Ingolstadt
Bücher für Kinder und von Guerillas

Klein, aber fein: Erster Literatur-Basar im "Bureau ein1/2" bietet die Gelegenheit für ausführlichen Plausch mit Ingolstädter Autoren

22.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:31 Uhr

In Ruhe konnten die Besucher in der Schulstraße in den Werken der Autoren schmökern oder mit ihnen und untereinander plaudern - Foto: Hauser

Ingolstadt (smr) Ruhig und beschaulich ging es am Samstag beim ersten Literatur-Basar im „Bureau ein1/2“, einer Bürogemeinschaft mit Fokus auf Kunst und Kultur, in der Schulstraße zu: Schade, dass so wenige Besucher kamen, denn wann besteht schon die Chance, Autoren in ein Gespräch zu verwickeln und mehr über sie zu erfahren?

Zum Beispiel über Nicole Lübcke, die ein Kinderbuch quasi aus Protest schrieb: „Pippo kommt zu spät“ handelt von einem kleinen Zugvogel und ist die Antwort der Schanzerin auf Lästereien über ihre Heimatstadt. „Gerade die zugezogenen Audianer meckern oft über Ingolstadt. Das hat mich gekränkt“, sagt die Autorin. „Ich wollte zeigen, dass es eine freundliche, weltoffene Stadt ist, die etwas zu bieten hat.“ Das Kinderbuch ist ein Erfolg, und Nicole Lübcke hat mit „Über Geisenfeld“ bereits nachgelegt.

Ebenfalls für Kinder schreibt Susanne Feiner. Schon als Jugendliche wollte sie Schriftstellerin werden, sie absolvierte ein Fernstudium und Seminare für kreatives Schreiben. Die Geschichten von Oskar und Evchen kennen viele kleine Ingolstädter aus dem Wochenblatt Tip. Mit dem Theaterstück „Eine Frau braucht einen Plan“ hat Feiner etwas Neues ausprobiert. Eine gute Idee sei der neue Literatur-Basar, findet sie: „Man kann seine Arbeit vorstellen und trifft interessante Leute.“

Solche wie Jens Rohrer, Leiter des örtlichen Autorenkreises und berühmt-berüchtigt für seine Guerilla-Lesungen: Im Fischladen trug er aus „Moby Dick“ vor. Im Supermarkt brachte er vorm Schnapsregal Werke berühmter Alkoholiker zu Gehör. Und im Bürgeramt gab er Kishons „Blaumilchkanal“ zum Besten. Aber Jens Rohrer, Autor von „Guerillas und Schmotter“, kann auch anders: Am 16. Dezember liest er auf dem Weihnachtsmarkt am Carraraplatz ganz brav Geschichten zum Advent.

Schon mehr als 400 Exemplare wurden seit September von „Alles in Butter“ verkauft – ein Kochbuch der lokalen Jugendredaktion Blickwinkel. Es entstand bei einem multikulturellen Medien-Kochprojekt von jungen Ingolstädtern mit alleinstehenden Flüchtlingen aus afrikanischen Ländern. „Die Gruppe trifft sich immer noch freitags um 14 Uhr in der Schulstraße zum Kochen“, erzählt Elizabeth Reyna. „Mittlerweile sind es 15 afrikanische Jugendliche, aber nur drei aus Ingolstadt. Es wäre wichtig, dass mehr kommen.“ Nächster Auftritt der Kochkünstler ist am 5. Dezember bei der Willkommensparty für Flüchtlinge in der Fronte 79. Groß rauskommen will auch die Band Serious Projekt: Sizley und Chilly sangen und rappten beim Literatur-Basar zwar vor kleinem Publikum. Aber am 11. Dezember stehen sie in München beim Newcomer-Contest Emergenza auf der Bühne und hoffen auf den Durchbruch.