München/Ingolstadt
Das Imperium soll weiter wachsen

Der Gastronom Lorenz Stiftl hat die Saturn-Arena im Blick und träumt weiter vom großen Wiesnzelt

09.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:50 Uhr
Lorenz Stiftl in seinem Lokal „Zum Spöckmeier“ in München: Was mit einer Tankstelle nahe Ingolstadt begann, ist zu einem kleinen Reich geworden. −Foto: Stäbler

München (DK) Lorenz Stiftl waltet heute über ein oberbayernweites Gastro-Reich - und es wächst weiter. Jüngster Neuzugang ist das Wirtshaus "Zum Stiftlwirt" im Herzen Münchens.

Im Jahr 1958, ganze sechs Jahrzehnte ist das schon her, hat Lorenz Stiftls Vater eine Tankstelle samt Gasthaus im Örtchen Rockolding übernommen, zwanzig Kilometer östlich von Ingolstadt. Diese Keimzelle des Betriebs hat der Sohn inzwischen verpachtet - drumherum jedoch hat der heute 53-Jährige, der nach dem frühen Tod seines Vaters die elterliche Tankstelle übernahm, ein kleines Imperium aufgebaut. Dieses spannt sich vom Traditionswirtshaus "Zum Spöckmeier" und einem Wiesnzelt in München bis zur Theatergastronomie und dem Audi-Sportpark in Ingolstadt; dazu kommen eine Cateringfirma, ein Zeltverleih, und als Wirt ist Stiftl auch bei den Volksfesten in Pfaffenhofen und Ingolstadt vertreten - sowie am Barthelmarkt, über den er als Bub mit dem Papa flaniert ist.

Zum 60. Geburtstag spendiert Lorenz Stiftl seinem Betrieb nun ein weiteres Wirtshaus in bester Münchner Lage, kaum fünf Gehminuten vom "Spöckmeier" am Marienplatz entfernt: Im Tal, wo bereits die Weißbier-Brauerei Schneider und die Tegernseer Brauerei mit Lokalen vertreten sind, wird im Sommer das Wirtshaus "Zum Stiftlwirt" seine Türen öffnen. Wobei in dem Gebäude an der Ecke zur Hochbrückenstraße, dessen Fassade die Figur eines mittelalterlichen Bäckers ziert, nicht etwa Lorenz Stiftl das Sagen haben wird - sondern sein Sohn Stefan.

Der 33-Jährige arbeitet sein halbes Leben lang im väterlichen Betrieb - so wie es auch sein Bruder Andreas Stiftl getan hat, ehe er unlängst zum Steuerberater umgesattelt hat. Stefan Stiftl hat nach seiner Ausbildung zum Systemgastronomiekaufmann - und abgesehen von einer sechsmonatigen Stippvisite im Hofbräuhaus in Las Vegas - durchgehend in verschiedenen Betrieben des Vaters gearbeitet. Der "Stiftlwirt" wird nun das erste Objekt, das er in eigener Verantwortung führt. Dort, wo zuletzt eine Filiale der Santander-Bank war, will er ein bayerisches Wirtshaus mit "junger, münchnerischer Küche" eröffnen. 365 Tage im Jahr geöffnet, 200 Plätze drinnen, 100 Plätze draußen, "in einer Eins-a-Lage", so Stefan Stiftl.

Gar von einer "Eins-a-a-Lage" spricht Lorenz Stiftl - und dieser feine Unterschied verrät bereits, wie sich Vater und Sohn im Charakter unterscheiden. Während Lorenz Stiftl redselig und nie um einen Spruch verlegen ist, sagt sein Filius über sich selbst: "Ich bin nicht der, der gerne vorne steht." Und wohl wissend, dass genau das im "Stiftlwirt" von ihm verlangt wird, fügt er hinzu: "bis jetzt".

Vorne stehen oder sich nach vorne arbeiten, das ist dagegen die Spezialität seines Vaters: Peu à peu hat er den elterlichen Betrieb binnen gut dreißig Jahren ausgebaut; heute beschäftigt er rund 200 Mitarbeiter und ist Sprecher der kleinen Wiesnwirte sowie der Münchner Innenstadtwirte. Und Lorenz Stiftl wird des Neuen nie müde: Nachdem er auf dem Trainingsgelände des TSV 1860 München bereits eine VIP-Alm aufgebaut hatte, ist er nun auch als Caterer fürs Grünwalder Stadion eingestiegen. Ende Februar stehen die ersten Ligaspiele der Löwen an, die aktuell in der Regionalliga antreten. Den Aufstieg würde er dem Klub "schon vergönnen", sagt Stiftl. "Aber vielleicht wär's nicht schlecht, wenn sie erst noch zwei, drei Jahre unten bleiben, bis sie sich gefangen haben."

Anders sieht's beim FC Ingolstadt aus: "Der soll hoch", sagt der 53-Jährige, der 2004 zu den Gründungsmitgliedern des FCI gehörte und sich im Audi-Sportpark ebenfalls um die Gastronomie kümmert. Und ginge es nach Stiftl, dann könnte noch eine dritte Sportstätte dazukommen: die Saturn-Arena, Heimhalle des ERC Ingolstadt. Hier war bislang die Firma des Gastronomen Manfred Enzersberger fürs Catering zuständig, die unlängst aber Insolvenz anmelden musste. "Ich gehe davon aus, dass das im Sommer ausgeschrieben wird", so Stiftl. Und ja, das wäre für ihn "natürlich interessant".

Einst in Enzersbergers Hand war auch die Gastronomie im Stadttheater Ingolstadt, ehe Stiftl voriges Jahr den Zuschlag dafür erhielt. Im April soll das dortige Restaurant eröffnen, kündigt er an. Aktuell sei man auf der Suche nach einem Namen: "Wir haben das jetzt in die Hände der Künstler gelegt", sagt er. "Die müssen sich dort ja wohlfühlen und deshalb dürfen sie jetzt einen Namen suchen." Wobei Stiftl hoffen wird, dass es ihm im Ingolstädter Theater besser ergeht als im Deutschen Theater in München. Dort hat er 2014 das Restaurant "Schwan" übernommen, dazu die Pausen- und Foyergastronomie. Doch wenig später soll es zu ersten Streitereien mit dem Geschäftsführer des Theaters gekommen sein. Zuletzt sahen sich beide Parteien vor Gericht, weil sie vom jeweils anderen Geld fordern. Der Gesamtstreitwert liegt bei 445 000 Euro; der Prozess läuft.

Und dann ist da der Traum von einem großen Wiesnzelt, an dem er 2014 so nahe dran war, ehe Siegfried Able den Zuschlag für das einstige Hippodrom bekam. Aktuell schürt der Münchner Boulevard Gerüchte, das Paulaner-Zelt "Winzerer Fähndl" könnte bald frei werden. Zu derlei Spekulationen will sich Stiftl nicht äußern. Allerdings antwortet er auf die Frage, ob er gerne ein großes Wiesnzelt sein Eigen nennen würde, mit einem vielsagenden "Ja mei" - und schickt grinsend hinterher: "Da können Sie auch einen Pfarrer fragen, ob der nicht Bischof werden möchte."