscht. "Ich hab es einfach probiert", sagt Lang. Sein erstes Bild - ein Ölgemälde - habe er gleich wieder auf die Seite gelegt. Bis er ein Bild an der Wand im Büro seines Chefs gesehen hat. "Dann hab ich ihm meines gezeigt, und das hat ihm gefallen", erzählt Lang. Er habe ihm 200 Euro geboten, "damit ich ihm auch eines male". Nach einem halben Jahr war das Bild fertig. "Mein Chef hat mich motiviert", sagt der Künstler, der in Kasachstan geboren und mit 13 Jahren nach Deutschland gekommen ist. Viele seien überrascht gewesen, dass er so ein Bild gemalt hat, erzählt Lang lachend. Aber er ist überzeugt davon, dass eigentlich jeder malen kann. "Das ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Man muss einfach machen. " Er sage auch immer: "Ich kann alles. " Viele hätten ihn dann ausgelacht. Sein Chef habe ihn aber wegen dieses Satzes eingestellt, der habe das interessant gefunden. "Natürlich kann ich nicht alles, aber ich kann alles lernen", sagt Lang selbstbewusst.

Dennoch weiß er, dass Kunst ein hartes Metier ist: "Kleidung und Essen braucht jeder. Aber Kunst nicht. Beispielsweise ein Bandarbeiter, der nicht viel verdient, wird keines meiner Bilder kaufen. " Langs Bilder sind groß - nicht jeder hat in seiner Wohnung die passende Wand, um sie aufzuhängen. Die aktuellen Motive sind in der Stadt Ingolstadt beheimatet - das Kreuztor, die Ludwigstraße oder der Rathausplatz. In bunten, kräftigen Farben. Mittlerweile hat der Ingolstädter seinen Kunststil gefunden: "Der österreichische Künstler Voka hat mich inspiriert. Er hat den sogenannten Spontanrealismus erfunden. " Diese Kunstform entstand aus dem Zusammenspiel von Öl-, Aquarell- und Acrylmalerei. Durch das Praktizieren verschiedenster Techniken, war VOKA (eigentlich Rudolf Vogl) gezwungen, das Tempo beim Arbeiten deutlich zu erhöhen, da die Farben schneller trockneten. Dieses rasche Arbeiten brachte so viel Schwung in die Bilder, dass er die Methode nicht mehr aufgab. So ganz hat Denis Lang die Technik aber noch nicht perfektioniert: "Ich kann nicht abschalten, ich gehe noch zu viel ins Detail. Aber irgendwann kommt das. "

Natürlich wolle er auch bekannt werden. Nicht die große Berühmtheit erlangen, aber zumindest ein bisschen bekannt werden. Ein erster Schritt in diese Richtung war, dass die Altstadtbrauerei Griesmüller eines seiner Bilder für ein Flaschenetikett verwendet hat. "Zurzeit wird vermehrt mit Künstlern gearbeitet. Ich habe sehr viele Ideen, zum Beispiel könnte man eine Kollektion mit verschiedenen Biersorten machen", überlegt Lang. Ganz aktuell plant er, Textilien zu bedrucken. Zugute kommt ihm die Umschulung, die er derzeit macht: vom Werkzeugmacher zum Mediengestalter. "Werkzeugmacher war der falsche Beruf für mich. Es hat mir zwar Spaß gemacht, aber einige Jahre später habe ich realisiert, dass ich schon in meiner alten Tätigkeit sehr oft gebastelt habe", sagt Lang. Zum Beispiel Kugelschreiber oder Schlüsselanhänger.

Im vergangenen Jahr hat der 36-Jährige seine Bilder in einem Café ausgestellt. "Die Rückmeldungen waren ganz gut, ich habe oft gehört, dass ich doch was größeres machen soll. " Nur: Seine Umschulung nimmt so viel seiner Zeit in Anspruch - und mit Corona sei das auch schwierig. Daher hat Lang dann einen Kalender mit seiner Ingolstadt-Reihe gestaltet. Und in diesem Jahr wieder, "mit zwei neuen Motiven". Neu sind die passenden Postkarten. Wer Interesse hat, kann sich bei Denis Lang melden - telefonisch unter (0162) 5712439, per Mail unter denis. lang. a@hotmail. com oder auf Facebook/Instagram.

DK

Doris Mayr