Debatte über Islam-Unterricht

15.02.2009 | Stand 03.12.2020, 5:12 Uhr

Meditativ und gefühlvoll: Bei einem Podiumsgespräch am Freitagabend in der Grundschule an der Lessingstraße demonstrierte die evangelische Religionslehrerin Eva Weber (rechts) ihren Unterricht. Zugleich stellte Hakan Sirt die islamische Unterweisung vor. - Foto: Stadik

Ingolstadt (DK) Die islamische Unterweisung in deutscher Sprache, die auch für muslimische Kinder in Ingolstadt angeboten wird, steht derzeit auf dem Prüfstand. Ob und wie der Modellversuch weiter geführt werden könnte, war nun Thema bei einer Podiumsdiskussion.

Eigens geschult

450 Schülerinnen und Schüler in insgesamt 23 Gruppen an acht Ingolstädter Schulen nehmen derzeit an der so genannten islamischen Unterweisung teil, die seit 2006 ausschließlich in deutscher Sprache angeboten wird. Im Unterschied zum herkömmlichen Religions- oder Ethikunterricht ist dieses Fach eine freiwillige Veranstaltung. Die Pädagogen Ayfer Kaya Yildiz, Manolya Töran und Hakan Sirt wurden unter anderem an der Akademie für Lehrerfortbildung in Dillingen geschult, um die Geschichte des Islam oder die Überlieferung des Propheten Mohammed, aber auch die gemeinsamen Wurzeln der Buchreligionen zu vermitteln.

Diese regelmäßige Unterweisung der muslimischen Kinder ist allerdings nur ein Zwischenschritt. "Wir sind daran interessiert, möglichst schnell die Zielstufe zu erreichen", betonte Schulamtsdirektor Anton Mang bei einer Podiumsdiskussion am Freitagabend in der Grundschule an der Lessingstraße. Seine Vision ist ein regulärer Islam-Unterricht unter staatlicher Aufsicht und in deutscher Sprache, der flächendeckend alle muslimischen Schüler erreicht. Der Schulamtsdirektor berichtete von Gesprächen mit dem bayerischen Kultusministerium, das bis März 2009 über die weitere Entwicklung entscheiden will. Eine Grundvoraussetzung für den islamischen Religionsunterricht ist allerdings ein verbindlicher Lehrplan, der gemeinsam mit den muslimischen Verbände erstellt wird.

"Wir wünschen uns einen kompetenten, starken Partner", stellte Klaus Schimmöller, Schulreferent der Diözese Eichstätt, fest. Ebenso wie Gerhard Gohlke (evangelischer Schulbeauftragter für den Kirchenkreis Regensburg) signalisierte Schimmöller seine Unterstützung der muslimischen Wünsche. Allerdings erinnerten die Kirchenvertreter auch daran, wie lange und steinig der Weg der christlichen Konfessionen zum Religionsunterricht an den Schulen war. Zudem müsste ein Islam-Unterricht die modernen, pädagogischen Maßstäbe einhalten und sich zum Beispiel auch mit anderen Religionen beschäftigen.

Sprachprobleme

Süleyman Tenger vom Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) stellte seine Organisation als Ansprechpartner für die staatlichen Schulbehörden dar. Der KRM-Sprecher rechnete vor, dass hierzulande insgesamt 1500 muslimische Religionslehrer benötigt würden. Doch bislang gebe es in Deutschland nur wenige Theologen an den Universitäten, die das Personal ausbilden könnten. Die verbindliche Festlegung auf die deutsche Sprache sieht Süleyman Tenger ebenfalls als problematisch an. "In meiner Moschee verstehen 99 Prozent der Gläubigen kein Wort deutsch", meinte der Türke, der deshalb für Zweisprachigkeit plädierte. Die Zukunftsängste der Pädagogen, die derzeit die islamische Unterweisung durchführen, konnte Tenger zerstreuen: "Sie werden weiter gebraucht."