Essing
Den einen Platz gefunden

Der Lebensstein des Riedenburgers Günter Schinn kehrt in die Heimat zurück – als Teil des Essinger Kunstwegs

08.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr
Enthüllung Lebensstein Günter Schinn −Foto: Schmied, Kathrin, Schwabstetten

Essing (DK) Nach über einem Jahr in der Fremde steht der Lebensstein des Riedenburger Künstlers Günter Schinn dort, wo er schon immer hingehört hat: in der Heimat. Am Montag wurde das Exponat als Teil des Kunstwegs in Essing enthüllt.

Es ist ein prädestinierter Platz, auf dem die Reise des steinernen Kunstwerks nun ihr Ende gefunden hat. Umgeben von Bäumen, direkt am Wasser, gegenüber des Essinger Torturms und quasi in direkter Verlängerung der alten Holzbrücke steht er, der Lebensstein. Ein bisschen stolz macht es Günter Schinn wohl schon, dass seine Skulptur nun sogar das Zentrum des Essinger Kunstwegs bildet. Begeistert davon zeigt sich bei der Enthüllung am Montagabend Bürgermeister Jörg Nowy (FW). In unmittelbarer Nähe schaut die Figur des Infanteristen Josef Deifl, dem berühmtesten Sohn der Marktgemeinde, von ihrem Sockel herunter. Eine sinnhafte Symbiose, wie Nowy betont: „Gegen den Krieg, für das Leben. Das könnte nicht besser passen.“

Dass es letztlich Essing und nicht Schinns Heimatstadt Riedenburg geworden ist, liegt wohl an der Entscheidungsfreude Nowys. „Günter Schinn ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Lebensstein hierher zu holen“, erklärt er den rund 30 Gästen bei der Enthüllung. Wenngleich seine spontane Reaktion – „Reden kann man über alles“ – zunächst verhalten ausgefallen sei, packte der Gemeindechef die Gelegenheit beim Schopf. Natürlich nicht, ohne sich zuvor um Partner zu bemühen, die das Vorhaben auch in finanzieller Hinsicht ermöglichten. Nowys Dank gilt an dieser Stelle der MDK-Schifffahrt, der Kelheimer Naturstein GmbH und Dieter Scholz, dem Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Kelheim. „Jörg Nowy hat mir seinen Plan auf der Kuppel des Reichtagsgebäudes in Berlin nahebracht“, verrät dieser.

Auch der Künstler selbst findet Worte des Dankes. „Es erfordert viel Engagement und eine Menge Mut, einen Kunstweg zu initiieren“, schickt Schinn in Richtung des Bürgermeisters. Dieser geht kurz auf die Entstehung der Werkmeile entlang der Altmühl zu Füßen des Felsmassivs ein. Die Idee ist beinahe 15 Jahre alt. Wie wäre es denn, wenn alle 100 Meter ein Kunstwerk stehen würde? „Dieser Gedanke ist mir durch den Kopf gegangen“, erläutert Nowy. Sein Einfall sei beim Gemeinderat zunächst nicht unbedingt gut angekommen. Die durchweg positive Resonanz allerdings habe die Zweifel letztlich zerstreut. Mittlerweile gehören die Trigramme des Steinsdorfers Werner Engelmann ebenso zum Kunstweg wie die Motivbänke von Willi Hengge aus Nittendorf, deren Gestaltung auf die Geschichte des Ortes hinweist. Holz, Metall, Stein. Werken aus diesen Materialen ist der Kunstweg vorbehalten. „Der Lebensstein passt perfekt dazu“, so Nowy.

Einen Platz nahe am Wasser hatte der Lebensstein auch dort, wo er vor seinem Umzug in die Heimat stand: im fränkischen Bayreuth direkt am Roten Main. Das tonnenschwere Exponat wurde dort bei der Landesgartenschau im Vorjahr präsentiert und sogar ausgezeichnet. Mit der Ausschreibung für den Wettbewerb zum Thema „Lebensstein“ habe sich Schinn aber erst einmal anfreunden müssen. „Das war am Anfang schon schwierig. Ein Stein ist etwas Schweres, ihm eine gewisse Eigendynamik und Leichtigkeit mitzugeben, eine Herausforderung“, sagt er. Inspiriert habe ihn schließlich die Wellenform einer Chalzedonrose. Das Element Wasser sei für ihn ohnehin pures Lebensgefühl. Aus dem schweren Brocken hat Schinn so eine bewegte Wasseroberfläche geformt.

„Ein Stein ist etwas Schweres, ihm eine gewisse Leichtigkeit mitzugeben, eine Herausforderung.“

Günter Schinn

 

Kreisrund um die tatsächlich goldene Mitte schmiegt sich ein Satz des Schriftstellers Franz Kafka: Jeder, der sich die Fähigkeit erhält, Schönes zu erkennen, wird nie alt werden. „Kafka hat Recht“, betont der Künstler. Die Skulptur soll Vitalität ausstrahlen, dem Betrachter positive Energie spenden, ein beständiger Quell der Freude sein, so die Hoffnung des Schöpfers. Und weil Leben für ihn untrennbar mit Heimat verbunden ist, nennt Günter Schinn sein Werk eigentlich lieber Heimatstein.