Eichstätt
"Das ist Typsache"

Notarin Ursula Philipp über Berufs-Klischees und ihren Spaß am Schafkopfen

07.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:32 Uhr |

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Eichstätt (EK) Die öffentliche Wahrnehmung des Notarberufs ist häufig von Vorurteilen geprägt, wie etwa "Der liest doch nur vor". Auch der Berufsalltag sei trocken und langweilig. Doch für Notarin Dr. Ursula Philipp ist es ein abwechslungsreicher Beruf, der das volle Leben widerspiegle: "Hauskauf, Übergabe von Grundbesitz, Firmengründung, Ehevertrag, Testament - viele Menschen kommen im Laufe ihres Lebens mit einem oder mehrerer dieser Sachverhalte in Berührung und jeder hat ein anderes Regelungsbedürfnis", so Philipp. "Langweilig wird es da nicht."

Vor 46 Jahren wurde in Bayern erstmals eine Notarin ernannt, heute sind von insgesamt 480 Stellen 93 weiblich besetzt - das Notariat ist also nach wie vor eine Männerdomäne. "Als ich 2001 zur Notarin ernannt wurde, gab es in Bayern gerade einmal 24 Frauen im Amt", erinnert sich die 48-Jährige zurück. Nach ihrem Jurastudium in Regensburg hat sich die gebürtige Eichstätterin für das Notariat entschieden, "weil es für mich interessanter erschien, bei der Vertragsgestaltung im Vorfeld mögliche Konflikte durch Regelungen zu vermeiden, als vor Gericht die Interessen eines Beteiligten als Anwalt einseitig zu vertreten oder als Richter Streitigkeiten zu entscheiden."

Als Notarin ist Philipp selbstständig und somit auch für ihre Büroorganisation verantwortlich - von der Einrichtung bis hin zur Einstellung der Mitarbeiter. Doch was zunächst nach Freiheit klingen mag, hat auch Nachteile: "Es gibt bei einer Schwangerschaft weder Mutterschutz noch Erziehungsurlaub." Übt man den Beruf aus familiären Gründen längere Zeit nicht aus, bleibt nur die Möglichkeit, das Amt niederzulegen und sich zu einem späteren Zeitpunkt um eine frei werdende Notarstelle - dann meist an einem anderen Ort - zu bewerben. Teilzeit ist auch keine Option. Die Folge: ein hektischeres und anstrengenderes Alltagsleben.

Rückblickend hat die zweifache Mutter ihre Berufswahl, trotz dieser Einschränkungen, nie bereut. "Ich übe meinen Beruf sehr gerne aus und habe meine Kinder, egal ob bei der Tagesmutter, im Ganztagskindergarten oder während der Grundschulzeit im Hort, stets gut aufgehoben gewusst. Mein heute 14-jähriger Sohn und meine 17-jährige Tochter haben dort vielfältige Anregungen erfahren und ein Spielumfeld vorgefunden, welches ich ihnen zu Hause nicht hätte bieten können", sagt sie. Ohne die Unterstützung ihres Mannes hätte die Kombination aus Familie und Vollzeitberufstätigkeit nicht so gut funktioniert, ist sich Philipp sicher. Von Anfang an haben sie sich die Aufgaben hinsichtlich Kinder und Haushalt aufgeteilt und konnten so - auch durch die Unterstützung einer Haushaltshilfe - die freie Zeit als Familie verbringen. "Mein Mann konnte sich als Lehrer seine Arbeitszeit am Nachmittag etwas freier einteilen und dadurch konnte ich beruhigt ganztags in der Kanzlei arbeiten", so Philipp. Zudem sprangen ihre hier lebenden Eltern bei ungeplanten Situationen ein, was den Alltag ebenso erleichtert habe.

Einschränkungen, nur weil sie eine Frau ist, habe sie nicht erlebt. "Der Zugang zum Notarberuf erfolgt allein über die Examensnote, da spielt das Geschlecht keine Rolle", erklärt sie. Auch hinsichtlich der Herangehensweise an juristische Fragestellungen und Sachverhalte sieht die Notarin keinen Unterschied zwischen Mann und Frau. "Das ist mehr Typsache, denke ich." Um in der juristischen Welt erfolgreich zu sein, müsse jeder die gleichen Eigenschaften mitbringen: Einsatz in Studium und Referendariat, Interesse und Freude am Umgang mit Rechtsnormen sowie eine hohe Leistungsbereitschaft.

In ihrem ersten Jahr als Notarin in Eichstätt gab es dennoch Situationen, in der ihre Tätigkeit als Frau in diesem Beruf thematisiert wurde. "Es gab durchaus männliche Gesprächspartner, die mir und meiner damaligen Kollegin gegenüber meinten, dass es sich negativ auf die psychische Entwicklung der Kinder auswirken würde, wenn deren Mütter so wenig zu Hause seien."

Ein Vollzeitjob, Familie, viel Verantwortung - bleibt da noch Zeit für Hobbys? "Leider nicht viel, aber wenn ich etwas freie Zeit habe, dann lese ich privat sehr gerne oder schaue einen Film an." Vor ein paar Jahren kam noch ein weiteres Hobby hinzu: Regelmäßig trifft sich Philipp mit einer Schafkopfrunde. "Auch in der Familie spielen mittlerweile alle", so die 48-Jährige.

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