Irgertsheim
Charme, Hubraum und viel PS

500 historische Fahrzeuge: Oldtimerfreunde Irgertsheim veranstalteten siebtes Treffen

26.08.2018 | Stand 23.09.2023, 3:54 Uhr
Das Oldtimertreffen dient vor allem dem Austausch. Viele Interessierte kamen am Sonntag nach Irgertsheim. Auch die Jüngsten hatten Spaß an den Oldtimern, besonders beliebt waren die großen Traktoren.Vorsitzender Moritz Liepold (links) zeichnete Wendelin Lechermeier als Ehrenmitglied aus. −Foto: Hausmann

Irgertsheim (DK) Schnittige Felgen, ausgefallene Seitenspiegel und knallbunter Lack: Beim Oldtimertreffen in Irgertsheim traf sich am Sonntag die Szene und präsentierte ihre historischen Motorräder, Traktoren und Autos. Immer mehr geht der Trend zu einem Erhalt des Originalzustands, den auch immer mehr eine jüngere Generation zu schätzen weiß. Ein Blick auf die zeitlosen Maschinen.

Der Motor röhrt auf, der Auspuff knattert, ein bärtiger Mann thront hinter dem Lenkrad seines imposanten Wagens - hollywoodreif. Auf der gegenüberliegenden Fahrbahn kommt ihm ein Traktor entgegen, eine weiße Abgaswolke zischt aus dem Rohr. Die monströsen Reifen schieben sich über den Asphalt. Ein junger Mann auf einem kleinen Moped windet sich durch die herumlaufenden Menschen die Straße hoch. Reifen an Reifen reihen sich hier die historischen Fahrzeuge aneinander - von der leicht rostigen Landwirtschaftsmaschine bis hin zum blauen VW-Bus. Ein Oldtimertreffen mitten in der Ortschaft, dem goldenen Westen, wie die Irgertsheimer sagen.

Knapp 500 Fahrzeuge seien heute hier, erklärte Moritz Liepold, der seit Gründung der Oldtimerfreunde 2009 Vorsitzender ist. Er und sein Verein haben sich den Erhalt historischer Fahrzeuge auf die Fahne geschrieben. "Man muss einfach die Tradition dahinter wertschätzen und auch vor der damaligen Zeit Respekt haben", so Liepold. Immerhin sind die Traktoren fest in Irgertsheim verwurzelt: In den 50er Jahren baute Funk Traktoren, die letzten entstanden 1958. Auch sie gibt es unter den Fahrzeugen zu bewundern.

Doch nicht nur Traktoren sind unter den Landwirtschaftsmaschinen: Gerhard Kroll hat seinen Kartoffelroder aus Unsernherrn mitgebracht - das ist ein Anhänger für den Traktor, der bei der Ernte über eine Kette Kartoffeln aussiebt und wieder aufs Feld rollen lässt. Neue Maschinen benutzen mehr Ketten, diese beschädigen allerdings die Kartoffeln. Deshalb setzt Kroll immer noch auf die alte Technik; mindestens 55 Jahre ist sein Kartoffelroder schon alt. Ausgestattet ist sein Traktor mit einem schwarzen Kennzeichen, immerhin muss er damit fernab vom landwirtschaftlichen Verkehr zu den Treffen fahren. Für Kroll sind die Oldtimer Herzenssache: "Durch den Erhalt kann jeder sehen, wie die alten Maschinen früher gearbeitet haben." Sein Gerät ist Zuschauermagnet unter den Oldtimerfreunden. Ein prüfender Blick auf die Reifen, eine Inspektion des Motors, dann wird auch schon gefachsimpelt.



An jeder Ecke tauschen sich die Besitzer aus - wo gibt es die Ersatzteile? Wer kann bei der Restauration helfen? "Das Oldtimertreffen dient als Informationsstätte", sagt Vorsitzender Liepold. Er zeigt auf eine Agrarmaschine, mit der früher die Gülle verteilt wurde. So etwas habe nicht mal das Landwirtschaftsmuseum. "Keiner weiß, wann sie gebaut wurde. Aber die Älteren hier können sich vielleicht noch daran erinnern und uns weiterhelfen", so der Vorsitzende. Oldtimer sind längst nicht mehr nur für eine ältere Generation, auch die Jüngeren finden Zugang zu den historischen Fahrzeugen. Viele junge Männer kommen mit ihren Motorrädern zum Treffen. "Mit solchen Mopeds sind wir früher selbst noch zur Berufsschule oder in die Arbeit gefahren, und jetzt fahren sie wieder damit aus", freut sich Liepold. Das Oldtimertreffen in Irgertsheim sei einzigartig, weder in Ingolstadt noch in Neuburg gibt es einen Oldtimerverein. Da wird das Treffen dann auch teilweise zum Schaulaufen. Manche Besucher seien sogar aus Baden-Württemberg angereist - in der Szene kennt man sich.

Das Ausfahren gehöre auch mit dazu, erklärt Florian Böhm, zweiter Vorsitzender. "Es ist tödlich, wenn eine Maschine nur steht." Mittlerweile versuchten Sammler ihre Oldtimer möglichst im Original zu erhalten, früher hingegen wurden die Fahrzeuge noch deutlich aufgehübscht. Auch Tobias Braun hat die Einzelteile seines Superlux-Motorads im Original besorgt. Fündig wurde er auf Ebay: Rund 700 Euro ließ er sich sein Sammlerstück kosten und holte es persönlich aus Hamburg ab. Alles selbst zusammengeschraubt, erklärt er stolz. "Das ist einfach nichts Alltägliches. Die Maschinen haben noch Charme und Seele." So kommt das eine Fahrzeug zum nächsten: Braun zählt zu seiner Sammlung noch ein weiteres historisches Motorrad und vier Autos, darunter einen Audi 100. So einen hat früher auch sein Vater besessen. Die Autos sind ein Stück Nostalgie.
Die 135 Mitglieder der Oldtimerfreunde Irgertsheim dürfen sich nächstes Jahr schon auf ihr zehnjähriges Jubiläum freuen. Dieses Jahr zeichneten sie noch Wendelin Lechermeier als Ehrenmitglied aus.

Anna Hausmann