Neuburg
Cha Cha Cha und die Grundzüge von Knigge

Abschlussball des "Tanzkränzchen" der Gymnasiasten im Rennbahn-Festsaal

07.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:54 Uhr
Bernhard Gems blickt zufrieden aufs Parkett: Die jungen Gymnasiasten haben auch dieses Kapitel erfolgreich abgelegt. −Foto: Heumann

Neuburg (lm) Am Samstag eroberte der tanzbegeisterte Nachwuchs das Parkett des Rennbahn-Saals.

Den Abschlussball der Tanzschule Taktgefühl bestritt das Descartes-Gymnasium praktisch im Alleingang.

Ganz so streng sind die Zeiten nicht mehr, als noch klassenweise und geschlossen zum Tanzkurs samt obligatem Anstandsunterricht anzutreten war. Heute herrscht das Freiwilligkeitsprinzip, aber die Schule sieht das außerschulische Treiben in dem Fall nicht ungern, erlaubt den örtlichen Tanzschulen die Werbetrommel zu rühren. Schließlich, so die dem Ganzen zugrundeliegende pädagogische Einsicht, gehöre das Tanzen zur Allgemeinbildung. Und ein Abi-Ball später, auf dem nicht nur die Eltern tanzen, ist auch was Feines.

Das jugendliche Streben nach solchermaßen Allgemeinbildung war wieder so groß, dass die Tanzschule Taktgefühl einen reinen Gym-Kurs zusammenbrachte und es, auf dem Tanzparkett sonst eher die Ausnahme, nur einen leichten Herren-Überschuss auszugleichen galt. Eine gewisse Sondierung zumindest dem Auge nach wird innerschulisch erleichtert, aber Tanzkurse haben es mal so an sich, dass sich fügt, was zumindest bis Abschlussball zusammengehört. Wie das im Ergebnis ausschauen kann, zeigte als gelungene Einlage die Hip-Hop-Gruppe, die ganzjährig jeden Montag bei der Sache und voran auch guter Laune ist. Ein bisschen förmlicher nimmt sich es noch aus, wenn die Tanzabsolventen geschlossen einziehen und jetzt der versammelten Elternschaft vorführen (müssen), was sie in den letzten drei Monaten gelernt haben. Drei Pflichttänze stehen an, Cha Cha Cha, Langsamer Walzer und Discofox, bevor wieder das Duo Caprice für die richtigen Rhythmen sorgt.

Vermutlich auch eine Seltenheit zumindest unter so jugendlicher Dominanz: Es ist ganz offensichtlich ein jeansfreier Abend, man legt Wert auf Etikette. Die Zeiten des förmlichen Anstandsunterrichts sind zwar vorbei, aber auf Grundbegriffe von Knigge wurde an den acht Tanzabenden Wert und von den Tanzlehrern auch ein wachsames Auge gelegt. Dass man der Dame den Stuhl zur Seite rückt, holt man sie zum Tanzen, dass man sie auch ordentlich wieder zum Tisch zurückbringt - es sind die gar nicht altmodischen Kleinigkeiten, auf die Stefanie Gramlich mit dezentem Nachdruck die angehenden Herrn der Schöpfung hin und wieder aufmerksam machte. Und das mit Knoblauch und Zwiebeln als Grundlage für einen möglichst harmonischen und mit weniger Alkohol oft desto rauschenderen Tanzabend - da hat man wirklich fürs Leben gelernt.