Irgertsheim
Das Läuten von St. Laurentius

Nach einer längeren Zwangspause hören die Irgertsheimer ihre Kirchturmglocken wieder

30.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:37 Uhr

Foto: Alexander Bayerle

Irgertsheim (DK) Nach eineinhalb Jahren läuten in Irgertsheim die Kirchturmglocken wieder. Grund für die Pause war ein defekter Glockenstuhl. Die alte Konstruktion aus Eisen ist jetzt durch einen Glockenstuhl aus massivem Eichenholz ersetzt worden.

Angefertigt wurde er nach jahrhundertealter traditioneller Zimmermannskunst.

"Es ist schon ein ergreifendes Gefühl, wenn nach so langer Zeit die Glocken wieder läuten", sagt Kirchenpfleger Karl Wibmer im Gespräch mit dem DK. Er und mehr als ein Dutzend weitere ehrenamtliche Helfer haben gemeinsam mit drei Handwerksbetrieben an dem Neubau des Glockenstuhls hoch oben im Turm der katholischen Kirche St. Laurentius in dem westlichsten Ingolstädter Ortsteil gearbeitet. Dieser sei notwendig geworden, nachdem der Glockensachverständige der Diözese Eichstätt das ungefähr 100 Jahre alte, stählerne Tragwerk der Glocken routinemäßig inspiziert hatte und dabei feststellte, dass es durch Korrosion beschädigt sei, berichtet Wibmer.

Den gröbsten Teil der Baumaßnahme erledigten die Handwerker und Helfer bereits von Oktober bis kurz vor Weihnachten vergangenen Jahres. Weil die Kirchenstiftung Irgertsheim aber auf den Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Gesamtkosten aus der Bischofsstadt nicht verzichten wollte, musste sie mit dem Beginn warten, bis der Betrag genehmigt war, so Wibmer. Insgesamt 180 Stunden Eigenleistung hätten die Helfer, darunter auch Ministranten und ehrenamtliche Mitarbeiter der Kirchenverwaltung, in die Erneuerung der Holzböden und der Glockenstube investiert. Alle anderen Arbeiten seien von den Handwerkern durchgeführt worden.

Das besondere an dem Glockenstuhl: "Er ist von der Zimmerei Max Buchner aus Eichstätt nach alter Handwerkskunst ohne Verschraubungen, selbstspannend und selbsttragend, angefertigt worden", erzählt Wibmer stolz. "Damit dürfte gesichert sein, dass uns das Bauwerk wahrscheinlich Jahrhunderte überdauern wird." Die Glocken seien jetzt zudem per Knopfdruck elektronisch steuerbar. Dass die Irgertsheimer selbst mit Hand anlegten, habe sich überdies bezahlt gemacht. "Die ursprünglich geschätzten Gesamtkosten von 75 000 Euro konnten so auf 62 000 Euro reduziert werden", so Wibmer. Auch sei es während der Bauarbeiten zu keinen Unfällen gekommen.

Gesegnet wurde der neue Glockenstuhl bereits vor Kurzem vom emeritierten Dompropst Klaus Schimmöller aus Gerolfing. Die massive Holzkonstruktion trägt drei Glocken, in die im Zuge der Arbeiten drei leichtere Klöppel eingebaut wurden. "Die alten waren zu schwer und hätten unsere Glocken auf lange Sicht zerschlagen", sagt Wibmer. Die große Glocke in der Mitte ist die Stundenglocke, rechts befindet sich die Glocke für die Schläge zur Viertelstunde, links hängt die Totenglocke.

Dass der Turm der Irgertsheimer Kirche, die dem heiligen Laurentius geweiht ist, in seinen Ausmaßen ungewöhnlich groß ist, ist darauf zurückzuführen, dass er vor vielen Jahrhunderten zunächst auch als Wehrturm diente. Wann die Kirche erbaut wurde, könne laut dem Kirchenpfleger allerdings nicht exakt datiert werden. Das erste Mal sei das Gotteshaus Aufzeichnungen zufolge Mitte des 14. Jahrhunderts in einer Ablassschrift erwähnt worden, heißt es in der Chronik.