Nürnberg
"Das hätten wir uns nicht erträumt"

Festivalleiter Marco Kühnl über Nuejazz und die Nürnberger Musikszene

16.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:02 Uhr

Marco Kühnl: "Nürnberg hat auch eine große Jazztradition." - Foto: oh

Nürnberg (DK) Marco Kühnl ist Jazzmusiker und Festivalmacher. Zusammen mit seinen Mitstreitern vom Nürnberger Jazzmusikerverein organisiert der 40-jährige Kontrabassist das junge Jazzfestival Nuejazz in der Frankenmetropole. Vom heutigen Donnerstag an steht Nürnberg vier Tage lang ganz im Zeichen der vierten Auflage des Musikfestivals. Wir haben mit dem fränkischen Musiker über die Ziele des jungen Festivals, die glorreiche Vergangenheit und die diesjährigen Programm-Highlights bis zum Sonntag gesprochen.

 

Herr Kühnl, Nürnberg ist für seine leckeren Lebkuchen und nicht für seinen guten Jazz bekannt. Sie würden sicher sagen zu Unrecht, oder?

Marco Kühnl: Na ja, das stimmt schon. Die Jazzszene ist in Nürnberg im neuen Jahrtausend ein bisschen dahingeplätschert. Im Blickpunkt standen Städte wie Berlin und Köln. Dabei gibt es in Nürnberg so viele gute Jazzmusiker. Nürnberg hat auch eine große Jazztradition. Mit unserem jungen Jazzfestival Nuejazz wollen wir Nürnberg wieder als wichtigen Ort in der deutschen Jazzszene etablieren. Denn hier gibt es nicht zuletzt aufgrund der Musikhochschule eine ganze Reihe sehr guter Jazzmusiker.

 

Welche zum Beispiel?

Kühnl: Nürnberg hat Jazzstars wie den wohl bekanntesten Jazzdrummer Wolfgang Haffner oder den Avantgardejazzer Frank Möbus hervorgebracht. Nur um zwei ganz Große des Jazz zu nennen. Nürnberg ist allein durch das Jazzstudio ein Begriff in Deutschland. Der Club ist schließlich einer der ältesten Jazzkeller im ganzen Land. Hier standen schon Ella Fitzgerald und John Coltrane in den 50er-Jahren auf der Bühne. Dieser großen Tradition wollen wir mit unserem Festival wieder auf die Beine helfen.

 

Das machen Sie seit vier Jahren mit wachsendem Erfolg. Heuer hat Sie sogar das Opernhaus in seine heiligen Hallen eingeladen.

Kühnl: Ja, das ist der Wahnsinn! Für unser Starkonzert mit Avishai Cohen dürfen wir heuer zum ersten Mal ein Jazzkonzert im Opernhaus machen. Das Nürnberger Staatstheater ist auf uns zugekommen und hat auch uns diese Kooperation angeboten. Das ist natürlich ein Ritterschlag für uns. Das hätten wir uns vor vier Jahren, als wir angefangen haben, nicht erträumt. Ich finde, das ist auch eine Auszeichnung für das besondere Format des Nuejazz-Festivals.

Was zeichnet Nuejazz Ihrer Meinung nach aus?

Kühnl: Bei uns stehen jeden Abend drei Bands auf der Bühne. Und das an drei Tagen hintereinander. Nur am Samstagabend im Opernhaus steht unser diesjähriger Stargast heuer mit seinem Trio alleine auf der Bühne. Aber durch dieses Konzept - drei Jazz-Formationen an einem Abend - können Jazzfans bei uns ganz viele Eindrücke an einem Abend sammeln. Dadurch bekommen auch junge Jazzmusiker eine Chance, vor einem großen Publikum zu spielen. Wir setzen nicht auf große Namen, sondern auf musikalische Qualität, eine lockere Atmosphäre und einen guten Sound. Das kommt offensichtlich an. Das Publikum lässt sich darauf ein. Das zeigen die Besucherzahlen, die von Jahr zu Jahr steigen.

 

Auf welchen Musiker freuen Sie sich in diesem Jahr besonders?

Kühnl: Als Kontrabassist freue ich mich am allermeisten auf den Samstagabend, wenn Avishai Cohen auf der Bühne des Opernhauses steht. Ich bin einfach ein Riesenfan von ihm. Deswegen haben wir ihn auch nach Nürnberg geholt (lacht).

 

Das Gespräch führte

Nikolas Pelke.

 

Weitere Informationen und Karten gibt es im Internet unter www.nuejazz.de.