Das Heilige Land hautnah erlebt

12.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:35 Uhr

Den herrlichen Blick vom Ölberg auf die Altstadt und den Tempelberg haben die Laibstädter natürlich auch genossen. - Foto: Herler

Laibstadt (HK) Die Entscheidung für oder gegen eine Fahrt der Pfarrgemeinde Laibstadt ins Heilige Land hing an einem seidenen Faden. Für diejenigen, die sich für die Pilgerreise entschieden hatten, war es ein einmaliges Erlebnis, mit Professor Josef Wohlmuth Israel kennenlernen zu dürfen.

Die Gruppe wandelte man auf Jesu Spuren und jeder konnte anhand der fundierten Schriftauslegungen Wohlmuths und durch das biblische Land selbst eine Glaubensfestigung der besonderen Art erleben. Der aus Laibstadt stammende Wohlmuth leitete als exzellenter Kenner Israels die Gruppe in bester Weise, schließlich hat er seit 1970 oftmals das Land bereist und war zweimal als Studiendekan am Theologischen Studienjahr an der Abtei Hagia Maria Sion für längere Zeit in Jerusalem tätig.

Gut untergebracht

Zuerst stand Galiläa auf dem Programm, um sich dort anhand der Bibel und des Landes Jesu Botschaft zu nähern. Sehr gut untergebracht war man in den ersten Tagen im Pilgerhaus Tabgha, das vom Deutschen Verein vom Heiligen Land geführt wird.

Durch die zentrale Lage Tabghas konnten problemlos wichtige Orte rund um den See Genesareth angesteuert werden. So wurden unter anderem der Berg der Seligpreisungen, die Jordanquellen bei Banias, dem früheren Caesarea Phillippi, die Ausgrabungen von Dan, Kapharnaum, der Stadt in der einst Petrus gelebt hatte, der Berg Tabor mit der Verklärungskirche und auch Nazareth, der Heimat Jesu, wo die Verkündigungsbasilika und die Kirche Sankt Josef stehen, aufgesucht. Immer wieder unterbrach Wohlmuth die Besichtigungstouren durch Schriftlesungen, Meditationen oder kurze Gottesdienste, so dass die biblischen Orte noch bewusster erlebt werden konnten.

Nach einer sehr stimmungsvollen Eucharistiefeier zu Sonnenaufgang mit neugierig zuschauenden Klippdachsen am See Genesareth ging es schließlich durch das Jordantal nach Jerusalem hinauf. Hier logierte man in der Altstadt im Lutherischen Hospiz im jüdischen Viertel. Es war selbstverständlich für die Pilgergruppe, noch am selben Tag die nur wenige Meter entfernte Grabeskirche aufzusuchen.

Ein besonderes Erlebnis war der folgende Tag, an dem die Juden Yom Kippur, das Versöhnungsfest, feierten. Vor allem an der Klagemauer befanden sich sehr viele Juden, die weiß gekleidet (Weiß gilt bei den Juden als Farbe der Trauer) beteten. Bevor die Stadt jedoch zu Fuß besichtigt wurde, feierten die Laibstädter bereits um 5.30 Uhr in der noch relativ stillen Grabeskirche auf Golgotha eine Frühmesse. Danach ging es über das Kidrontal zum Ölberg hinauf, von wo man einen herrlichen Blick auf die Altstadt und den Tempelberg hatte. Irgendwie surreal war an diesem Tag die Mittagspause, die man im Österreichischen Hospiz verbrachte, wo Schwester Bernadette einen original österreichischen Strudel servierte. So gestärkt ging es dann die Via Dolorosa, dem Kreuzweg Jesu, hinauf, wo an wichtigen Stationen halt gemacht wurde.

Durch die guten Beziehungen zu den Benediktinern auf dem Zionsberg kam es zu einem kurzen Austausch mit Abt Benedikt Lindemann. Er erzählte über die Geschichte der Abtei, berichtete aber auch über die großen Probleme des Landes und den düsteren Zukunftsaussichten. Schätzungen gingen davon aus, dass zwei Millionen Juden in die USA und 1,5 Millionen nach Europa auswandern wollen. Zudem nehme die Gewalt immer mehr zu. Der Friedensprozess stecke in einer Sackgasse fest.

Späte Besichtigung

Wie groß der Widerwille aufeinander ist, konnten die Laibstädter fast hautnah erleben, denn kurz vor ihrem Eintreffen in Jerusalem war es auf dem Tempelberg zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern gekommen, bei denen es auch etliche Verletzte gegeben hatte. Deshalb war es erst am letzten Tag möglich, den Tempelberg zu besichtigen.

An den weiteren Tagen wurde Bethlehem mit der Geburtsgrotte, Qumran, Massada und das Tote Meer besucht. Für den letzten Tag hatte sich die Gruppe noch einen schweren Gang vorbehalten. Karin Dengler, die einst bei Professor Wohlmuth Theologie studiert hatte und jetzt als Guide in Yad Vashem arbeitet, führte durch die erst vor zwei Jahren eröffnete Gedenkstätte. Beim Besuch des Gartens der Gemeinden wurde allen klar, wie viel jüdisches Leben es einst in Deutschland gegeben hat.