Augsburg
Das letzte Hemd für den "Kini"

14.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:38 Uhr
Patrick Bruckner

Augsburg/Füssen (DK) Er war erfolgreicher Geschäftsmann und Millionär, ehe er gemeinsam mit seinem Bruder das bundesweit für das Musical über den "Märchenkönig" Ludwig II.

bekannte Festspielhaus in Füssen am Forggensee übernahm. Dann aber folgte der Abstieg: Nach über fünf Millionen Euro investiertem Privatvermögen und einem verpassten Insolvenzantrag musste sich ein 72-jähriger Mann gestern vor dem Augsburger Amtsgericht wegen Insolvenzverschleppung, Betrugs, Bankrott und Verletzung der Buchführungspflicht verantworten. Das Schöffengericht verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zwei Monaten, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung.

Dem ehemaligen Geschäftsführer des Musiktheaters Füssen warf die Staatsanwaltschaft vor, trotz im September 2014 eingetretener Zahlungsunfähigkeit keinen Insolvenzantrag gestellt zu haben und über zwei Jahre hinweg weiterhin im Namen der Gesellschaft Waren bestellt und Dienstleistungen in Anspruch genommen zu haben.

In seinem Geständnis beschrieb der Angeklagte, dass es ihm stets wichtig gewesen sei, dass "die Löhne weiterhin gezahlt werden und der Geschäftsbetrieb am Laufen bleibt". Er habe laut Aussagen eines als Zeugen geladenen Kriminalbeamten immer wieder mit einigen Investoren und Käufern verhandelt. Eines Tages habe er jedoch einen Anruf seines Anwalts bekommen, dass er nicht weiter der Geschäftsführer sei. Nach einem Treffen mit seinem eigentlich nicht mehr geschäftsfähigen demenzkranken Bruder stellte sich heraus, dass der Neffe des Angeklagten eine Gesellschafterversammlung ohne den 72-Jährigen einberufen und die Situation des kranken Bruders ausgenutzt hatte, um mit dessen Unterschrift den Angeklagten abzusetzen. Neuer Geschäftsführer wurde also 2016 zunächst der Neffe, der den Angeklagten wegen Insolvenzverschleppung anzeigte.

Der Angeklagte hatte zuvor noch mit einem Interessenten darüber verhandelt, das Festspielhaus für zehn Millionen Euro zu verkaufen. Nach der Insolvenz hat eben dieser Interessent das Musiktheater für sechs Millionen Euro erworben.

Der 72-Jährige erklärte, dass er sehr zufrieden mit dem Urteil sei, "weil der Vorwurf des Betrugs weg ist". Der jetzige Investor hat seine Pläne eines Hotels neben dem Festspielhaus übernommen.

Patrick Bruckner