Karlshuld - Es geht ins Minus: Die Gemeinde Karlshuld plant in diesem Jahr erstmals seit langer Zeit wieder eine Verschuldung ein.
Im 15-Millionen-Euro Etat, den der Ferienausschuss des Gemeinderats am Montagabend einstimmig verabschiedete, ist eine Kreditaufnahme von 1,6 Millionen Euro vorgesehen.
Die Beratung war diesmal gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Das lag nicht allein an der Tatsache, dass ein gerade mal achtköpfiges Gremium über die finanziellen Geschicke der drittgrößten Landkreisgemeinde entscheiden musste. Obendrein traf sich das Mini-Plenum dazu in der großen Mehrzweckhalle - den neuen Quarantäne-Bestimmungen sei dank. Und schließlich bescherte die Pandemie dem Karlshulder Kämmerer Max Seitle einen Sitzungsabend am heimischen Küchentisch, von wo aus er wegen Quarantäne live zugeschaltet war. "Das alles ist eine etwas unwirkliche Sitzung", betonte Bürgermeister Michael Lederer (FW), der aber keine Alternative zu dieser Lösung sah. Den Beschluss, zunächst beim Ferienausschuss zu bleiben, wertete er daher als "weise Entscheidung".
Diese führte nun dazu, dass der neue Haushalt - freilich nach umfangreichen Vorberatungen mit allen Fraktionen - Sache des kleinen Gremiums war. Obendrein fiel die Thematik angesichts der Zahlen diesmal nicht allzu erfreulich aus. "Wir müssen vorsichtig und mit Bedacht wirtschaften", schrieb Kämmerer Seitle von der Videoleinwand aus den Gemeinderäten ins Stammbuch und verwies auf die vielen und umfangreichen Aufgaben, welche die Kommune vor der Brust hat. Lederer nannte unter anderem das neue Feuerwehrhaus, das heuer mit 850000 Euro zu Buche schlägt, das Haus für Kinder mit Restkosten von 350000 Euro, die beiden Vakuumstationen VII und X sowie eine neue Einheit mit der Nummer XI, die insgesamt bis 2023 mit etwa 2,5 Millionen Euro veranschlagt sind, und schließlich die Sanierung der Mehrzweckhalle mit drei Millionen Euro.
"Wir haben in diesem Gremium einiges vor der Brust", betonte der Bürgermeister, der daher eine Neuverschuldung befürwortete. Bis Ende 2024, so die aktuelle Prognose, gehen die Verantwortlichen im Karlshulder Rathaus sogar von etwa 2,6 Millionen an Verbindlichkeiten aus. "Für sinnvolle Investitionen ist das der richtige Weg", so Lederer nach zuletzt insgesamt neun schuldenfreien Jahren. Dieser Ansicht stimmten die Fraktionsvertreter zu. "Dass wir diesen Schritt gehen müssen, war uns allen klar", sagte FW-Sprecherin Bianca Glöckl zur anstehenden Kreditaufnahme, die sie als "gesunde Neuverschuldung" wertete. Rita Schmidt von der CSU verschwieg nicht, dass diese Entwicklung schmerze. "Wir haben aber so viele zukunftsweisende Projekte auf der Agenda, dass das gerechtfertigt ist", sagte sie. Und Stephan Müller (DUK) zeigte sich zuversichtlich, dass die schwierigen Zeiten gemeinsam zu meistern seien.
Schwieriger wird die Haushaltslage auch wegen wegbrechender Einnahmen. Diese Tendenz hatte sich nach Beginn der Pandemie bereits im Vorjahr abgezeichnet, weshalb die Gemeinde sich selbst im Sommer einen strikten Sparkurs auferlegt hatte. "Wir können nicht abschätzen, wie sich Corona entwickelt", so Lederer, der aber davon ausgeht, dass die Einnahmen nicht mehr so schnell die gewohnte Höhe erreichen werden. Im Detail zeigt sich das im neuen Haushalt in nahezu allen Bereichen, die Kämmerer Seitle bewusst vorsichtig angesetzt hat. Bei der Beteiligung an der Einkommensteuer kalkuliert er mit 3,9 Millionen Euro - 56000 Euro weniger als im Vorjahr. Die Gewerbesteuer hat er mit 982000 Euro im Vergleich zu 1,14 Millionen in 2020 angesetzt.
Ausschlaggebend für diese Ansätze sind auch die Erkenntnisse aus dem Vorjahr, als Corona den Haushaltsplan deutlich durcheinanderwirbelte. In der Folge entfiel eine üppige Entnahme aus den Rücklagen, im Gegenzug füllten sich die kommunalen Reserven sogar wieder etwas. Dauerhaft ist dieser Umstand aber nicht. Ende dieses Jahres sollen sie auf einen vergleichsweise winzigen Rest von 215773 Euro zusammenschmelzen. "Klar ist: Wir müssen unseren Gürtel enger schnallen", so Bürgermeister Lederer.
SZ
Stefan Janda
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