Claudia Roth ist nicht alleine gekommen. Kamerateams und Journalisten folgen der Grünen-Chefin auf Schritt und Tritt, auch nach Ingolstadt auf den Paradeplatz. Sie sieht erholt aus, kommt gerade aus dem Urlaub. Das „Frauen-Café“ vorm Tagtraum ist auch für sie der Auftakt von vielen Wahlkampf-Terminen, zu denen sie mit dem grünen Bulli fahren wird, der ein paar Meter entfernt parkt. „Claudia ist unterwegs“, steht auf dem kleinen Bus mit Berliner Kennzeichen – auch bei den Grünen hat man es nicht so mit Nachnamen. Mit dabei hatte sie Freitagnachmittag „die Agnes“, die Ingolstädter Bundestagsabgeordnete der Grünen, Agnes Krumwiede.
Die beiden Frauen tanzen aber nicht, wie die Linken. Sie wollen reden: über Frauenthemen. Vereinbarung von Familie und Beruf, die Frauenquote, Kinderversorgung zum Beispiel. Das klingt doch zunächst einmal gehaltvoller als der letzte Besuch Roths in der Schanz: Da hatte sich die Grünen-Parteichefin in der Diskothek Byblos einen Namen als D-Jane gemacht. Also auch tanzend, wie Katja Kipping. Aber heuer sollen wohl die Inhalte im Vordergrund stehen. Frauen-Inhalte. „Männer sind aber ausdrücklich erwünscht“, sagt Roth vor der Veranstaltung: „Denn Frauenthemen sind immer auch Männerthemen!“ Das sehen die offenbar auch so – sie sind zwar in der Minderheit, aber nicht so deutlich, wie bei dem Titel der Veranstaltung zu erwarten wäre. Noch auffälliger: Die jungen Menschen, die die Linken mit ihrer Tanzdemo anziehen wollten, die haben sich offenbar verirrt – und sitzen bei den Grünen auf dem Paradeplatz. Ganz ohne Salsa, ganz ohne Musik. Und dann geht es auch gleich zur Sache, bei Kaffee und Kuchen. Kaum hat Roth die Gäste gut gelaunt begrüßt, teilt sie auch schon aus: gegen eine Frau, so bleibt sie zumindest beim Thema. Mit der „Teflon-Kanzlerin“, sagt sie, könne man über alles reden – nur nicht über Inhalte. Und der Horst Seehofer, der seine Meinung so oft ändert, der gehört natürlich auch ins Programm, das zieht schließlich immer. Später kommt sie noch einmal auf den CSU-Chef zurück – und da rutscht ihr eine Bemerkung über sein uneheliches Kind heraus, die sie wohl besser für sich behalten hätte. „Das ist jetzt nichtöffentlich“, sagt sie schnell.
Aber dann geht es doch um richtige Frauenthemen, die Quote zum Beispiel. „Wir sind 52 Prozent der Menschen“, sagt sie – „aber wenn es in die Führungsetagen geht, dann sind wir plötzlich kaum noch da!“ Und da tue sich kaum etwas: „Wir haben genug von den freiwilligen Selbstverpflichtungen zur freiwilligen Selbstverpflichtung der Unternehmen!“, ruft Roth aufgebracht: „Wir bauchen endlich die Quote!“ Was dagegen kein Mensch brauche, das sei das Ehegatten-Splitting: „Wir wollen Kinder fördern, aber nicht die Ehe!“, sagt die Grünen-Chefin. „Aber wie wollen Sie dann Anreize für die Ehe schaffen“, fragt ein junger, verheirateter Mann. „Warum sollte ich das“, fragt sie zurück, überlegt kurz und sagt dann: „Die Institution der Ehe muss man nicht staatlich subventionieren, nein. Kinder ja, Pflege ja, Ehe? Nein.“ Nach gut zwei Stunden packt sie ein, der Bulli wartet. Und die Kameraleute, die nimmt sie wieder mit.
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