Neuburg
Das Abkommen der Genossen

In Neuburg und Ebersberg machen Sozialdemokraten Werbung füreinander

28.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:27 Uhr

Rein in den Landtag: Auf der Jagd nach Wählerstimmen haben Doris Rauscher aus Ebersberg und Mahmoud Al-Khatib aus Neuburg-Schrobenhausen ein Zweitstimmenabkommen geschlossen - Foto: Frank

Neuburg (PK) Als Direktkandidaten haben sie es schwer: Mahmoud Al-Khatib in Neuburg-Schrobenhausen und Doris Rauscher in Ebersberg. Über ein Zweitstimmenabkommen wollen die SPD-Landtagskandidaten deshalb zum Erfolg kommen.

Doris Rauscher hatte ihren Antrittsbesuch in jenem Stimmkreis, zu dem auch die Landkreis-Gemeinden Scheyern, Hohenwart und Gerolsbach gehören. Die 46-jährige Leiterin von 28 Kindertageseinrichtungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist verheiratet und Mutter zweier erwachsener Kinder. Beruflich erlebt sie täglich, „wo es brennt“. Themen wie Inklusion und Integration sind ihr vertraut. „Als Bürgerin und Stadträtin mit beruflicher Verantwortung im sozialen Bereich verzweifle ich immer wieder an der bayerischen Politik“, sagt sie. Das Soziale als ihr persönlicher Schwerpunkt ist deckungsgleich mit dem Spezialgebiet von Mahmoud Al-Khatib, der als Direktkandidat im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen gegen CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer antreten wird.

Als Direktkandidaten sind die Chancen der beiden Bewerber um ein Landtagsmandat überschaubar. Ihre Chance sehen sie über die Liste, also die Zweitstimmen. Deshalb werden im Landkreis Ebersberg mit etwa 135 000 Einwohnern, in dem die Sozialdemokraten erfahrungsgemäß um die 20 Prozent holen, Wahlplakate mit dem Konterfei von Al-Khatib neben Rauschers Wahlwerbung hängen. Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist es umgekehrt. Man wolle sich gegenseitig unterstützen, bekannten die Beiden im Rahmen eines Pressegesprächs, zu dem SPD-Kreisvorsitzender Anton Krammer geladen hatte. „Ein Zweitstimmenabkommen bringt immer was“, davon ist Al-Khatib überzeugt. Rauscher wird im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen auftreten, damit der Wähler zum Namen auch ein Gesicht und ein Programm habe. Und weil’s immer noch ein paar Stimmen mehr sein dürfen, werden die Sozialdemokraten auch ihren Obergenossen Christian Ude in die Schlacht werfen. Der SPD-Spitzenkandidat soll am 15. August auf dem Schrobenhausener Volksfest sprechen. Warum Schrobenhausen? „Weil es CSU-Land ist“, erklärt der 38-Jährige.

Es geht primär um Stimmen, aber es geht auch ums Programmatische. Rauscher, Al-Khatib, Krammer und der SPD-Bundestagskandidat Stefan Schieren hatten ein Treffen mit Freie Wähler-Landrat Roland Weigert und Schulrat Johann Brummer. Es ging um das bewährte Neuburger Modell der Sprachintensivklasse. Sie soll Kindern von Zuwanderern möglichst rasch die Möglichkeit eröffnen, sich über die deutsche Sprache zu integrieren, sich in den Regelunterricht einzufinden und ihre geistigen Potenziale auszuschöpfen. Die Erfolge sind messbar. „Das ist ein Modell für ganz Bayern“, sagt Al-Khatib. Das Gespräch im Landratsamt bewerteten die Genossen als „für alle Seiten sehr, sehr gut“. Die Sozialdemokraten werden die Sprachintensivklassen in ihren Wahlkampf einbringen. Der Landkreis wiederum muss mit dem Modell bei den Politikern nachhaltig Aufmerksamkeit erregen, denn es geht auch um die Finanzierung.

Mit dabei war auch der 48-jährige Bundestagskandidat Stefan Schieren. Der fünffache Familienvater mit Kindern im Alter von zwölf, zehn, acht, fünf und einem Jahr ist Professor an der Universität in Eichstätt, genießt es, mit dem Öffentlichen Personennahverkehr zu reisen, und musste bei seinem Besuch in Neuburg-Schrobenhausen feststellen, dass es mit dem ÖPNV zwischen Eichstätt und Neuburg nicht zum Besten bestellt ist. Das müsse sich ändern. In nächster Zeit will Schieren den Landkreis auch besser kennenlernen. Als Sozialpolitiker befasst er sich auch mit dem Thema Pflege. „Die Pflegeinfrastruktur und -ausbildung ist eine sehr wichtige Aufgabe“, betonte er.