Dem Naturpark Altmühltal droht der Ausverkauf

07.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:47 Uhr

Leserbrief zum Artikel "Mittler zwischen Mensch und Umwelt", DK vom 24. Mai:Anlässlich seines 50-jährigen Bestehens bekommt der Naturpark Altmühltal erstmals vier Ranger.

Im Rahmen der Vorstellung der für das Gebiet rund um Riedenburg zuständigen Rangerin betonte Landrat Neumeyer, Zitat: "Wir brauchen die Ranger, weil leider manche Leute nicht viel Verständnis für die Natur haben. " Wie recht Sie doch haben, Herr Landrat. Sie sprechen mir aus der Seele.

Unweigerlich drängt sich die Frage auf, wie viel Verständnis die Politik für die Natur hat. Während marginale Verstöße von Bürgern gegen das Naturschutzgesetz geahndet werden, vernichtet die Politik rücksichtslos Natur im großen Stil. Aktuell sind Bestrebungen im Gange, ein schützenswertes Biotop in Riedenburg Gleislhof - derzeit im Naturpark Altmühltal enthalten - aus der Schutzzone herauszunehmen. Getauscht werden soll jenes Gebiet gegen zwei minderwertige, getrennte, drei Kilometer voneinander entfernt liegende Flächen. Kalkül und Intention sind klar, sobald der Tausch vollzogen ist, in Gleislhof weiteres Bauland zu schaffen.

Das aus dem Naturpark Altmühltal herauszulösende Areal in Gleislhof weist sowohl in Hinblick auf Flora und auch Fauna eine Reihe von Rote-Liste-Arten der Kategorie 1, also vom Aussterben bedrohte Arten auf, die in dem Gebiet nachgewiesen wurden. Die Informationen liegen den Behörden vor. Ebenso ist bekannt, dass der Bereich durch die bayerische Biotopkartierung erfasst ist.

Der Zufall will es, dass ich Gründungsmitglied der Bergwachtbereitschaft Kelheim bin. Bekanntermaßen umfasst das Leistungsspektrum der Bergwacht neben der Rettung von Verunglückten den Naturschutz, eigentlich war der Naturschutzgedanke seinerzeit die Initialzündung zur Gründung der Bergwacht in Bayern im Jahre 1906. Der Naturschutz liegt mir sehr am Herzen, gehe ich doch seit über 49 Jahren auf Naturschutzstreife. Ich kenne so ziemlich jedes Naturschutzgebiet hinsichtlich Flora und Fauna, selbst im weiteren Umkreis von Riedenburg, beispielsweise den Donaudurchbruch oder die Sandharlander Heide. Ich kann unterscheiden wo zwingende Schutzwürdigkeit vorliegt und wo eher nicht. Man kann diese schöne, schützenswerte Natur, wo nun mit der Brechstange Bauland entstehen soll, jeden Tag bewundern.

An dieser Stelle sei erwähnt: Ich kann mich während der nahezu 50 Jahre, in denen ich auf Naturschutzstreife gegangen bin, nicht entsinnen, dass Menschen kein Verständnis für die Natur gehabt hätten. Nachdem ich sie über ihr Fehlverhalten, sei es das Pflücken einer geschützten Pflanze oder ein Feuer auf der Kiesbank der Kanuinsel, aufgeklärt hatte, waren sie stets einsichtig und reumütig. Diesen Stil sollte sich die Politik zunutze machen, also Vorbild sein. Stattdessen verfolgt sie eher das Ziel, ein schützenswertes Biotop unwiederbringlich zu zerstören. Naturschutz, sieht anders aus, Demokratie auch.

Wilfried Michel, Riedenburg