Daniel Pietta: "Noch ist es nicht vorbei"

25.03.2014 | Stand 08.08.2018, 9:24 Uhr

Krefeld (DK) Eine verunsicherte Mannschaft, ein unzufriedenes Publikum und ein ratloser Trainer: Die Stimmung bei den Krefeld Pinguinen ist im Keller. Das frühe Play-off-Aus gegen den ERC Ingolstadt droht – und das, obwohl sich die Rheinländer Chancen auf die Meisterschaft ausgerechnet hatten.

Am Montag musste Trainer Rick Adduono sogar zum Rapport bei Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz antreten. Einer hat die Hoffnung auf das Halbfinale jedoch noch nicht aufgegeben: Stürmer Daniel Pietta. Warum er noch an die Wende glaubt, hat er dem Donaukurier verraten. 

Herr Pietta, erst einmal hat eine Mannschaft einen 1:3-Rückstand in einer „Best-of-Seven“-Serie aufgeholt – Frankfurt gegen Iserlohn 2008. Warum sind die Pinguine das zweite Team, das dieses Kunststück schafft?

Daniel Pietta: Wir müssen erstmal unsere Aufgabe am Mittwoch erledigen. Jetzt müssen wir uns das Glück zurückerkämpfen. Dann bin ich guter Dinge, dass wir das schaffen.

 

Warum haben die Pinguine nach dem überzeugenden ersten Spiel der Serie das Selbstbewusstsein verloren?

Pietta: Das ist schwer zu sagen. Wenn wir das wüssten, hätten wir die Serie schon längst wieder umgedreht. Beim ersten Spiel in Ingolstadt waren wir nicht bereit, und dadurch haben wir das Momentum verloren. Beim letzten Spiel in Krefeld haben wir im letzten Drittel brutalen Druck gemacht, aber in der Verlängerung verloren. Dieses eine Heimspiel haben wir zuviel verloren. Wir haben aber immer noch eine Chance, das gutzumachen.

 

Wie schwer wiegt der Ausfall von Top-Torjäger Kevin Clark? Hat sich der Rest der Mannschaft ein bisschen hinter der Topreihe versteckt?

Pietta: Das glaube ich nicht. Wir haben die ganze Saison über bewiesen, dass wir Verletzungen kompensieren können. Egal, ob das Herberts Vasiljevs, einige Verteidiger oder ich waren. In den Play-offs spielt man jeden zweiten Tag gegen dieselbe Mannschaft. Dementsprechend gibt es kaum Geheimnisse voreinander. Daher zählt das Momentum, das man sich erarbeiten muss. Ingolstadt hat in den letzten drei Spielen besser gearbeitet als wir. 

 

Bester Scorer ist mit David Fischer ein Verteidiger.

Pietta: Im Moment ist es halt so – aus welchen Gründen auch immer – dass wir nicht unsere Topleistung abrufen. In der Hauptrunde kann man auch mal ein Spiel mit Schönspielen gewinnen, in den Play-offs ist der Kampf an erster Stelle zu nennen. Den müssen wir annehmen, dann kommen die Punkte von ganz alleine. Wenn am Ende ein Verteidiger Topscorer ist und wir weiterkommen, ist uns das ganz egal.

 

Was ist nach vier Spielen müder: der Kopf oder die Beine?

Pietta: Dadurch dass wir fast drei Tage zur Regeneration hatten, sind die Beine nicht müde. Im Kopf muss man mental stark sein, um in den Play-offs bestehen zu können. Das ist unsere Aufgabe.

 

Wie haben Sie Torhüter Jerry Kuhn wieder aufgebaut, der in Spiel vier ein äußerst unglückliches Play-off-Debüt mit vier Gegentoren in den ersten zehn Minuten feierte?

Pietta: Jerry wusste glaube ich selber nicht, was ihm da geschehen ist. Torhüter sind speziell, die wissen selber am besten, wie sie sich da wieder rausarbeiten können. Natürlich haben wir ihm Mut zugesprochen. Wir gewinnen zusammen und wir verlieren zusammen. Vielleicht gehen wir aus dieser Situation noch stärker hervor, wenn wir morgen gewinnen. Wir haben einen tollen Teamgeist. Einfacher wäre es gewesen, diese Situation in der Hauptrunde zu erleben. Da hat man mehr Spiele, um da rauszukommen. Jetzt haben wir genau eins.

 

Sie haben beim letzten Spiel in Krefeld über das Stadionmikrofon das Stöhnen der Zuschauer bei Fehlpässen kritisiert. Haben Sie das Publikum in der Hauptrunde zu sehr verwöhnt?

Pietta: Ich glaube nicht, dass wir das Publikum verwöhnt haben. Ich habe es auf dem Eis so wahrgenommen, dass auch bei kleineren Fehlern gestöhnt wurde. Wenn mal Fehlpässe gespielt werden und die Leute stöhnen, ist das ganz normal. Aber nicht, wenn der Gegner mal was gut macht oder der Torwart hält. In den Play-offs ist es wichtig, positiv zu bleiben. Ob Mannschaft oder Fans. Wir haben in dieser Saison viele Fans gewonnen. Wenn die uns alle unterstützen, bringt das die zusätzlichen Kraftpunkte, mit denen man ein Spiel auch drehen kann. Die Euphorie in Krefeld ist wahnsinnig groß gewesen. Dass jetzt viele Leute enttäuscht sind, kann man auch verstehen. Aber noch ist es nicht vorbei.