Ingolstadt
"Das steht Frau Kleine nicht zu"

Grünen-OB-Kandidatin wird nach ihrer Kampfansage an Albert Wittmann von Konrad Ettl (CSU) kritisiert

03.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:21 Uhr
An einem langen Abend im Pius-Viertel: Diskussion der OB-Kandidaten am Mittwoch. Petra Kleine (l.) griff Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) an, der im Publikum direkt vor ihr saß. Neben ihr: OB Christian Lösel (CSU, r.) und Raimund Köstler (ÖDP). −Foto: Hammer / Archiv

Ingolstadt - Ob es klug war, das zu tun, müssen jetzt ihre Parteifreundinnen und Parteifreunde beurteilen.

 

Und deren Gegner. Rein dramaturgisch gesehen, hat Petra Kleine am vergangenen Mittwochabend zweifellos einen viel beachteten Effekt erzielt. Es war kurz vor 23 Uhr, die fast vierstündige Befragung von acht OB-Bewerbern und Karoline Schwärzli-Bühler, Vertreterin des erkrankten SPD-Kandidaten Christian Scharpf, neigte sich dann doch dem Ende entgegen, als Petra Kleine mit dem Mikrofon in der Hand Bürgermeister Albert Wittmann (CSU) offensiv anging; er saß ganz vorne im Publikum. Sie verkündete: "Ich will, dass Sie nicht mehr Bürgermeister werden! "

Das war deutlich. Kenner der politischen Gefechtslage - und der Saal des Stadtteiltreffs war voll von ihnen - wussten: Das ist Kleines Bedingung für den Fall, dass es nach der Wahl am 15. März zu Koalitionsgesprächen mit der CSU kommt: Nur ohne Bürgermeister Wittmann.

Konrad Ettl (kleines Foto), der stellvertretende Vorsitzende der CSU-Fraktion, war an jenem Abend nicht dabei, aber was er im DK über Kleines Ansage wider Wittmann gelesen hat, ärgert ihn sehr. Gestern meldete er sich. "Das steht Frau Kleine nicht zu! Sie kann nicht einfach sagen, wer Bürgermeister wird und wer nicht. So etwas machen wir auch nicht. Denn es gehört sich nicht! " Zweiter und dritter Bürgermeister werden vom Stadtrat gewählt, der Oberbürgermeister direkt vom Volk. Hauptamtlicher Bürgermeister kann Wittmann wegen seines Alters ohnehin nicht mehr werden, nur noch ehrenamtlicher dritter Bürgermeister. Es gibt allerdings wegen des Wachstums Ingolstadts die Überlegung, die Nummer drei im Rathaus in den Rang eines hauptamtlichen Bürgermeisters zu erheben; damit käme Wittmann auch für dieses Amt nicht mehr infrage.

Ettl fordert: "Wir müssen anständig miteinander umgehen! " Einfach "öffentlich Namen ausstoßen" halte er für keinen guten Stil. Der Fraktionsvize erinnert daran, "dass wir nach der Wahl 2014 den Grünen - ohne Not! - ein Referentenamt überlassen haben. " Der Grüne Rupert Ebner wurde Gesundheits- und Umweltreferent (allerdings war er bis 2008 CSU-Mitglied). Dies sei die Reaktion der CSU darauf gewesen, "dass Grüne und ÖDP hervorragend abgeschnitten hatten", so Ettl. "Wir sind nicht gegen die Grünen! " Doch wie Kleine Wittmann attackiert habe - das gehe so nicht. "Er ist sicher ein Mann mit Ecken und Kanten, aber er arbeitet sich auf", sagt Ettl über den zweiten Bürgermeister und langjährigen obersten Finanzverwalter der Stadt. "Wittmann hat immer das Geld zusammengehalten. Darüber waren wir in der Finanzkrise alle sehr froh - auch die Opposition. "

 

Petra Kleine rechtfertigte gestern auf Nachfrage ihren Angriff auf Wittmann, den sie nie mehr als Bürgermeister erleben wolle: "Unser Wahlziel ist ein Politikwechsel in Ingolstadt. Und dazu gehört auch, einen Bürgermeisterwechsel mitzudenken. " Die OB-Kandidatin der Grünen stellt klar: "Wir wollen mit Christian Scharpf ins Rathaus einziehen! " Den OB-Kandidaten der SPD.

Eines hört Kleine nicht so gerne: Dass an jenem Abend im Pius-Viertel bei einigen Betrachtern der Eindruck entstanden sei, sie und OB Lösel hätten sich auffällig gut verstanden - man habe Kleines Auftritt gar als Kontaktanbahnung mit der CSU interpretieren können. Das sieht sie anders. Sicher, sie habe nicht auf offener Bühne mit dem OB gestritten, "und wir müssen für alle gesprächsbereit sein - aber wenn es Gespräche über eine Zusammenarbeit gibt, dann nicht mit dieser CSU! Da muss sich einiges ändern. "

Lösel habe sich während der Kandida-tendiskussion "weder negativ noch positiv über die Grünen geäußert, dafür viel über grüne Themen", so schildert es Kleine . Sie habe dagegen "eine Anklageschrift gegen den OB verlesen".

Man sieht sich. Morgen um 19 Uhr in der Diskussionrunde des DONAUKURUIER.

DK

 

Christian Silvester